Auslese Weintrinken – zwischen Himmel und Hölle

Ich gebe es zu: Mit der Kirche habe ich schon lange abgeschlossen. Warum? Das würde zu weit führen und diese Auslese sprengen. Warum dann dieser Einstieg?

Auslese: Weintrinken – zwischen Himmel und Hölle
Foto: TV/Schramm, Johannes

Ist Ihnen schon mal auf der Fahrt mit dem Saufbähnchen durch das Moseltal – gut, seit Kurt Tucholsky über die Fahrt berichtete und der Zug zwischen Trier und Bullay an 38 Stationen hielt, sind mehrere Jahrzehnte vergangen – aufgefallen, dass es durch Himmel, Hölle und Erde(n) geht?

Wie ich darauf komme? Die rheinland-pfälzische Landwirtschaftskammer stellt auf ihrer Homepage eine Liste aller Weinlagen im Anbaugebiet Mosel bereit. Und wer darauf mal einen Blick wirft, wird schnell feststellen, dass die (katholische) Kirche bei der Namensfindung ein mächtiges Wort mitzureden hatte. Während die Lage „Großer Herrgott“ (Wintrich) und „Götterlay“ (Bruttig-Fankel) noch ziemlich einmalig sind, findet man dagegen sein „Himmelreich“ gleich in zwei Winzerdörfern (Graach und St. Aldegund). „Engelströpfchen“ hingegen kann man nur in Ediger-Eller genießen. Wie wäre es, wenn man hierzu ein „Osterlämmchen“ (ebenfalls Ediger-Eller) anrichtet?

Rar sind an der Mosel auch Weine aus der „Hölle“ (Wiltingen, Alf) und dem „Paradies“ (Kröv). Massenware hingegen alles, was im „Kirchberg“, „Klosterberg“, „Klosterweg“ oder „Klostergarten“ wächst. Mindestens 20 Einzellagen nennt die Landwirtschaftskammer auf ihrer Liste, die so heißen. Aber es sind natürlich nicht nur namenlose Kirchen und Klöster, die für Weinlagen Pate stehen. So gibt es in Mülheim an der Mosel beispielsweise die Lage „Helenenkloster“, in Fell den „Maximiner Burgberg“ und in Kenn den „Maximiner Hofgarten“. In Trier erinnern die Lagen „Benediktinerberg“, „Jesuitenwingert“, „St. Matheiser“, „St. Maximiner Kreuzberg“ und „St. Martiner Klosterberg“ daran, dass in der Hauptstadt des Kurfürstentums Trier der Klerus lange Zeit das Sagen hatte. Der war meist männlich, außer in Wehlen und Briedel: Hier hatten auch Nonnen Aktien im Weinberg.

Damit wäre dann eines sicher: Wer auf dem „Gottesfuß“ (Wiltingen) steht, söhnt sich schnell mit Gott und der Kirche mit einem himmlischen Geschenk im Glas aus. Zum Wohl!

a.schumitz@volksfreund.de