Zukunft steht weiter in den Sternen

Schalkenmehren/Daun · Die Sternwarte auf dem Hohen List bei Schalkenmehren könnte mit einem Investitionsaufwand von gut acht Millionen Euro ein Besucher- und Bildungszentrum werden. Das ist eine der Optionen, die ein von der Verbandsgemeinde Daun beauftragtes Beratungsunternehmen präsentiert hat.

 Blickfang: Über die Zukunft des früheren Observatoriums der Universität Bonn bei Schalkenmehren ist noch nicht entschieden worden. Foto: Karl Maas

Blickfang: Über die Zukunft des früheren Observatoriums der Universität Bonn bei Schalkenmehren ist noch nicht entschieden worden. Foto: Karl Maas

Schalkenmehren/Daun. Was wird aus dem Observatorium Hoher List bei Schalkenmehren? Über diese Frage wird schon länger diskutiert, nicht erst, seit die Universität Bonn ihre Sternwarte 2012 für die wissenschaftliche Arbeit endgültig aufgegeben hat (siehe Extra). Etliche Ideen sind schon diskutiert worden, was aber bislang fehlte, war ein wirtschaftlich vertretbares Konzept, wie diese besondere Einrichtung künftig genutzt werden kann. Das bundesweit tätige Beratungsunternehmen Drees und Sommer (Hauptsitz Stuttgart) hat im Auftrag der Verbandsgemeinde (VG) Daun die Sternwarte genau unter die Lupe genommen und Empfehlungen für eine neue Nutzung erarbeitet. Fest steht: Es findet sich derzeit wohl niemand, der sich gegen den Erhalt der Sternwarte aussprechen würde. Die exponierte Lage auf dem 550 Meter Hohen List, die markanten Kuppeln als Blickfang, das Angebot an Vorträgen und Führungen der Astronomischen Vereinigung Vulkaneifel (AVV), die Nähe zu den viel besuchten Maaren und dem Eifelsteig: Das frühere Observatorium hat viel zu bieten. So viel, dass die Fachleute sagen: Das Potenzial für eine neue Nutzung ist da. Detaillierte Untersuchung

Vorstellbar ist, dass das Ensemble der Gebäude und Außenanlagen der Sternwarte zu einem Zentrum für Aktivitäten aus den Bereichen Bildung und Wissenschaft, Erholung und Tourismus sowie Kunst und Kultur wird. Um allerdings eine moderne Infrastruktur mit Übernachtungsmöglichkeiten, Küche, Seminar-, Präsentations- und Versammlungsräume und Ähnliches bieten zu können, ist Geld nötig. Das Beratungsunternehmen hat nun drei Varianten mit Investitionssummen von 4,6 bis 8,2 Millionen Euro vorgestellt. Für den niedrigsten Betrag könnte ein Besucher-, Bildungs- und Kulturzentrum entstehen, ohne Gastronomie und Übernachtungsmöglichkeiten. "Wirtschaftlich nicht vertretbar", sagen die Fachleute. Sie plädieren dafür, dass das Observatorium zum Besucherzentrum des Natur- und Geoparks Vulkaneifel wird. Parallel dazu sind Bildungsangebote etwa zum Thema Astronomie speziell für Kinder und Familien vorgesehen. Weiterer Baustein: ein sogenanntes Hostel, also eine Unterkunft, die nicht so hochwertig ist wie ein Hotel, dafür aber mit etwas niedrigeren Übernachtungspreisen. Die Kosten für diese Variante werden auf 8,2 Millionen Euro geschätzt. Diese Summe sollen private Investoren und die öffentliche Hand aufbringen. Wie es um staatliche Zuschüsse derzeit bestellt ist, brachte Werner Klöckner, Bürgermeister der VG Daun und Vorsitzender des Aufsichtsrats des Natur- und Geoparks Vulkaneifel, bei der Vorstellung der Konzepte auf den Punkt: "Die Finanzierungsmöglichkeiten sind so beschissen wie nie seit der Eröffnung des ersten Naturparks im Jahr 1950." Bevor entschieden wird, was tatsächlich aus der Sternwarte wird, soll es detailliertere Untersuchung geben. Denn es sind noch viele Fragen offen, wie zum Beispiel: Wie ist die Substanz der Gebäude? Was würde eine mögliche Sanierung kosten? Was kosten mögliche Neubauten? Die Ergebnisse sollen im Frühjahr nächsten Jahres vorliegen. Meinung

Noch weit entfernt vom großen WurfAuch wenn nun Daten, Zahlen und mögliche Summen genannt worden sind: Vom ganz großen Wurf - ein finanziell stemmbares Nutzungskonzept für das komplette ehemalige Observatorium - ist man noch weit entfernt. Wo soll Geld aus öffentlichen Kassen herkommen? Bei Land und Kreis ist wenig bis nichts zu holen, und die Möglichkeiten der Verbandsgemeinde Daun übersteigt ein solches Projekt bei Weitem. Aber ohne staatliche Unterstützung wird es nicht gehen. Nicht ausgeschlossen, dass es am Ende heißt: leider nicht finanzierbar. s.sartoris@volksfreund.deExtra

Die Sternwarte steht seit mehr als 60 Jahren auf dem Hohen List bei Schalkenmehren. Ein Dauner Geologe hatte die Astronomen an der Universität Bonn Anfang der 1950er Jahre auf Erhebung als Standort für eine Sternwarte aufmerksam gemacht. Baubeginn auf dem 550 Meter hohen Schlackenkegel war 1952. Zunächst entstanden das Hauptgebäude und drei Kuppeln. Der Erweiterungsbau und die Errichtung von zwei weiteren Kuppeln mit einem Durchmesser von acht Metern erfolgten 1964. 2012 hat die Uni Bonn das Observatorium geschlossen. 2013 ist die in die Liste der Kulturdenkmäler des Landes aufgenommen worden. Deshalb kann das Gebäudeensemble ohne Erlaubnis der Denkmalpflege weder abgerissen noch verändert werden. Die Anlagen gehören dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) des Landes Nordrhein-Westfalen. sts

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