Zwischen Blech und Beschwerden

Walsdorf · "Eine Katastrophe", sagt Horst Kolitsch, wenn er an die Kommunalreform denkt. Der Ortsbürgermeister von Walsdorf ist gegen die Fusion der Verbandsgemeinden Hillesheim und Gerolstein. Er ist seit 1994 im Amt - und pflegt ein besonderes Hobby: Er sammelt alte Blechdosen.

 Besondere Leidenschaft: Horst Kolitsch zeigt seine einzigartige Blechdosensammlung. TV-Foto: Mario Hübner

Besondere Leidenschaft: Horst Kolitsch zeigt seine einzigartige Blechdosensammlung. TV-Foto: Mario Hübner

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Walsdorf. Egal, ob Holz, Blech oder Politik - Horst Kolitsch, Ortsbürgermeister von Walsdorf, kann von allem etwas erzählen. Der 78-Jährige führt ein Sägewerk und sammelt Blechdosen. Fein säuberlich stehen sie auf seinen Schränken und Regalen. "Ich besitze bis zu 6500 Stück, von der Niveacreme-Dose bis hin zu ganz antiken Exemplaren", sagt Kolitsch über das Hobby, bei dem ihm das Herz aufgeht. Mindestens ebenso emotional äußert sich der Ortsbürgermeister, wenn er an die Kommunalreform denkt. "Das ist eine Katastrophe", schimpft er. Denn sein Dorf gehört der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim an. Und ginge es nach ihm, würde das auch so bleiben. Daher hat sich der Ortsgemeinderat als bislang einziger im Hillesheimer Land gegen die Fusion mit der VG Gerolstein ausgesprochen.
"Gerolstein will alles einkassieren", kritisiert Kolitsch. Er warnt vor den Folgen, dass die Verbandsgemeinden zusammengehen. "Jetzt wird noch gesagt, dass sich nichts ändert. Aber in zwei Jahren rentiert sich dann vielleicht die erste Schule schon nicht mehr und macht zu. Was haben wir dann irgendwann noch?"
"Nur Schwätzerei"


Kolitsch schimpft auch darüber, dass die Bürger der VG Hillesheim gar nicht befragt worden sind. "In den Wahlflyern wurde immer von Transparenz gesprochen - aber das ist alles Schwätzerei", findet der Mann aus Bayern, der sich in der Vulkaneifel zu einem der Hauptkritiker der Fusion aufgeschwungen hat. Denn in Walsdorf hat Kolitsch schon lange seine neue Heimat gefunden. Seit 1994 ist er Ortsbürgermeister. Und über die Bilanz in den 21 Jahren spricht er mit Genugtuung: "Der Ort ist in der Zeit um 150 Einwohner gewachsen, die Steuern haben wir nicht einmal erhöht." Finanziell gehe es dem Dorf gut. Der Hauptgrund ist, dass es vom Lavaabbau profitiert. Nach TV-Informationen fließen so jährlich rund 300 000 Euro in die Gemeindekassen. "Wir nehmen der Natur aber nicht nur, wir geben ihr auch", sagt Kolitsch. Um das zu beweisen, steigt er mit dem TV-Reporter in sein Auto - und kurvt durchs gesamte Dorf. In den Wäldern zeigt er mit dem Finger auf die vielen Bäume und Hecken, die in der Zeit gepflanzt worden sind. Bereits seit 2007 gibt es außerdem eine Stiftung, in der laut Kolitsch Geld für die nachfolgenden Generationen zurückgelegt wird. 60 000 Euro seien durch sie in den vergangenen Jahren bereits in Organisationen und Vereine geflossen.
Stolz ist der Ortsbürgermeister auch über die geringe Zahl an Leerständen. 920 Menschen leben in Walsdorf und Zilsdorf, das 1974 eingemeindet wurde - darunter viele Niederländer und Belgier: "Sie fühlen sich wohl hier."
Sein Ziel sei es, das Dorf weiterzuentwickeln. Reform hin, Reform her. Das größte Vorhaben ist in diesem Jahr, die Bundesstraße 421 durch Zilsdorf zu sanieren. In diesem Jahr - und in drei Bauabschnitten. Rund 340 000 Euro trage dabei die Gemeinde, 104 000 Euro müssten die Anwohner zahlen. "Der Zustand der Straßen ist desolat", findet Kolitsch, der noch weitere Wünsche hat. Auf dem Arnulfusberg soll so künftig eine Bestattung unter Bäumen möglich sein - eine Entscheidung des Gemeinderats steht noch aus. Der Ortsbürgermeister befürwortet ebenfalls, die marode Kapelle in Zilsdorf zu verschönern, für dessen 1200. Geburtstag im nächsten Jahr bereits die Planungen anlaufen. "Für das Dorf ist sie ein Anziehungspunkt. Wir opfern sie nicht, das gehört sich nicht", meint Kolitsch, der Mann mit den vielen Hobbys und dem großen Ärger auf die Kommunalreform.
Extra

Mit einem Minus im Haushalt von rund 154 000 Euro rechnet die Gemeinde in diesem Jahr. Einnahmen von rund 1,22 Millionen Euro stehen Kosten in Höhe von gut 1,37 Millionen Euro entgegen, von denen ein Großteil mit der Sanierung der B 421 durch Zilsdorf zusammenhängt. flor

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