Busverkehr Emile Weber, Flibco & Co.

Trier/Luxemburg · Wie luxemburgische Busunternehmen immer mehr in der Region Fuß fassen. Einige Firmen aus dem Nachbarland sind diesseits der Grenze am öffentlichen Nahverkehr beteiligt.

Angefangen habe es mit einer Kutsche, heißt es auf der Internetseite des zweitgrößten luxemburgischen Buskonzerns Emile Weber. 1875 fuhr die Droschke zwei Mal pro Woche drei Strecken in Luxemburg. Heute bewegt Weber mehrere Hundert Busse. Und das nicht nur in Luxemburg. Das Unternehmen (450 Fahrzeuge, über 1000 Mitarbeiter) ist seit Jahren auch in der Region unterwegs. Täglich bringen 40 Pendlerbusse im Auftrag des luxemburgischen Verkehrsministeriums von Trier aus Grenzgänger zu ihren Arbeitsstätten im Nachbarland. Für die luxemburgische Staatsbahn CFL fährt Weber mehrmals am Tag von Luxemburg zum Hauptbahnhof Saarbrücken.

Auch im Fernbusgeschäft ist das im luxemburgischen Canach sitzende Unternehmen tätig. Im Auftrag von Flixbus bedient Weber die Linien von Luxemburg über Trier, Kaiserslautern, Mainz und Frankfurt nach Berlin sowie die von Brüssel über Luxemburg, Saarbrücken, Strasbourg, Freiburg und Basel nach Zürich. Das Luxemburger Unternehmen sammelte gemeinsam mit den Stadtwerken Trier (SWT) erste Erfahrungen im Fernbusgeschäft. 2012 gründeten Weber und SWT den DeLux-Express und boten tägliche Fahrten von Luxemburg über Trier nach Frankfurt an. Im Dezember 2016 stiegen die Stadtwerke aus der Gesellschaft aus und übertrugen ihren 40-prozentigen Anteil an Weber.

Trotzdem kooperieren die beiden Unternehmen weiterhin. Die Luxemburger sind, zunächst unter dem Namen Citytour Trier, als Subunternehmen für die Stadtwerke tätig und bedienen in deren Auftrag einige Linien. Die Tochterfirma Citytour war seit 2006 quasi die Trierer Filiale Webers. Unter diesem Namen führt das Unternehmen Stadtrundfahrten in Trier durch. Citytour ist mittlerweile in der in diesem Jahr neu gegründeten Firma Tempus aufgegangen. Diese hat ihren Sitz in Irrel (Eifelkreis Bitburg-Prüm). Tempus ist seit vergangenen Montag für den Linienverkehr in der ­Südeifel zuständig (der TV berichtete). 15 Buslinien gehören zu dem Linienbündel, für das die Tochterfirma von Weber im Juni den Zuschlag erhielt. 42 Busse, davon 21 Neufahrzeuge, werden dort eingesetzt. Über sieben Millionen Euro wurden dafür investiert.

Neben Emile Weber ist auch dessen luxemburgischer Mitbewerber Bollig Gesellschafter von Tempus. Bollig ist im Rahmen des Linienbündels für den grenzüberschreitenden Busverkehr von Bitburg nach Echternacht, zuständig. Damit beherrscht Weber indirekt fast den gesamten Pendlerverkehr aus der Region nach Luxemburg. Zumal das Luxemburger Unternehmen am 1. Dezember auch das saarländische Busunternehmen Müller-Nies in Perl übernommen hat. Dieses hat bislang fünf grenzüberschreitende Linien  von Saarburg und dem Saarland aus betrieben. Diese werden ab Februar von der neuen Firma Weber-Nies übernommen. Weber wird nachgesagt, sich für noch für weitere Linien diesseits der Grenzen zu interessieren und sich an entsprechenden Ausschreibungen zu beteiligen.

Das Canacher Busunternehmen ist aber nicht das einzige aus Luxemburg, das auf Expansionskurs in der Region ist. Das größte Unternehmen, Sales-Lentz betreibt seit einiger Zeit unter dem Namen Flibco die Linie von Luxemburg über Trier zum Flughafen Hahn. Im Auftrag des für den Regionalbusverkehr zuständigen Zweckverbands SPNV Nord steuern die luxemburgische Busse auch öffentliche Haltestellen in Trier, Morbach oder Thalfang an. Damit sind sie Teil des Liniennetzes des Verkehrsverbunds Region Trier. Zusammen mit dem Busunternehmen Bohr in Lautzenhausen bedient Sales-Lentz die Strecke zwischen den Flughäfen Hahn und Frankfurt.

Das nach luxemburgischen Verhältnissen kleine Busunternehmen Siedler-Thill mit etwas mehr als 100 Fahrzeugen hat vor einiger Zeit den Saarburger Reisedienst mit Firmensitzen in Saarburg und Thalfang übernommen. Dieser ist als Auftragnehmer auch auf einigen Buslinien rund um Saarburg unterwegs. Im November wurde bekannt, dass Siedler-Thill über den zu dem Konzern gehörenden Ruwertaler Reisedienst die insolvente  Omnibus-Verkehre Becker übernommen hat. Die Pleite des Mertesdorfer Unternehmens war nicht die einzige eines Busunternehmens in der Region in den vergangenen Monaten.

Branchenkenner gehen davon aus, dass in den kommenden Jahren vermehrt luxemburgische Busunternehmen in den hiesigen öffentlichen Nahverkehr einsteigen werden. Zum einen verfügen sie über eine gewisse Größe und zum anderen sind sie in den meisten Fällen finanzstark. Was nicht zuletzt daher rührt, dass der gesamte öffentliche Nahverkehr in Luxemburg staatlich hoch subventioniert ist, selbst grenzüberschreitende Pendlerlinien, wie die von Emile Weber, werden finanziell gefördert.

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