Akademiker sind in der Region gefragt

Trier · Studierende in der Region haben gute Aussichten, hier auch einen Job zu finden. Gefragt sind vor allem Ingenieure. Geisteswissenschaftler müssen flexibel bei der Jobsuche sein, heißt es bei der Trie rer Arbeitsagentur.

Trier. Dass Akademikern nach ihrem Studium alle Türen offen stehen, ist längst nicht mehr so. Sie müssen flexibel sein, wenn sie einen Job bekommen wollen. Vor allem, wenn sie Geisteswissenschaften wie etwa Politik oder Fremdsprachen gelernt haben. Viele Studenten sorgen sich daher um ihre berufliche Karriere. Ein Fünftel ist skeptisch, was die Chancen für den eigenen Berufseinstieg angeht. Das ergab eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach, die gestern vorgestellt wurde. Allerdings ist die große Mehrheit der Studierenden davon überzeugt, nach dem Studium einen passenden Job zu finden. 71 Prozent bewerten ihre Chancen für den Einstieg in den Beruf als gut oder sogar sehr gut.
Das deckt sich auch mit den Erfahrungen, die die Bundesagentur für Arbeit in Trier mit Akademikern macht. Die Chancen für Studierende der Uni oder der Fachhochschule (FH) Trier, nach dem Abschluss einen Job in der Region zu finden, seien "recht gut", sagt Thomas Mares, Sprecher der Bundesagentur. Allerdings hänge es stark davon ab, was studiert worden sei, so der Arbeitsmarktexperte. Gesucht würden vor allem Elektro- und Bauingenieure sowie Ärzte.
Quereinsteiger


Während die FH Ingenieure ausbildet, gibt es in Trier keinen Medizinstudiengang. Und vor allem Medizinabsolventen blieben oft zunächst dort "hängen", wo sie studiert haben, etwa in Mainz. Schwer in der Region hätten es vor allem Geisteswissenschaftler. Dafür fehlten oft die passenden Jobangebote direkt vor der Haustür, sagt Mares. Daher suchten viele, die etwa Germanistik studiert haben, den Quereinstieg im Bereich Marketing.
Vergleichsweise gute Chancen hätten Geisteswissenschaftler in Luxemburg. Vor allem Wirtschaftsberatungsgesellschaften würden durchaus statt Betriebswirten auch etwa Politikwissenschaftler einstellen. Oft seien solchen Unternehmen die akademische Ausbildung wichtiger als das studierte Fach. "Als Geisteswissenschaftler muss man eben flexibel sein", sagt Mares. Festzustellen sei aber, dass praxisorientierte Fächer wie Ingenieurwissenschaften eher eine Chance hätten in der Region.
Allerdings hätten sich noch längst nicht alle Arbeitgeber auf die verkürzten Studienzeiten und die neuen Abschlüsse wie Bachelor eingestellt. Viele seien noch skeptisch, ob Bachelor-Studenten genauso gut ausgebildet seien wie die, die mit einem Diplom abgeschlossen haben. "Es fehlt einfach noch die Erfahrung mit den neuen Abschlüssen", sagt Mares.
Auch wenn die Studenten ihren Berufseinstieg mit Optimismus betrachten, haben viele Angst vor der beruflichen Zukunft.
Optimismus - und Ängste


Bei der Allensbach-Studie gaben 41 Prozent der Befragten an, sie sorgten sich um ihre berufliche Zukunft, 22 Prozent haben vor allem Angst davor, nur befristete Arbeitsverhältnisse zu finden. Beruf und Familie nicht vereinbaren zu können befürchteten 17 Prozent, 16 Prozent machen sich wegen der Konkurrenz durch ausländische Bewerber Gedanken. Vor allem die hohe Jugendarbeitslosigkeit in den europäischen Krisenländern wie Spanien, Griechenland und Italien lasse viele Studenten daran zweifeln, dass der derzeitige Fachkräftemangel in Deutschland dauerhaft ist, heißt es in der Studie. Die Studierenden fürchten, dass Akademiker aus diesen Ländern verstärkt auf den deutschen Arbeitsmarkt drängen.
Größtenteils zufrieden zeigen sich die Studenten mit ihren Studienbedingungen. Zwei Drittel aller Studenten (66 Prozent) - im Vorjahr waren es noch 74 Prozent - bezeichneten die Bedingungen als sehr gut oder gut. Ein Viertel der Studenten schätzt die Bedingungen an ihrer Hochschule als weniger gut oder gar nicht gut ein.
Beschwerden über Uni-Betrieb


Auch in Trier sind die Studienbedingungen immer wieder ein Thema. Vor allem an der Uni beschweren sich Studierende über überfüllte Hörsäle und eine mangelhafte Betreuung durch Professoren. Im Unterschied auch zur FH. Das zeigt sich auch im aktuellen Vergleich der deutschen Hochschulen, den die Hamburger Wochenzeitung Die Zeit regelmäßig macht. Beispiel Wirtschaftsstudium. Während das von Studierenden an der FH überwiegend gut bewertet wird, schneidet das Fach Betriebswirtschaft an der Uni beim Zeit-Ranking allenfalls mittelmäßig ab.Extra

Trotz des Ansturms auf die Universitäten haben sich die Studienbedingungen in Deutschland nach einer Befragung von Studenten nur wenig verschlechtert. Das geht aus einer Allensbach-Studie hervor, die gestern vorgestellt wurde. Demnach bewerteten zwei Drittel (66 Prozent) der Studierenden ihre Studienbedingungen als sehr gut oder gut - im Vorjahr hatten dies noch 74 Prozent angegeben. Der Anteil derer, die ihre Studiensituation als weniger gut oder gar nicht gut einschätzen, blieb jedoch unverändert bei 24 Prozent. Von den Hochschülern, die schon vor dem Wintersemester 2011/12 eingeschrieben waren, empfanden 16 Prozent eine Verschlechterung. Als Grund nannten sie überfüllte Seminare, schlechtere Betreuung sowie Probleme bei der Studienfinanzierung. dpa

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