Zigaretten 5000 Tonnen Tabak

Trier/Luxemburg · In 97 Jahren hat sich das Trierer Werk des Tabakverarbeiters Heintz van Landewyck als Mittelständler zur Nummer fünf im deutschen Markt gemausert. Nun soll die Regionalmarke Ducal aufpoliert und zum Marktführer in Rheinland-Pfalz, in Luxemburg und im Saarland werden.

 Rund 5000 Tonnen Rohtabak verarbeitet das Trierer Landewyck-Werk im Jahr. Waltraud Fontaine kontrolliert die Rohware, die überwiegend aus Italien, Griechenland, der Türkei und dem amerikanischen Kontinent kommt.TV-Foto: Friedemann Vetter

Rund 5000 Tonnen Rohtabak verarbeitet das Trierer Landewyck-Werk im Jahr. Waltraud Fontaine kontrolliert die Rohware, die überwiegend aus Italien, Griechenland, der Türkei und dem amerikanischen Kontinent kommt.TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier/Luxemburg. Das Trierer Werk der Landewyck Group gehört weder zu den Tabakmultis, die den Zigarettenmarkt beherrschen, noch ist es so klein, dass man nicht auch ein gehöriges Wörtchen mitreden möchte, wenn es - vor allem in Deutschland - um die Besteuerung von Tabak und Tabakprodukten geht. "Wir sind ein kleiner Mittelständler, unter allen Mittelständlern aber ein Großer", beschreibt Hans-Josef Fischer, Geschäftsführer der Tabak- und Zigarettenfabrik Heintz van Landewyck in Trier, die Position im deutschlandweiten Branchenranking.

150 verschiedene Tabakprodukte


Dies habe den Vorteil, dass man als Mittelständler "eine gewisse Sympathie" in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft genieße und den Vertrieb bei den Kunden persönlich und intensiv gestalten könne. Als Nummer fünf im Bundesgebiet profitiert Landewyck aktuell vor allem von einer geringeren Besteuerung für sein Hauptprodukt, den Feinschnitt zum Selberdrehen von Zigaretten. "Solange dies so ist, wird unser Geschäft weiter wachsen", ist Hans-Josef Fischer überzeugt. Denn man habe über neun Jahrzehnte hinweg ein Gespür dafür entwickelt, was am Markt gefragt sei (siehe Extra). Zwei bis drei Neuerungen führt Landewyck pro Jahr bei den Verbrauchern ein. Zudem sollen konzernweit jährlich zwei neue Absatzländer hinzukommen.
Die Trierer Produktpalette ist insgesamt auf drei Beinen aufgestellt: Zu 50 Prozent produziert das Landewyck-Werk eigene Markenprodukte wie etwa Ducal Tabak, Elixyr American Blend, Drehstoff Halfzware und die Trierer Traditionsmarke Lande-wyck Silber. Das restliche Volumen der 5000 Tonnen verarbeitetem Tabak geht in die Produktion von Handelsmarken für die großen Discounter wie etwa Aldi und Lidl sowie in die Lohnproduktion, das sogenannte Contract Manufacturing.
Hier nutzen die großen Tabak-Konzerne wie Reemtsma, Philip Morris und JTI "die Landewyck-Kompetenz", wie Fischer betont, um Abfüllungen in Vertragsarbeit zu übernehmen. Folglich müssen die Produktionsanlagen für die rund 150 verschiedenen Tabak-Produkte mehrfach am Tag umgerüstet werden. Zudem ist das Trierer Werk der Hauptverteiler für sämtliche Produkte der Luxemburger Landewyck-Gruppe in Deutschland. Gerade in dem Zusammenspiel als großer Mittelständler und reagionales Unternehmen sieht der Tabakverarbeiter auch seine Zukunft. So soll die regionale Spitzenmarke Ducal - deutschlandweit die Zigarettenmarke Nummer 43 - ihren Anteil in den Hauptmärkten Luxemburg, Rheinland-Pfalz, Saarland und südliches Nordrhein-Westfalen von jetzt 20 Prozent steigern. "Wir wollen Ducal zur führenden Marke machen - ganz klar die Nummer eins in der Region werden", sagt Landewyck-Geschäftsführer Fischer.
Eine Million Euro für Relaunch



Dafür wird Ducal ordentlich aufpoliert: In diesem Jahr fließen von den rund 2,5 Millionen Euro aus dem Marketing-Etat etwa eine Million Euro in das Relaunch von Ducal. Mit im Boot ist die Trierer Marketing-Agentur Markenmut. "Wir wollen die regionalen Wurzeln unserer Ducal stärken, weiter ausbauen und den Sympathiewert der Marke pflegen", sagt die Marketing-Deutschland-Direktorin von Landewyck, Petra Wagner.
Diese Strategie passt zum Unternehmen als kleiner Mittelständler unter den Großen und größter unter den Mittelständlern. Denn seit 165 Jahren ist das Unternehmen in Familienbesitz. Hans-Josef Fischer: "Die Landewyck Group wächst seit vielen Jahren kontinuierlich." Dazu gehöre auch eine langfristig gesicherte Eigenständigkeit und Unabhängigkeit.Extra

 Eine der erfolgreichsten Landewyck-Marken, Ducal, soll weiter wachsen. Ziel ist es, Ducal im Kerngeschäft zur Regionalmarke Nummer eins zu machen.TV-Foto: Friedemann Vetter

Eine der erfolgreichsten Landewyck-Marken, Ducal, soll weiter wachsen. Ziel ist es, Ducal im Kerngeschäft zur Regionalmarke Nummer eins zu machen.TV-Foto: Friedemann Vetter

Im Jahr 1847 gründet der Luxemburger Jean-Pierre Heintz zusammen mit seiner niederländischen Frau Joséphine van Landewyck den ersten Tabakverkaufsladen in der Luxemburger Hauptstadt. Noch heute ist der Luxemburger Konzern im Besitz der Gründerfamilie. Es gibt sechs Produktionsstätten für Zigaretten, Hülsen und Rauchtabak - zwei in Luxemburg, eine in Deutschland in Trier, jeweils eine in Belgien, in den Niederlanden und in Ungarn. Alle zusammen stellen etwa zehn Milliarden Zigaretten, 2,5 Milliarden Hülsen und mehr als 10 000 Tonnen Feinschnitt und Pfeifentabak her. Exportiert wird in mehr als 30 Länder. Die Landewyck Group beschäftigt insgesamt 1800 Mitarbeiter, rund 760 davon in Luxemburg. Weitere 260 der 1800 Mitarbeiter arbeiten im Trierer Werk im Industriegebiet Euren, 60 im bundesweiten Vertrieb. Von der Gründung 1925 bis zum Umzug 1996 produzierte man in der Trierer Innenstadt. Allein das Werk an der Mosel rechnet für 2012 mit einem Umsatz von netto 100 Millionen Euro (ohne Tabaksteuer) und 5000 Tonnen verarbeitetem Tabak. Am alten Standort wurden lediglich 1000 Tonnen Tabak aufbereitet. 2011 lag das Verkaufsvolumen bei umgerechnet etwa 8,1 Milliarden Zigaretten. Insgesamt produziert das Trierer Werk rund 150 verschiedene Produkte für den deutschen und europäischen Markt. sas

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