"Zünd in Koblenz eine Kerze für mich an!"

Dreis-Brück · Das ist einmalig in der 169-jährigen Geschichte der Maria-Hilf-Prozession: Gregor Jaax aus Brück hat in diesem Jahr zum 60. Mal die Pilgerstrecke von Hillesheim nach Koblenz zu Fuß zurückgelegt und ist dafür unterwegs geehrt worden. Warum die drei Wallfahrtstage für ihn zu den schönsten im Jahr gehören, erzählte der 79-Jährige nach der Rückkehr dem Trierischen Volksfreund.

 60-mal ist Gregor Jaax aus Dreis-Brück mit der Maria-Hilf-Prozession von Hillesheim nach Koblenz gegangen – seit 20 Jahren in denselben Schuhen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

60-mal ist Gregor Jaax aus Dreis-Brück mit der Maria-Hilf-Prozession von Hillesheim nach Koblenz gegangen – seit 20 Jahren in denselben Schuhen. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Dreis-Brück. Pilger aus seinem Dorf hatten den Jugendlichen Gregor Jaax zu seiner ersten Teilnahme an der Maria-Hilf-Prozession animiert. Das war im Mai 1952. "Da bin ich sofort auf den Geschmack gekommen", sagt Jaax lachend. Mit einer einzigen Ausnahme - nach einer Knieverletzung im Jahr 1989 - blieb er seither der Wallfahrt treu und legte alljährlich an drei Tagen im Mai die rund 100 Kilometer von Hillesheim nach Koblenz zu Fuß zurück.
Menschen ganz nah


60-mal, das sei einmalig in der 1844 begründeten Wallfahrtsgeschichte, hatte Karl Dostert (Dormagen) erklärt, als er als Vorsitzender der Maria-Hilf-Bruderschaft Hillesheim und Leiter der Wallfahrt in der Halbzeit in der St.-Clemens-Kirche in Mayen Gregor Jaax auszeichnete. Seit 1955 ist Jaax als Brudermeister mit von der Partie (siehe Extra).
Warum die Wallfahrtstage für den Jubilar, der in der Landwirtschaft und der Hausschlachtung arbeitete, seit 60 Jahren Küster der Brücker Kirche ist, zu den schönsten im Jahr gehören? "Das gleichmäßige Gehen führt zu innerer Ruhe", erklärt der zweifache Vater und vierfache Großvater. In den Pausen komme man mit anderen Pilgern ins Gespräch über die Anliegen, die man mit sich trage. "Das können sehr persönliche Gespräche mit Menschen sein, denen man noch nie vorher begegnet ist", sagt er.
Das Besondere an der Maria-Hilf-Prozession sei, dass sie zum allergrößten Teil über Hauptstraßen gehe. "Wir wollen ja gesehen werden", betont Jaax. Bewegend sei es auch, wenn die Menschen in den Ortschaften aus ihren Häusern kommen, am Straßenrand stehen, die Hände falten und ein Vaterunser mitbeten. "Da habe ich schon oft feuchte Augen gesehen", erzählt er.
Man gehe nie nur in den eigenen Anliegen, ergänzt Jaax und zitiert Verwandte und Nachbarn: "Denk an mich! Bet für mich! Zünd in Koblenz eine Kerze für mich an!" Und er berichtet von der Wehmut langjähriger Wallfahrer, wenn sie aus Alters- oder Krankheitsgründen nicht mehr mitgehen können.
Etliche Wallfahrtsteilnehmer fahren am Ende der beiden ersten Tage zum Übernachten nach Hause und finden sich am nächsten Morgen früh wieder ein. Nicht so Gregor Jaax. Jahrzehntelang war er in Boos und Ochtendung Jahr für Jahr Gast in denselben Familien und freundete sich mit ihnen an. Doch inzwischen sind die Gastgeber pflegebedürftig, und Jaax\' Pilgerquartiere sind Gasthäuser. Und kommendes Jahr? "Wenn ich es von oben geschenkt bekomme, bin ich vom 12. bis 14. Mai 2014 wieder dabei", sagt er. Mit dabei sind dann auch die schwarzen Lederschuhe von Adidas, die Gregor Jaax 1993 aus einem Nachlass geschenkt bekam und die er seither bei jeder Wallfahrt nach Koblenz an den Füßen trägt.
Extra

Der Brudermeister sorgt für einen geordneten Ablauf der Prozession. Er betet vor und stimmt die Lieder an. Während die Pilger sich in zwei Reihen aufteilen, geht der Brudermeister in der Mitte und gibt Zeichen mit dem Bruderstab. Das ist ein Holzstab, an dessen oberem Ende sich eine Messingplatte mit dem Christusmonogramm befindet. bb

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