Handwerk Wenn es wieder etwas länger dauert

Trier · Auch Kommunen bekommen den Fachkräftemangel im Handwerk zu spüren.

 Wie in anderen Branchen sind auch im KFZ-Gewerbe die Fachkräfte knapp: Ein Mechaniker arbeitet in einer KFZ-Werkstatt an der Unterseite eines Autos, das auf der Hebebühne steht.

Wie in anderen Branchen sind auch im KFZ-Gewerbe die Fachkräfte knapp: Ein Mechaniker arbeitet in einer KFZ-Werkstatt an der Unterseite eines Autos, das auf der Hebebühne steht.

Foto: dpa/David-Wolfgang Ebener

„Ich habe keinen Job verrichtet – ich hab‘ mein Tagwerk vollbracht. Andere spüren Erschöpfung. Ich nenne es Zufriedenheit. Das alles mache ich für einen Lohn, um den mich andere beneiden: Erfüllung.“ Derart wortreich wirbt das Handwerk in einer Kampagne um Nachwuchs. Motto: „Und? Was hast du heute gemacht?“ Auf Plakaten werben Roy, der Zupfinstrumentenmacher, Imad, der Orthopädietechnik-Mechaniker, oder Chantal, die technische Produktdesignerin. Ihre Botschaft: Handwerk ist hipp und trendy, wie es Matthias Schwalbach von der Trierer Handwerkskammer sagt.

Das Handwerk hat ein Imageproblem. Die immer weniger werdenden Schüler hätten kaum noch Interesse daran, Maurer, Frisör oder Mechaniker zu werden, beklagt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks. Jahrelang sei vermittelt worden, dass beruflich nur eine Chance habe, wer studiert, sagt er. Handwerk und Berufspraxis seien schlecht geredet worden. Abitur und Studium seien nicht der alleinige Weg, um beruflich erfolgreich zu werden.

Seit Jahren ist auch in Rheinland-Pfalz die Zahl der Lehrlinge in Handwerksberufen rückläufig. Im Jahr 2016 betrug der Rückgang gegenüber dem Vorjahr laut Statistischem Landesamt 1,4 Prozent. In anderen Branchen ging die Zahl der Auszubildenden zwar noch weiter zurück. Im Vergleich zu Industrie und Handel haben im Handwerk mit rund 7500 neuen Lehrlingen aber auch nur halb so viele Jugendliche im Jahr 2016 eine Ausbildung begonnen. Das führt in Zeiten einer boomenden Konjunktur, in denen bei niedrigen Zinsen die Bauwirtschaft floriert, zu einem Engpass. Den Handwerksbetrieben fehlt oft ausreichend Personal. Und das bei gut gefüllten Auftragsbüchern und weiter steigender Nachfrage.

Das bekommt in zunehmendem Maß auch die öffentliche Hand zu spüren. Etwa der Kreis Bitburg-Prüm. Bei kleineren, nicht planbaren Maßnahmen, etwa bei Reparaturen, gebe es durchaus Probleme, kurzfristig Handwerker auf die Baustelle zu bekommen, sagt ein Sprecher der Kreisverwaltung in Bitburg. Das liege nicht immer am Handwerksbetrieb, sondern oft auch daran, dass benötigte Ersatzteile nicht verfügbar seien und auch nicht kurzfristig geliefert werden könnten. Das Problem fehlender Mitarbeiter zeige sich häufig an vom Kreis ausgeschriebenen Baumaßnahmen. Oft sei die Zahl der auf der Baustelle beschäftigten Personen zu gering, „sodass die Gefahr besteht, dass sich der Abschluss der Arbeiten verzögert“, sagt der Kreissprecher. Dies wiederum könne zu Problemen bei den nachfolgenden Arbeiten führen.

Ein Problem, das man auch bei der Verbandsgemeinde Hermeskeil kennt. Bei den meisten Angeboten, die Firmen auf Ausschreibungen abgäben, wiesen diese darauf hin, dass die Ausführung nur zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgen könne „was oftmals nicht mit dem angedachten Zeitplan übereinstimmt“, sagt Harald Haubricht vom Bauamt der Verbandsgemeindeverwaltung. Gerade bei kleineren Aufträgen komme es zu längeren Wartezeiten, heißt es auch aus der Verbandsgemeindeverwaltung Daun. Oft müssten die Auftragnehmer mehrfach aufgefordert werden, sagt eine Sprecherin. Vor allem bei Ausschreibungen für Baumaßnahmen sei festzustellen, dass die Zahl der eingereichten Angebote zurückgehe. Keine Probleme mit der Vergabe von Handwerkerleistungen melden die Verbandsgemeinde Konz und die Stadt Trier.

Viele Privatkunden machen ähnliche Erfahrungen wie die Kommunen. Einige berichten, dass sie für Kleinstreparaturen kaum Handwerker finden. Und wenn, dann gäben diese überteuerte Angebote ab, um die Kunden abzuschrecken oder darauf zu setzen, dass diese ihnen trotzdem den Auftrag erteilten, heißt es in Internetforen.

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