Alles logo, Kanzler?

Berlin . Peter Hahne, ZDF-Frontmann der Sendung "Berlin direkt", nahm sich einen Tag vor dem großen Ereignis noch etwas Zeit, um dem kleinen Carl zu erklären, wie man Kanzler interviewt. Denn 15 Kinder durften gestern Gerhard Schröder auf den Zahn fühlen.

Gerhard Schröder rauschte fast pünktlich um 14 Uhr unter tosendem Applaus ins Berliner ZDF-Studio, um zum 15. Geburtstag der Kindernachrichtensendung "logo!" Fragen von 15 Knirpsen im Alter von acht bis zwölf Jahren zu beantworten. "Ich will auch Kanzler werden. Können sie mir ein paar Tipps geben?", wollte Carl als erster forsch wissen. "Du musst in eine Partei eintreten, am besten in meine", antwortete Schröder grinsend. "Du fragst, der Bundeskanzler antwortet", lautete das außergewöhnliche Motto der Sendung. Unter mehr als hundert Briefen hatte die "logo!"-Redaktion die besten Fragen für die Geburtstags-Spezialausgabe ausgesucht. Frech und ungewöhnlich sollten sie sein. Und der "Chef von Deutschland", so Moderator Andreas Korn, genoss es sichtlich, dass ihm mal von Kindern auf den Zahn gefühlt wurde. Und gleich zu Beginn gelang es einem Jungen doch tatsächlich, den Regierungschef etwas aus dem Konzept zu bringen: "Sie haben ja wortwörtlich gesagt, Sie kotzen auf die Grünen - wie meinen Sie das?", wollte er gnadenlos und ohne Umschweife wissen. Schröder lachte auf und stutzte - eine Zeitung hatte gestern vermeldet, der Kanzler habe dies während der Klausur der SPD-Fraktion geäußert. "Bestimmte Wörter sagt man nicht", konterte er feixend. "Man schimpft manchmal, aber so schlimm, wie Du befürchtest, ist das nicht", versicherte er, so etwas natürlich nicht gesagt zu haben. "Gehen Sie eigentlich mit ihren Bodyguards aufs Klo?", wollte der zehnjährige Benjamin wissen. "Sie kommen weder mit mir ins Bett noch aufs Klo", meinte Schröder amüsiert. Ob er schon einmal zu Hause das Katzenklo gesäubert habe, erkundigte sich die kleine Raffaela. Der Kanzler musste passen und gestehen, dass dies noch nie der Fall gewesen sei, gleich nächsten Sonntag werde er das nachholen. "Wieviel verdienen Sie?", ging es direkt und forsch weiter. "So um die 10 000 Euro", konnte Schröder nur tippen, "aber das musst Du meine Frau fragen", fügte er hinzu. "Stört es Sie, wenn sie parodiert werden?", interessierte ein Mädchen. "Wenn es gut gemacht ist, lache ich", so der Kanzler. "Ist es schlecht gemacht - und das ist das meiste - dann ärgere ich mich auch." Einige Kinder beschäftigten allerdings auch ernste Fragen, wie die hohe Arbeitslosigkeit, warum immer nur die Bevölkerung sparen müsse und nicht die Politiker und weshalb die Parteien so viel streiten würden. Gekonnt manövrierte sich der Kanzler da hindurch, erklärte die Demokratie und schob noch ein wenig Agenda 2010 hinterher. Am Ende lud Schröder alle ins Kanzleramt ein, schenkte der Sendung ein Torte.

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