Wirtschaft Welche Zukunft haben Karstadt und Kaufhof in Trier?

Trier/Essen · 300 Beschäftigte im Oberzentrum sind von der Fusion der Warenhauskonzerne betroffen. Gewerkschaft: Gute Chancen für alle drei Filialen.

 Keiner weiß, wohin die Reise geht. Was wird aus den Filialen von Karstadt und Kaufhof in Trier, die direkte Nachbarn sind?

Keiner weiß, wohin die Reise geht. Was wird aus den Filialen von Karstadt und Kaufhof in Trier, die direkte Nachbarn sind?

Foto: TV/Roland Morgen

Die Trierer Fußgängerzone hat Symbolcharakter. Dort steht seit Jahren eine Filiale des Warenhauskonzerns Karstadt direkt neben der des bisherigen Konkurrenten Kaufhof. Seit gestern ist klar: Aus beiden noch eigenständigen Unternehmen wird eins, Karstadt und Kaufhof fusionieren.

Der österreichische Karstadt-Eigentümer Signa wird die Mehrheit der Kaufhof-Anteile vom kanadischen  Eigner Hudson‘s Bay Company (HBC) übernehmen. Geleitet wird der neue Konzern vom Karstadt-Chef Stephan Fanderl. Wie der Name des neuen Unternehmens sein wird, ist noch unklar. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur sollen sowohl Karstadt als auch Galeria Kaufhof zunächst als Marken bestehen bleiben. Der neue Einzelhandels-Riese wird europaweit 243 Standorte haben und rund 32 000 Mitarbeiter beschäftigen. In Deutschland betreibt Kaufhof derzeit 96 Warenhäuser (zwei davon in Trier) und Karstadt 82 (eins in Trier).

Branchenkenner halten Filialschließungen für wahrscheinlich, insbesondere in Städten, wo zwei Geschäfte der bislang getrennten Ketten dicht nebeneinander stehen. Über einen möglichen Stellenabbau wurde gestern nichts bekannt. Medienberichten zufolge könnten im Zuge der Fusion rund 5000 Jobs wegfallen. Jedoch sind diese Angaben umstritten. Einige Branchenkenner halten sie für deutlich zu hoch gegriffen.

In Trier sind rund 300 Beschäftigte von der Fusion betroffen: bei Karstadt 91, bei Kaufhof insgesamt 206 in den beiden Filialen. Wie sich der Zusammenschluss konkret für sie auswirkt, ist unklar. Bislang haben sich weder die jeweiligen Geschäftsleitungen noch die Betriebsräte der Filialen an den drei Standorten in der Fußgängerzone geäußert.

Bei der Gewerkschaft Verdi geht man davon aus, dass die beiden Kaufhof-Filialen und die von Karstadt in dem Oberzentrum erhalten bleiben können. „Die haben bislang nebeneinander existiert, warum sollte es in Zukunft anders sein?“, fragt Verdi-Sprecher Dennis Dacke. Das Potenzial dafür sei in einer Touristenstadt wie Trier auf jeden Fall vorhanden. Es sei allerdings nicht ausgeschlossen, dass sich die jeweiligen Häuser spezialisieren, dass womöglich aus der Karstadt-Filiale ein Warenhaus für Sport werde. Gerade in einer Region wie Trier, in der viel gewandert werde, biete sich ein solches Geschäft an, sagt Dacke. Karstadt verfügt über eigene Sporthäuser. Die beiden Kaufhaus-Häuser könnten sich dann – so die Vorstellung von Dacke –, auf unterschiedliches Publikum konzentrieren, eine Filiale könnte eher jüngere Käufer ansprechen, die andere ältere. Warenhäuser könnten sich durch Differenzierung und klare Ausrichtung auf bestimmtes Zielpublikum durchaus gegen den Online-Handel behaupten, ist sich der Verdi-Sprecher sicher.

Kaufhof und Karstadt macht seit Jahren der Siegeszug von Billiganbietern wie Primark und Online-Händlern wie Amazon oder Zalando zu schaffen, aber auch die Konkurrenz der großen Einkaufszentren. Besonders kritisch ist die Situation zurzeit bei Kaufhof. Die Kölner kämpfen seit der Übernahme durch HBC Ende 2015 mit Umsatzrückgängen und roten Zahlen. Karstadt hat nach einer harten Sanierung unter Führung Fanderls gerade erst die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft.

Von dem Zusammenschluss erhoffen sich die beiden Ketten eine Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition. Die Bündelung von Einkaufsmacht dürfte es Kaufhof und Karstadt ermöglichen, bessere Konditionen von den Lieferanten zu bekommen. Außerdem könnten nach Einschätzung von Branchenkennern in der Verwaltung, Datenverarbeitung und Logistik beträchtliche Summen gespart werden.

Ein Wort mitzureden haben die Wettbewerbshüter. Kartellamtspräsident Andreas Mundt kündigte bereits an, die Fusionspläne auf jeden Fall genau unter die Lupe zu nehmen: Es müssten sowohl die Folgen für die Kunden als auch für die Lieferanten geprüft werden.

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