Trier Wieso Geimpfte in Luxemburg (noch) nicht mehr Rechte erhalten

Trier · In Deutschland gelten ab Sonntag Lockerungen für alle, die vor Infektionen geschützt sind. Experte: Impfungen schützen vor Ansteckungen. Bei Genesenen ist das nicht dauerhaft so.

Bereits ab Sonntag haben vollständig gegen Corona Geimpfte und diejenigen, die innerhalb der vergangenen sechs Monate infiziert waren, wieder mehr Freiheiten. Der Bundesrat stimmte am Freitag den Lockerungen zu. Damit gelten für sie keine Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen mehr und sie müssen nach Reisen in Risikogebiete oder Kontakt zu Infizierten nicht mehr in Quarantäne.

In Luxemburg allerdings stellt sich  derzeit die Frage nach Lockerungen für Geimpfte gar nicht. Gesundheitsministerin Paulette Lenert sagte in dieser Woche, dass auch nach einer Corona-Impfung immer noch ein Restrisiko einer Infektion bleibe. Lenert sprach davon, dass sich 139 Personen zwei Wochen nach der zweiten Impfung angesteckt hätten. Über den Verlauf der Infektion bei den Personen sagte sie nichts. Über 700 Menschen hätten sich nach der ersten Impfung angesteckt. Daher wolle man erst noch abwarten, bevor man über Lockerungen für Geimpfte rede, sagte Lenert. Bis Mittwoch waren über 213 000 der insgesamt 620 000 Einwohner Luxemburgs geimpft, davon rund 57 000 zum zweiten Mal.

Nach Einschätzung des Immunologen Dirk Brenner vom Luxembourg Institute of Health reduziert eine Impfung die Viruslast im Rachen und damit auch die Infektiosität. „Das ist bei allen zugelassenen Impfstoffen der Fall“, so der Experte. Allerdings gebe es Unterschiede bei der Wirksamkeit. Die sogenannten mRNA-Impfstoffe wie etwa Biontec oder Moderna verhinderten die Weitergabe des Virus um etwa 90 Prozent, der Vektorimpfstoff von Astrazeneca um 67 Prozent – jeweils nach der zweiten Impfung. Brenner teilt die Einschätzung des Robert-Koch-Instituts, dass Geimpfte bei der weiteren Ausbreitung von Corona, „keine wesentliche Rolle“ mehr spielen. Bei Genesenen sei noch nicht klar, wie lange sie nach der Infektion nicht mehr ansteckend seien. Eine aktuelle Studie aus Dänemark zeige, dass etwa 80 Prozent der Infizierten vor einer Neuinfektion geschützt seien, zumindest für einen Zeitraum von fünf bis sechs Monaten. Bei über 65-jährigen Genesenen sei der Schutz deutlich schwächer ausgeprägt gewesen. Daher könnten Genesene nicht generell mit Geimpften gleichgestellt werden.

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