Ausstellung Magische Objekte aus profanen Dingen

Trier · Derzeit präsentieren sich die Viehmarktthermen besonders „wertvoll“: Unter diesem Motto schufen rund 30 Kunsthandwerker aus der Region Unikate .

 Weberin Gloria Döres (hinten) zeigt Karin Bille ihre Tücher aus der Wolle alter Ziegenrassen.

Weberin Gloria Döres (hinten) zeigt Karin Bille ihre Tücher aus der Wolle alter Ziegenrassen.

Foto: Dorothee Quaré

Weiche Stoffe in leuchtenden Farbübergängen, glitzernde Glasschalen und eine Auswahl edler Ledertaschen kontrastieren mit den uralten römischen Mauerresten in den Viehmarktthermen. Aber irgendwie ergibt sich auch ein reizvolles Zusammenspiel zwischen historischem und zeitgenössischem Handwerk. „Ich habe fast den Eindruck, die alten Mauern freuen sich, dass sie durch diese Ausstellung neue Lebendigkeit bekommen“, sagt Karin Bille von der Beratungsstelle Formgebung der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern Rheinland-Pfalz. Seit zehn Jahren begleitet sie die Gruppe Werkform, in der sich vor über zwei Jahrzehnten gestaltende Handwerker aus der ganzen Großregion zusammengeschlossen haben. Sie tauschen Ideen aus und verwirklichen Projekte. Die Resultate liegen im Trend – sind sie doch regional, bestehen vielfach aus Restmaterialien, sind nachhaltig und vermeiden weite Transportwege.

Zwei Besucherinnen betrachten die Glaskunstwerke von Hedi Schon.

Zwei Besucherinnen betrachten die Glaskunstwerke von Hedi Schon.

Foto: Dorothee Quaré

Ein Renner sind etwa die Pfannen, die Kunstschmied Paul Kreten fertigt. „Sie sind sehr langlebig und phantastisch etwa für Steaks“, schwärmt Karin Bille. „Drechselfranz“ Franz Bermes hat in den Thermen einen kleinen Nadelwald aufgebaut. Die Bäumchen bestehen aus den unterschiedlichsten Hölzern – Birne, Nussbaum, Eibe, Douglasie. „Ich fülle Lücken im Holz nicht mit Epoxitharz, wie es oft gemacht wird“, erklärt er: „Das gibt später Sondermüll.“ Außerdem nutzt er nur Bäume, die ohnehin gefällt werden.

Wild und witzig sind viele Kreationen aus Kupfer von Britta Rösler – zu sehen in der Werkform-Ausstellung in den Viehmarktthermen in Trier.

Wild und witzig sind viele Kreationen aus Kupfer von Britta Rösler – zu sehen in der Werkform-Ausstellung in den Viehmarktthermen in Trier.

Foto: Dorothee Quaré

Ein echter Hingucker sind auch die Postkarten aus Stoff der Trierer Designerin Anna Isaeva, die sie aus kleinen Resten geschaffen hat. Die Stoffe für ihre Unikat-Kleidungsstücke lässt sie in deutschen Webereien herstellen. Aus kleinsten Resten kreiert auch Hedi Schon ihre Glasschalen. Stückchen werden sorgfältig aufgeschichtet und verschmolzen. Zum Verzieren dient auch einmal alter Telefondraht. Ihr Ehemann Norbert Kölzer veredelt Flachglas mit Hitze und Sandstrahltechnik zu Schalen und Leuchten – die Ergebnisse sind faszinierend. Dies gilt auch für die filigranen, aus vielfältigen Materialien geschaffenen Schmuckstücke von Birgit Maringer: Jedes davon ist einen zweiten Blick wert.

Diese Ausstellung ist ein Fest für die Sinne, man möchte die Objekte berühren, darüber streichen und die Textur erleben. Dies gilt für die massive, urtümlich wirkende Skulptur „The Brain“, die Holzbildhauerin Gabriele Drangmeister aus Oliven­wurzel­holz geschaffen hat. Für die glatten Oberflächen der schön gemaserten Holzgefäße von Lutz Braun­eck. Für die detailreich gestalteten Tiere und Fabelwesen aus Kupfer von Britta Rösler.

So viel gutes Handwerk ist in den Viehmarktthermen nur selten vereint – und dies zu moderaten Preisen.

Die Jahresausstellung der Gruppe Werkform in Trier ist noch vom 12. bis zum 17. Oktober in den Thermen am Viehmarktplatz zu sehen.

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