Zwist ums Vieh zieht weite Kreise

SCHÜLLER. Die Ammenviehhaltung von Matthias Pfeil erhitzt weiter die Gemüter. Kreisverwaltung Daun und Verbandsgemeinde Obere Kyll machen sich gegenseitig Vorwürfe.

"Aufgrund der TV -Berichterstattung ist das Gewerbeaufsichtsamt Trier aktiv geworden", sagt Werner Arenz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Obere Kyll. Nach einer Ortsbesichtigung habe die Behörde Matthias Pfeil mitgeteilt, dass er das Silo-Futter anders lagern soll. Auch sei es unzulässig, große Mengen Futter über mehrere Tage hinweg vorzuhalten. Verdorbenes Futter und Futterreste dürften nicht mehr, wie bisher praktiziert, offen gelagert werden. "Dass Kreisveterinär Naujok dann immer betont, es sei alles in Ordnung, ist unverständlich", resümiert Arenz. Er habe absolutes Verständnis für die Fassungslosigkeit in der Bevölkerung und beim Ortsgemeinderat Schüller.Mehrere Ratsmitglieder fordern derweil: "Das Kreisveterinäramt muss endlich reagieren und darf nicht länger zusehen."Landrat: Kontrollen, meist unangemeldet

Landrat Heinz Onnertz nimmt seine Mitarbeiter in Schutz: "Ich bin stolz auf Naujoks Arbeit. Dem Veterinäramt ist keinerlei Unterlassung nachzusagen." Von Oktober bis Januar habe es meist unangemeldete Kontrollbesuche in zweistelliger Zahl gegeben. Bezüglich Fütterung, Ernährungszustand und Wasserversorgung der Tiere sei alles in Ordnung. Das glaubt Peter Pfeil, Zweiter Beigeordneter der Ortsgemeinde, nicht: "Wie jeder sehen kann, kriegen die Tiere schimmeliges Futter an total verdreckten Futterplätzen." Außerdem blieben die Plastikseile meist um die Ballen, so dass die Tiere sie mitfressen würden. Er behauptet, dass die Tiere dadurch nicht wiederkäuen könnten und verenden müssten. Naujok hält dagegen: "Ich habe mich beim Pathologen schlau gemacht, die Wahrscheinlichkeit, dass ein Tier wegen eines gefressenen Seils verendet, ist gleich Null."Bernd Feltges, Chef des Dauner Kreisbauernverbands, meint: "Das Vieh kaut nur auf den Seilen 'rum und spuckt sie dann wieder aus." Der Betrieb Matthias Pfeil sei kein "schwarzes Schaf" im Mitgliederverzeichnis. Er selbst verkaufe Stroh dorthin, und Matthias Pfeil sei ihm "noch nie was schuldig geblieben". Bezüglich der Ammenviehhaltung folgert Feltges: "Von zwei anderen Ammenviehhaltern an der Oberen Kyll weiß ich, dass deren Betriebe frei von Rinderherpes-Viren sind. Daran sieht man, dass es den Tieren in dieser Art Haltung gut geht, sie gesund sind."Veterinär versteckt sich hinter Datenschutz

Über Rinderherpes im Betrieb Matthias Pfeil hat der TV aber nichts in Erfahrung bringen können. Naujok verweist auf den Datenschutz. Und Pfeils Anwältin beantwortet keine der zehn gestellten Fragen zur Ammenviehhaltung ihres Mandanten: weder zur Anzahl der in jüngster Zeit verendeten Tiere im Verhältnis zum aktuellen Viehbestand, noch zur Abholung von Kadavern durch die Tierkörperbeseitigungsanstalt (TKBA) oder zu laufenden Bußgeldverfahren. Vor kurzem wurde auf einer von Matthias Pfeil bewirtschafteten Wiese ein verwesendes Rind gefunden. Arenz meinte, es bestehe "permanente Seuchengefahr" und warf dem Kreisveterinäramt Ignoranz vor. Onnertz dementierte und schlug zurück (der TV berichtete).Arenz bleibt jedoch bei seinen Vorwürfen: "Wir stellen derzeit in verschiedenen Abteilungen Material zusammen. Die Dokumentation über diese unhaltbaren Zustände wird demnächst unser Haus in Richtung übergeordnete Behörden und Ministerium verlassen."

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