An der neuen Iban kommt keiner vorbei

Trier · Ab dem Februar kommenden Jahres entsteht in ganz Europa ein einheitlicher Zahlungsverkehr (Sepa). Worauf sich Verbraucher, Vereine, Behörden und Unternehmen jetzt einstellen müssen, stellt der Trierische Volksfreund in einer mehrteiligen Serie vor.

Trier. Wer soll sich das denn alles merken können? Dies wird sich manch ein Verbraucher fragen, wenn er erstmals hört, dass vom Februar kommenden Jahres an seine Kontonummer und Bankleitzahl auf einen 22-stelligen Zahlenbandwurm namens Iban umgestellt wird. Doch ganz so schlimm, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, wird es nicht werden. Wenn man sich an ein paar Spielregeln hält.

Allgemeines: Für inländische und grenzüberschreitende Überweisungen und Lastschriften in Euro ersetzt vom 1. Februar 2014 an die internationale Bankkontonummer, die Iban, die herkömmliche Kontonummer und die Bankleitzahl. Sie steht für International Bank Account Number. Hinzukommt eine Bic, ein Business Identifier Code, auch Swift-Code genannt. Damit können Zahlungen im Inland, allen EU-Mitgliedsstaaten sowie Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und der Schweiz getätigt werden. Voraussetzung: Die Zahlung erfolgt in Euro.
Die Iban lässt sich leicht merken: Neben dem Ländercode DE für Deutschland und einer individuellen Prüfzahl zwischen 00 und 99 setzt sie sich aus der bisherigen Bankleitzahl und der Kontonummer - gegebenenfalls mit Vornullen - zusammen. Etwa: DE12585501300000755354 für ein Konto bei der Sparkasse Trier oder für ein Konto bei der Volksbank Trier beispielsweise DE65585601030000896321. Die Gefahr von Zahlendrehern ist laut Josefine Holzhäuser von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz eher gering, "da Systeme eingebaut wurden, die Fehler vermeiden sollen", sagt sie. Über eine direkte Zahlenkontrolle seien so praktisch keine Fehlüberweisungen mehr möglich. Die Länge der Iban ist von Land zu Land unterschiedlich, in Malta etwa gibt es 31 Stellen, in Belgien dagegen nur 16.

Für Verbraucher: Auch wenn für alle Verbraucher eine Übergangsfrist für das herkömmliche Verfahren mit Bankleitzahl und Kontonummer bis Februar 2016 gilt, sollte sich schon jetzt jeder an seine Iban gewöhnen. Wer das nicht will oder kann, für den übernehmen die Bankhäuser kostenlos die Umstellung auf Iban und Bic. "Verbraucher brauchen sich keine großen Sorgen zu machen", sagt Verbraucherschützerin Holzhäuser dem TV. Man müsse selbst nicht tätig werden, sondern müsse - wie bislang auch - alle Dokumente gut aufbewahren. Wohl kaum einer habe bislang nämlich gewusst, dass sich die neuen Kennziffern seit zehn Jahren schon auf dem Kontoauszug oder der Girokarte befinden. Also, einfach mal draufschauen und merken. Und auch Peter Späth, Vorstand der Sparkasse Trier, ist überzeugt: "Für Privatkunden wird die neue Iban zwar eine Umgewöhnung bedeuten, aber je häufiger man sie benutzt, desto schneller hat man sie im Gedächtnis."
Sepa, Iban, Bic: Neue Regeln fürs Konto


Was den Verbrauchern die Umstellung auch erleichtern wird: Laut dem Bundesverband deutscher Banken gelten bereits erteilte schriftliche Einzugsermächtigungen weiter. Sie werden auf das Sepa-Basis-Lastschriftverfahren umgestellt. Wo dies nicht gilt, werden neue Sepa-Lastschrift-Mandate eingefordert. Nach wie vor gilt: Der Bankkunde hat acht Wochen Zeit, um zu widersprechen und eine Lastschrift zurückzufordern. Daueraufträge überführen die Kreditinstitute von sich aus.
Was die Bic angeht, gilt hierfür ohnehin nur eine Übergangsfrist. Sie wird bis Februar 2016 für Auslandsüberweisungen benötigt, danach nur noch für diejenigen außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes in Euro.
In den kommenden Wochen und Monaten wird also viel Post ins Haus flattern. Der Grund: Alle Unternehmen, die Lastschriften einziehen, müssen ihre Kunden informieren, dass und wann sie auf Sepa umstellen. Auch Vereine müssen ihre Mitglieder über die Umstellung informieren. Für Unternehmen und Dienstleister gibt es keinerlei Übergangsfristen.
Neu für den Verbraucher ist auch, dass aus Verbraucherschutz künftig alle Zahlungspflichtigen schriftlich darüber informiert werden müssen, wann welcher Betrag abgebucht wird. Nun kann jeder selbst dafür sorgen, dass sein Konto im Falle der Abbuchung gedeckt ist.

Fazit: Und was bringt Sepa sonst für den Verbraucher? Er benötigt europaweit nur noch ein einziges Konto. Von diesem Konto können überall im Euro-Raum Überweisungen und Lastschriften so leicht wie nationale Vorgänge getätigt werden. "Gerade im Trierer Grenzraum kann Sepa Erleichterungen bringen", ist Verbraucherberaterin Holzhäuser überzeugt. Sie hegt lediglich Befürchtungen dahingehend, dass Sepa den Wettbewerb unter den Kreditinstituten so verschärfe, dass die Umstellungskosten indirekt an den Verbraucher weitergegeben werden. Horst Schreiber, Vorstand der Volksbank Trier, hält eine Weitergabe der Kosten für unwahrscheinlich, seien die mit geschätzt 20 000 Euro für sein Haus doch "relativ bescheiden". Zudem seien die Sepa-Vorschriften Regeln, an denen keine Bank oder Sparkasse vorbeikomme. Ebenso sieht dies sein Kollege Späth von der Trierer Sparkasse: Auch wenn es ein Projektteam von acht Mitarbeitern der Bank gebe, "so bedeutet das zwar Mehrarbeit, die aber im Tagesgeschäft mitläuft" und deshalb keine Auswirkungen auf die Kunden habe.
Ein anderer Vorteil von Sepa: Viele EU-Staaten kennen das Lastschriftverfahren bislang nicht. Wer also etwa für den Urlaub in Vorkasse tritt oder die Nebenkosten seiner Ferienwohnung auf Gran Canaria begleichen will, kann dies künftig auch vom heimischen Bankkonto aus tun. Bislang musste man dafür ein Konto bei einer spanischen Bank haben. Und: Bei der EC-Kartenzahlung mit Sepa kann innerhalb von Europa jeder EC-Karteninhaber an jedem Terminal bargeldlos bezahlen und Geld abheben. Dies betrifft immerhin 500 Millionen Bürger.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort