Zwei Dörfer, ein Schicksal

Aus der Geschichte gibt es Beispiele, wie versucht wurde, Hornissen- oder Wespennester auszuräuchern oder anzuzünden - mit katastrophalen Folgen. 1825 wurde die damalige Siedlung Dürmich (heute das Oberdorf der Gemeinde Lirstal in der Verbandsgemeinde Kelberg) von einer entsetzlichen Feuersbrunst heimgesucht.

Lirstal/Oberelz. Nicht blieb übrig. Der gesamte Ort Dürmich brannte 1825 ab. Ebenfalls völlig vernichtet wurde die alte Dorfkapelle. Lediglich der schwere Altarstein blieb liegen. 125 Jahre dauerte es, bis an dieser Stelle ein kirchlicher Neubau entstand. Was war geschehen?

Bis heute wird erzählt, dass Hornissen im Kirchturm ein großes Nest gebaut hatten. Und obwohl sie bisher noch keinem etwas zuleide taten, fühlten sich die Kirchenbesucher durch sie belästigt. "Diese Viehcher sind lebensgefährlich", erzählte man sich erfundene Schauermärchen, "drei Stiche können einen Menschen und sieben Stiche ein Pferd töten!" So kletterte eines Tages ein Mann aus dem Dorf hoch in den Kirchturm und hielt offenes Feuer an das Hornissennest. Wie Zunder entflammte das papierähnliche Nest aus zerkautem Holz, aber auch das trockene Gebälk des Kirchturms. Der Wind blies kräftig, und im Nu flogen Funken und brennendes Material hinab ins Dorf und äscherten es ein.

Damit war Lirstal das gleiche Schicksal beschieden wie elf Jahre vorher dem Nachbardorf Oberelz. Es war im Herbst 1814. Ein heißer Samstagnachmittag. Fast alle arbeitsfähigen Einwohner waren auf den umliegenden Feldern beschäftigt, die letzte Ernte einzubringen. Nur die kleinen Kinder waren im Dorf geblieben. Da entdeckte ein Fünfjähriger im Schuppen des Rieder'schen Anwesens ein mächtiges Wespennest. "Diese stechenden Biester gilt es auszuräuchern", dachte er wohl.

Doch kaum hatte er ein Zündhölzchen an das Wespennest gehalten, da loderten die Flammen empor. In Windeseile züngelten die Flammen hoch, fraßen sich im trockenen Gehölz des Schuppens fest, loderten zum Dach empor, fanden reichlich Nahrung in Heu und Holz. Im Nu stand der gesamte Schuppen in hellen Flammen. Ein kräftiger Wind blies, wehte Feuerfunken hinüber auf die benachbarten Strohdächer, setzte sie ebenfalls in Brand. In kaum zwei Stunden stand beinahe das ganze Dorf in Flammen.

Die Bewohner von Oberelz standen vor dem Nichts. Nur drei, ziemlich abseits liegende Häuser und die Kapelle blieben von der Feuersbrunst verschont.

Der Schock dieses entsetzlichen Brands saß tief. Hilfe suchte man bei himmlischen Mächten. So legten die Oberelzer das heute längst vergessene Gelübde ab, am Schluss des sonntäglichen Rosenkranzes sieben Vaterunser zur Abwendung künftiger Feuergefahren zu beten.

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