Gesundheit Kliniken in der Region sind nicht überlastet

Trier · Zahl der Covid-Patienten auf den Intensivstationen hält sich noch in Grenzen. Angst vor Personalengpass.

In den vergangenen Tagen haben Mediziner davor gewarnt, dass es zu einer Überlastung der Krankenhäuser kommen könnte. Vor allem auf den Intensivstationen werden durch die Zunahme von schwer erkrankten Covid-19-Patienten Engpässe befürchtet.

Doch noch scheint die Lage in Rheinland-Pfalz und der Region vergleichsweise entspannt. Laut Intensivregister waren gestern Mittag im Land noch fast 36 Prozent der 1392 Intensivbetten frei. Damit steht Rheinland-Pfalz deutlich besser da, als andere Bundesländer. In Berlin lag gestern der Anteil der freien Intensivbetten noch bei rund zehn Prozent. In Hessen und Nordrhein-Westfalen waren es etwas mehr als 21 Prozent.

Sechs Prozent der Patienten, die auf den Intensivstation in rheinland-pfälzischen Kliniken behandelt werden, sind an Covid19 erkrankt. Laut Gesundheitsministerium waren das gestern 437 Patienten, 82 von diesen wurden intensivmedizinisch behandelt, 65 davon mussten beatmet werden. Auch für den Fall, dass die Zahl der in den Kliniken behandelten Covid-Patienten weiter steigen wird, sehen die Krankenhausgesellschaft und das Gesundheitsministerium die Krankenhäuser in Rheinland-Pfalz gut gerüstet. „Die Krankenhäuser sind auf jeden Fall besser vorbereitet auf die Corona-Entwicklung als im Frühjahr. Sie hatten Zeit, ihre Einsatzpläne und Infrastruktur anzupassen“, sagte der Vorsitzende der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz (KGRP), Bernd Decker. Mit Blick auf den intensivmedizinischen Bereich erklärte Decker, der Engpass sei nicht die Zahl der Intensivbetten oder Beatmungsgeräte, die es in Rheinland-Pfalz gebe. Sorge bereite ihm eher die Entwicklung beim Personal.

Das sieht auch der Sprecher Marienhaus GmbH, Heribert Frieling, so. Das Personal sei derzeit der Flaschenhals. Es sei ein Faktor, der nicht planbar sei. Pflegekräfte oder Ärzte könnten wegen Erkrankung oder wegen angeordneter Quarantäne kurzfristig ausfallen. Daher habe man das Personal gebeten, noch stärker als die übrigen Bürger, ihre Kontakte zu reduzieren, um zu verhindern, dass diese sich infizieren und damit womöglich Kollegen oder Patienten gefährdeten oder aber dass sie wegen Kontakt zu Infizierten in Quarantäne müssen und damit zunächst einmal in den Kliniken ausfallen, erklärt Frieling. Noch sei die Lage in den Marienhaus-Kliniken in der Region nicht angespannt. Im Hermeskeiler Krankenhaus werden derzeit vier Covid-Patienten behandelt, keiner davon auf der Intensivstation, in Bitburg muss ebenfalls kein mit dem Sars-Cov-2-Virus Infizierter intensivmedizinisch behandelt werden, einer wird auf der Normalstation behandelt. Anders sieht die Situation im Gerolsteiner Krankenhaus aus. Dort werden 13 Covid-Patienten behandelt, drei davon auf der Intensivstation, alle drei müssen beatmet werden. Die Lage könne sich kurzfristig ändern, warnt Frieling vor zu viel Optimismus.

Das bestätigt auch eine Sprecherin des Saarburger Krankenhaus. „Zur Zeit befinden sich vier Covid-Patienten auf der Isolierstation und zwei Patienten auf Intensiv, wobei sich die Lage stündlich ändern kann“, sagte sie gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Das Kreiskrankenhaus sei jederzeit in der Lage, die Kapazität der Intensivbetten zu erweitern. Auch aus dem Verbundkrankenhaus Bernkastel/Wittlich ist zu hören, dass sich die Lage fast täglich ändere. Vor einer Woche seien noch neun Covid-Patienten behandelt worden, seien es gestern 23 Patienten gewesen, wovon einer intensivmedizinisch versorgt werden müsse, so eine Kliniksprecherin.

Im Trierer Mutterhaus ist die Lage noch relativ entspannt was die Behandlung von Corona-Patienten angeht. Vier Patienten wurden dort auf der Intensivstation am Standort Mitte und neun Patienten im Klinikum Mutterhaus Nord auf der Corona Normalstation behandelt. Noch ist unklar, ob und gegebenenfalls wann das im Frühjahr kurzfristig von Mutterhaus und Brüderkrankenhaus in Betrieb genommene Corona-Gemeinschaftskrankenhaus wieder eröffnet wird. Das sei abhängig von den personellen Ressourcen, dem Behandlungsbedarf der Patienten und von „zukünftigen politischen Entscheidungen“, wie eine Sprecherin des Mutterhauses mitteilte. Damit ist gemeint, ob das Gesundheitsministerium in Mainz wie im Frühjahr anordnet, dass planbare Eingriffe und Operationen in den Kliniken verschoben werden, um so Intensiv-Kapazitäten für Covid-Patienten freizuhalten. Uwe Janssens, der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), sagte gestern in Berlin, dass die Krankenhäuser, die schon Engpässe spürten, jetzt wieder in den Notbetrieb einsteigen müssten. Zu Beginn der Pandemie hatte das bei den Kliniken, auch denen in der Region zu deutlichen Einnahmeverlusten geführt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte gestern an, dass es womöglich wie im Frühjahr pauschale Ausgleichszahlungen für freigehaltene Betten geben soll. Konkrete Aussagen, wie die Hilfen aussehen sollen, machte er nicht.

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