Zugewuchert, zerstört, zerschlagen

DAUN/BITBURG. Leer stehende Häuser mindern die Lebensqualität in Ortskernen. Abhilfe schafft im Kreis Daun seit fünf Jahren eine Gebäudebörse, die auch weniger attraktive Gebäude vermittelt. Die Verbandsgemeinden Arzfeld und Neuerburg zogen nach – allerdings mit einem anderen Konzept als im Kreis Daun.

Zugewucherte Kellertreppen, zerschlagene Fenster, eingestürzte Dächer - wenn Häuser lange leer stehen, geht nicht nur die Bausubstanz kaputt. Auch die Wohn- und Lebensqualität in den Dörfern leidet unter dem Verfall in den Ortskernen. "Innenentwicklung vor Außenentwicklung", so laute einer der Grundsätze der Landesplanung, sagt Markus Kowall, Dorferneuerungsbeauftragter des Kreises Daun. Doch leider halte sich kaum einer daran. Mit der Begründung, jungen ortsansässigen Familien müsse man Entwicklungsmöglichkeiten bieten, schaffen Gemeinden Neubaugebiete und vernachlässigen ihre Dorfkerne. "Das ist keine Zukunftsperspektive. So entstehen Vororte ohne Kern", sagt Kowall.Eifel als Alterswohnsitz immer begehrter

Um diesem Problem entgegenzuwirken, bietet der Kreis Daun seit knapp fünf Jahren im Internet eine Gebäudebörse für leer stehende Objekte an. Dieses Pilotprojekt sollte dazu beitragen, die damals kreisweit mehr als 1000 leer stehenden Häuser wieder an Bauherren zu bringen. Derzeit werden 58 Objekte angeboten - neben Wohnhäusern auch Scheunen oder Gewerbehallen. 450 Besucher zählt die Internetseite monatlich, 67 Gebäude wurden in den vergangenen Jahren bereits verkauft. "Die Eifel ist nicht schlecht angesehen. Immobilien finden ihre Käufer", sagt Jürgen Enders, Immobilienfachberater der Kreisparkasse Bitburg-Prüm. Städter aus Nordrhein-Westfalen, seit kurzem verstärkt auch Niederländer und Belgier, schätzten die Eifel als Zweit- oder Alterswohnsitz. Wozu braucht man da eine Gebäudebörse, könnte man sich fragen, wenn doch der Markt alles zu regeln scheint. "Gewisse Gebäude sind für Makler uninteressant", antwortet Kowall. Alte Wirtschaftsgebäude zum Beispiel und Wohnhäuser, die lange leer standen oder verwahrlost sind. Über die Attraktivität entscheidet zudem die Lage. Besonders schwer haben es beidseitig zugebaute Wohnhäuser ohne eigenes Land: Städter, die aufs Land ziehen, wünschen sich Freiraum und Grünflächen. Die Gebäudebörse erfasst neben attraktiven Angeboten auch schwerer zu vermittelnde Bauten. Kostenlos könne sie diese so lange anbieten, bis sie sich verkaufen, sagt Kowall. Die Maklergebühren entfallen und Gebäude, die sonst vielleicht nie verkauft würden, erhalten eine Chance. Im Kreis Bitburg-Prüm seien keine Bereiche mit "besonders hohen Leerständen" erkennbar, teilt die Kreisverwaltung Bitburg-Prüm mit. Eine kreisweite Gebäudebörse gibt es nicht. Mit Neuerburg und Arzfeld haben sich jedoch zwei der sieben Verbandsgemeinden des Kreises um die Einrichtung einer solchen Börse bemüht. Die Börse der Verbandsgemeinde Neuerburg ist bereits über die Homepage abrufbar. Zurzeit werden dort 24 Gebäude, 146 Grundstücke und sechs Mietobjekte angeboten. Der große Unterschied zur Gebäudebörse des Kreises Daun: In der Verbandsgemeinde Neuerburg sind Makler zwischengeschaltet. Scheunen und sonstige Problem-Objekte sucht man vergeblich. Um die regionaltypischen Ortskerne mit ihren alten Bauernhäusern zu erhalten, ist im Kreis Bitburg-Prüm daher verstärkt das Engagement von Gemeinden und Privatleuten gefragt. Die finanziellen Fördermöglichkeiten sind vielfältig: Beispielsweise fördert das Dorferneuerungsprogramm des Landes Rheinland-Pfalz private Baumaßnahmen zur Instandsetzung erhaltenswerter Bausubstanz mit bis zu 30 Prozent (maximal 20 452 Euro). Infos und Anträge zur Dorferneuerung findet man unter dem Menupunkt Downloads auf www.bitburg-pruem.de.

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