Zeitumstellung Wird heute Nacht zum letzten Mal an der Uhr gedreht?

Trier · Viele Menschen sind gegen die Zeitumstellung. Doch welche Zeit gelten soll, ist unklar. Ein Schlafforscher sagt, dass nur die ewige Winterzeit gesund sei für den Menschen.

 Illustration zur Zeitumstellung: Winterzeit; Grafik Nr. 29264, Hochformat 45 x 65 mm, Grafik: J. Reschke/S. Scheffer, Redaktion: J. Schneider

Illustration zur Zeitumstellung: Winterzeit; Grafik Nr. 29264, Hochformat 45 x 65 mm, Grafik: J. Reschke/S. Scheffer, Redaktion: J. Schneider

Foto: dpa-infografik/dpa-infografik GmbH

Die kommende Nacht, Punkt drei Uhr, könnte ein historischer Moment sein: Dann wird vielleicht  zum letzten Mal die Uhr von Sommer- auf Winterzeit umgestellt, von drei auf zwei Uhr zurück.

Die Mehrheit der 4,6 Millionen EU-Bürger (von insgesamt rund 513 Millionen), die sich an einer Online-Umfrage der Europäischen Kommission beteiligt hatte, war  dagegen, dass zwei Mal im Jahr (Ende März und Ende Oktober) an der Uhr gedreht wird. Die meisten Stimmen kamen mit 3,1 Millionen aus Deutschland. 84 Prozent von ihnen waren dafür, die Zeitumstellung abzuschaffen. Auch in Belgien und Luxemburg lautet das eindeutige Votum: nicht mehr an der Uhr drehen. Bis spätestens April kommenden Jahres müssen sich die EU-Länder über eine Abschaffung der Zeitumstellung einigen.

Doch ob das dann heißt, dass es künftig keine Sommerzeit, sondern ewige Winterzeit gibt, das steht längst noch nicht fest. Die Bundesregierung hat sich noch nicht klar geäußert. Bundesverbraucherministerin Katarina Barley (SPD) aus Schweich sagte vor zwei Wochen im Bundestag, dass es innerhalb der Regierung „unterschiedliche Präferenzen“ gebe. Und: „Ich halte es für relativ unwahrscheinlich, dass wir das in einem Alleingang machen.“ Es müsse „in einem größeren Gebiet“ gleich gehandhabt werden.

Auch bei der Landesregierung in Mainz gibt es keine eindeutige Festlegung. Erkenntnisse zu den Auswirkungen einer Zeitumstellung oder deren Abschaffung lägen nicht vor, heißt es aus dem Wirtschaftsministerium. Ähnliches verlautet auch aus dem Gesundheitsministerium: konkrete Erkenntnisse über die gesundheitlichen Folgen lägen nicht vor.

Bei der Trierer Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht man Vor- und Nachteile der Zeitumstellung. In Betrieben mit Schichtdienst bedeute diese erhöhten Planungsaufwand. Andere Branchen, wie etwa Tourismus, könnten hingegen im Sommer von der längeren Helligkeit profitieren, sagt ein Sprecher. „Wir warnen allerdings davor, nun überstürzt zu handeln. Wenn es eine neue Regelung geben sollte, sollte diese in jedem Fall auch EU-weit gelten.“

Geht es nach dem Vorsitzenden der rheinland-pfälzischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung, Hans-Günter Weeß, dann sollte die Zeitumstellung aus gesundheitlichen Gründen abgeschafft werden. Das regelmäßige Drehen an der Uhr belaste Kinder, Ältere und Menschen mit Schlafstörungen, sagt Weeß im Interview mit unserer Zeitung. Er spricht sich für eine ewige Winterzeit aus.

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