Zwischen Fassungslosigkeit, Zorn und Trauer

Ungewöhnliche Diebstähle sind bei der Polizei Daun angezeigt worden: An einer Gedenkstelle für eine Unfalltote an der K 33 bei Neroth sind Grableuchten und sogar das Holzkreuz gestohlen worden. Die Angehörigen sind fassungslos.

Neroth. (vog) "Wir sind alle schockiert. Wir sind sprachlos, weil man für eine solche Ungeheuerlichkeit keine Worte mehr findet", sagt Manfred Nüsgen aus Neroth. Gemeinsam mit seinen fünf Geschwistern kümmert er sich um die Gedenkstelle an der K 33, wo seine Schwester im vergangenen Jahr tödlich verunglückte. Am 19. Juni 2006 kam sie mit dem Auto von der Straße ab und prallte gegen zwei Bäume. Die Sanitäter konnten sie trotz aller Bemühen nicht retten (der TV berichtete). Die Geschwister haben an der Unglücksstelle zwischen den Bäumen eine Gedenkstelle zur Erinnerung hergerichtet. Nüsgen erklärt fassungslos: "Zuerst wurden die vier Grableuchten aus Edelstahl gestohlen. Zum Jahrestag hatten wir alles wieder neu gemacht. Jetzt wurden wieder die Grableuchten und sogar das Holzkreuz mit ihrem Vornamen geklaut." In der Hoffnung, dass der Täter aus Zerstörungswut gehandelt und die Gegenstände achtlos weggeworfen habe, suchte die Familie das Waldgelände ab. Vergebens. Auch die Vermutung, dass jemand aus dem Ort der Familie "eins auswischen" wolle, lässt Nüsgen nicht gelten. "Das kann ich mir nicht vorstellen, Anneliese war im Dorf sehr beliebt." Nüsgen hat Anzeige gegen unbekannt bei der Polizei erstattet. Ein außergewöhnlicher Fall in der Statistik. Werner Müllen, stellvertretender Chef der Dauner Polizeiinspektion, sagt: "So ein Vorfall ist uns in den vergangenen Jahren nicht gemeldet worden." Es handele sich klar um Diebstahl, aber nicht um Störung der Totenruhe, weil es keine Grabstätte sei. Allerdings sieht Müllen Gedenkstellen an Unfallorten kritisch: "Grundsätzlich sind sie verkehrsrechtlich nicht erlaubt, weil Verkehrsteilnehmer abgelenkt werden könnten." Eigentlich seien sie als Sondernutzungsflächen genehmigungspflichtig - vergleichbar mit dem Aufstellen von Reklameschildern am Straßenrand. Als weitere Gefahr bestehe wegen der Grableuchten in Forstnähe die Gefahr von Waldbränden. Aber: "Wer von Neunkirchen über die K 33 kommt, sieht die Gedenkstelle gar nicht, und für die Verkehrsteilnehmer von Neroth aus liegt sie auf der gegenüber liegenden Straßenseite." Die Polizei hat die Suche nach den Dieben aufgenommen und bittet, eventuelle Beobachtungen unter Telefon 06592/96260 zu melden.

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