Zwischen Kot und Schwänen

DAUN/STEININGEN. Seit September 2005 werden in Rheinland-Pfalz verstärkt Wildvögel auf Geflügel-Pest-Viren untersucht. Der TV begab sich mit der Biologin Natascha Gaedecke an der Mosel auf die Suche nach Kotproben und sich auffällig verhaltenden Wildvögeln.

"Spektakulär wird es nicht werden", warnt Natascha Gaedecke, Geschäftsstellenleiterin der Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz (GNOR) in Steiningen. Schließlich werde doch nur nach Kot von Höckerschwänen und Stockenten gesucht. Die Biologin mit Schwerpunkt Ornithologie (Vogelkunde) beteiligt sich seit September 2005 am so genannten erweiterten Wildvogel-Monitoring, einer verstärkten Kontrolle von Wasservögeln auf Geflügelpest. Beauftragt wurde die GNOR-Mitarbeiterin vom Ministerium für Umwelt und Forsten in Mainz. Gaedecke nimmt an mehreren Stellen der Mosel, des Rheins sowie am Ulmener Weiher insgesamt 30 Kotproben. Diese werden anschließend zum Landesuntersuchungsamt nach Koblenz gebracht und ausgewertet. "An Eifelbächen halten sich wenig Wildvögel auf. Deshalb orientiere ich mich bei meiner Arbeit auf Gewässerstellen, wo viele Wildvögel zusammen kommen", sagt sie. Dies ist an diesem Tag an fünf Stellen der Mosel und des Rheins zwischen Cochem und Koblenz der Fall. "Das Wildvogel-Monitoring soll ein Frühwarnsystem sein", erklärt Gaedecke. Noch bevor sich ein Vogel irgendwie auffällig verhält, kann eine Kotprobe Aufschluss über eine mögliche Infektion geben. Die Sicherheitsvorkehrungen während der Kotproben-Entnahme wurden derweil vom Ministerium für Umwelt und Forsten wieder gelockert. Gaedecke und Eeva Ojanperä, die bei GNOR ein Freiwilliges ökologisches Jahr (FÖJ) absolviert, müssen bei ihrer Arbeit keinen Mundschutz tragen - geschweige denn einen "Astronauten-Anzug". Handschuhe sind weiterhin Pflicht. Mit einem kleinen Schäufelchen machen sich Gaedecke und Ojanperä auf die Suche nach frischem Kot. Dass er frisch ist, ist wichtig, denn "nach 24 bis 36 Stunden sterben die Viren im Kot ab", sagt Gaedecke. Ganz ohne Berührungsängste kniet die Biologin zwischen den watschelnden Höckerschwänen. Die fauchen ein bisschen, dulden dann aber die Fremde in ihrer Mitte. Sorgfältig wird der Deckel des Plastikröhrchens mit der Kotprobe zugeschraubt und von Ojanperä beschriftet. Während in Deutschland für Geflügel noch immer Stallpflicht herrscht, hegt Gaedecke eine immer häufiger diskutierte These: "Infizierte Hühner stecken Wildvögel mit dem H5N1-Virus an, nicht umgekehrt." Schuld daran sei die Massentierhaltung und die Fütterung der Hühner mit Tiermehl. Der beinahe unkontrollierte Handel mit Kot aus Geflügelfarmen erkläre unter anderem die Verbreitung des H5N1-Virus. Wasser-Vögel könnten sich am Virus angesteckt haben, da Parkanlagen und Uferpromenaden damit gedüngt werden. Deshalb wünscht sich die Biologin die Abschaffung der Massentierhaltung.

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