Polizei-Spezialkräfte „Wir sind gut gerüstet“

Mainz/Wittlich · Wenn es brenzlig wird in Rheinland-Pfalz, sind Polizei-Spezialkräfte im Einsatz. Innerhalb von einer Stunde sollen sie an jedem Ort im Land einsatzbereit sein. Auch in Wittlich ist eine Einheit stationiert.

 SEK-Beamte in Wittlich

SEK-Beamte in Wittlich

Foto: m_wil <m_will@volksfreund.de>

( Amoklauf, Terroranschlag, Geiselnahme: Die Spezialkräfte der rheinland-pfälzischen Polizei sind für solche gefährlichen Einsätze ausgebildet. Die Ampel-Regierung hat im vergangenen Jahr ein neues Polizeipräsidium in Mainz ins Leben gerufen, um das Mobile Einsatzkommando (MEK), das Spezialeinsatz- und Personenschutzkommando (SEK) samt der Bereitschaftspolizei aus einer Hand zu leiten. „Wir sind gut gerüstet“, sagt Polizeiinspekteur Jürgen Schmitt über die rund 300 Spezialkräfte. An vier Standorten sind sie vertreten: in Enkenbach-Alsenborn in der Pfalz, Koblenz, Wittlich-Wengerohr und in Mainz, von wo aus sie geführt werden.

Die Spezialkräfte sind dafür gewappnet, bei 36 Grad Hitze mit rund 20 Kilogramm Gepäck unterwegs zu sein oder sich von einem Hubschrauber abzuseilen. „Das sind durchtrainierte und kluge Polizeibeamte. Rambos brauchen wir nicht“, sagt Innenminister Roger Lewentz (SPD). Das Ziel, das er ausgibt: „Letztlich ist gewährleistet, dass die Spezialkräfte innerhalb einer Stunde an jedem Platz in Rheinland-Pfalz sind.“

Das Land hat nach seinen Worten auf die Bedrohung durch Terror in den vergangenen Jahren schnell reagiert. „Wir haben die Ausstattung der Polizisten verbessert“, sagt er. „Wenn unsere Kräfte mit einer Kalaschnikow angegriffen werden, müssen sie in der Lage sein, darauf zu reagieren – in dem Fall mit einer G 36.“

Vor rund einem Jahr nahm das neue Polizeipräsidium seinen Betrieb auf. Die Verwaltung für Spezialkräfte und Bereitschaftspolizei wurde gebündelt, auch die Wasserschutzpolizei als Abteilungsleitung ist dort angesiedelt. „Mit dem neuen Polizeipräsidium Einsatz, Logistik und Technik haben wir viele Dienste unter einem Dach“, sagt Schmitt. „Das schafft kurze Wege und kurze Absprachen.“ Mit 1800 Mitarbeitern ist das neue Präsidium die drittgrößte Polizeibehörde nach den Präsidien Koblenz und Rheinpfalz in Ludwigshafen, zu der die Zentrale Bußgeldstelle in Speyer gehört. In Mainz ist auch die zentrale Beschaffung angesiedelt.

Die CDU im Landtag beurteilte die neue Behörde zur Gründung kritisch. Der Innenexperte der Fraktion, Matthias Lammert, wies damals darauf hin, dass die Schaffung eines neuen Polizeipräsidiums und eine Umstrukturierung der Bereitschaftspolizei nichts an der gravierenden Personalnot bei der Polizei änderten.

Die Spezialeinheiten in Rheinland-Pfalz sind in den vergangenen Jahren verstärkt worden, betont Polizeipräsident Christoph Semmelrogge. „Wir sind gut ausgebucht, weil unsere Polizisten auch in anderen Ländern im Einsatz sind. Da gibt es gegenseitige Unterstützung.“

Das MEK ist bundesweit tätig und wird am ehesten zur Observierung und Festnahme von Straftätern bei schweren Gewalttaten und organisierter Kriminalität eingesetzt. Das SEK übernimmt Gefahrensituationen, etwa wenn Waffen im Spiel sind, Polizisten in eine Wohnung eindringen müssen oder es zu Gewalt kommt. Die Bereitschaftspolizei wiederum kommt bei Großeinsätzen zum Einsatz. Das können Volksfeste sein oder Demonstrationen.

Ein SEK war zum Beispiel im Juli in Kyllburg in der Eifel im Einsatz, als sich ein Mann mit Messer in seiner Wohnung in einem Mehrfamilienhaus verbarrikadierte, nachdem er sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung eines Senioren verschafft hatte. Manchmal entpuppt sich eine Situation auch als nicht gefährlich: So löste ein Übermittlungsfehler kürzlich irrtümlicherweise Amok-Alarm bei der Agentur für Arbeit in Mainz aus, nachdem eine Mitarbeiterin von einem Kunden beschimpft worden war. Ein Notruf wurde abgesetzt. Noch auf dem Weg zum Einsatz kam die Entwarnung.

(dpa)
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