200 000 Metaller im Warnstreik

200 000 Metaller sind nach Gewerkschaftsangaben am Donnerstag deutschlandweit zu Warnstreiks auf die Straße gegangen. 300 Beschäftigte legten im Trierer Hafen beim Trierer Stahlwerk (TSW) und bei GKN Driveline zumindest zeitweise die Arbeit nieder.

 300 Beschäftigte des Trierer Stahlwerks und der Firma GKN Driveline machen ihrem Unmut Luft. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

300 Beschäftigte des Trierer Stahlwerks und der Firma GKN Driveline machen ihrem Unmut Luft. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Trier. Unmittelbar vor der entscheidenden fünften Runde der Tarifverhandlungen für die deutsche Metall- und Elektro-Industrie haben sich nach Gewerkschaftsangaben mehr als 200 000 Beschäftigte der Branche an Warnstreiks beteiligt. Betroffen waren danach über 800 Betriebe. Arbeitgeber und IG Metall erwarteten von den Gesprächen, die am Donnerstagnachmittag in Sindelfingen bei Stuttgart begannen, einen Durchbruch. Beobachter gingen von einem harten und zeitlich nicht befristeten Ringen aus. Die Gewerkschaft forderte für die insgesamt 3,4 Millionen Beschäftigten 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Dem stand ein erstes Angebot der Arbeitgeber von 2,5 Prozent mehr Entgelt und einem Konjunkturbonus von 0,5 Prozent über zwölf Monate gegenüber. Sollte es auch diesmal keinen Durchbruch geben, will die IG Metall sofort einen Arbeitskampf einleiten. Im Trierer Hafen steht die IG Metall sogar vor einer "Doppelbaustelle". Für eine Stunde rückten Mitarbeiter der GKN Driveline (früher Walterscheid) zum Warnstreik aus und trafen sich mit den TSW-Mitarbeitern. Während es für die GKN-Mitarbeiter um die Auseinandersetzung in der Branche geht, sieht es für die TSW-Mitarbeiter anders aus: Sie kämpfen für den Fortbestand eines Anerkennungs-Tarifvertrages. Laut IG Metall hat die TSW-Geschäftsführung einen solchen Vertrag gekündigt und will nun die 40-Stunden-Woche ohne Lohnausgleich einführen und zudem rund 50 Stellen abbauen. Der erste IG-Metall-Bevollmächtigte Roland Wölfl sagte: "Die Mitarbeiter, die den Betrieb nach dem Brand und der Insolvenz unter schwersten Bedigungen mit Lohnverzicht und Überstunden aufbauten, sollen nun, wo es der Branche so gut geht, auch noch büßen." Meinung IG Metall lässt Muskeln spielen Die IG Metall lässt ihre Muskeln spielen. Rund 3,4 Millionen Menschen stehen hinter der mächtigen Gewerkschaft, und die will nun ein Stück vom "Aufschwungs-Kuchen" abhaben. Viele Experten sind der Meinung, dass es der Metall- und Elek trobranche ungewöhnlich gut geht, und dass es kein Problem wäre, ihren Mitarbeitern einen ordentlichen Lohnzuschlag zu gewähren. Doch mit dem Blick in die Region zeigt sich, dass jenseits der Zentren in Baden-Württemberg und NRW die "Metaller-Welt" längst zweigeteilt ist. Vielerorts haben sich Unternehmen aus den Verbänden verabschiedet und pfeifen auf die Tarifbindung. Doch hält der Aufschwung an und glaubt man den Demografen, werden in Zukunft die Fachkräfte zur gefragten "Spezies". Wahrscheinlich wird dieser Umstand bald die Arbeitgeber schneller umstimmen, als derweil viele glauben. Ohne motivierte Mitarbeiter lassen sich eben nur schwer gute Ergebnisse einfahren. h.waschbuesch@volksfreund.de

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