Apotheker in der Kritik

TRIER/MAINZ (wie/win) Die neue Notdienst-Regelung der Apotheken ist offenbar nicht verbraucherfreundlich. Nach massiven Protesten aus der Bevölkerung hat die Landesregierung mit der Apothekerkammer Verbesserungen ausgehandelt. Wichtigster Punkt: Die Dienstpläne können wieder in Zeitungen veröffentlicht werden - allerdings ohne Gewähr.

Wer seit Januar außerhalb der Öffnungszeiten eine dienstbereite Apotheke braucht, muss eine 16-stellige Nummer mit einer kostenpflichtigen 0900-er-Vorwahl wählen. Am Ende der Nummer muss er seine Postleitzahl eingeben, damit er die drei nächstgelegenen Notdienst-Apotheken angesagt bekommt. "Zu kompliziert", beschwerten sich zahlreiche Kunden. Darüber wurde nun auch im Landtag diskutiert. Eine 16-stellige Nummer zu wählen sei für ältere Menschen in einer Notlage eine Zumutung, so die einhellige Meinung. "Mir wäre eine kürzere, griffigere Nummer auch lieber", sagt Arnulf Klein, Geschäftsführer der Landesapothekerkammer. Bislang habe man allerdings noch keinen günstigen Anbieter dafür gefunden. Ziel sei es, irgendwann eine bundesweit einheitliche Nummer zu haben, unter der möglichst unkompliziert der Apothekennotdienst der Umgebung abgefragt werden könne. Klein will weg von der 0900-er-Nummer. Als man die gebührenpflichtige Service-Hotline geschaltet habe, sei der Apothekerkammer nicht bewusst gewesen, dass viele Bürger für eine Sperrung dieser Vorwahl gesorgt hätten. Damit wollen sie sich vor teuren Abzock-Anbietern und Computer-Dialern - die meist über solche Vorwahl-Nummern agieren - schützen. Weiterer Kritikpunkt im Landtag und von vielen Kunden: Die Zahl der Apotheken mit Bereitschaftsdienst hat sich verringert, so dass die Anfahrten länger geworden sind. "Im Einzelfall" könne das durchaus so sein, sagt Klein. Dafür hätten sich in anderen Gebieten die Anfahrtswege verkürzt. Es gebe landesweit genügend Notdienst-Apotheken. Daher sieht Klein keinen Änderungsbedarf. "Früher hatten innerhalb weniger Kilometer gleich zwei Apotheken nachts geöffnet, ohne dass die etwas von einander wussten. Das konnten wir den Apothekern nicht länger zumuten." Um den Kritikern entgegen zu kommen, können die Dienstpläne - die derzeit nur an Apotheken aushängen - demnächst wieder in Zeitungen veröffentlicht werden. Eine Möglichkeit für Patienten, sich über die jeweilige Dienstbereitschaft zu informieren und unnötige Wege zu ersparen, sagt Gesundheitsministerin Malu Dreyer. Allerdings, so Klein, könne nicht garantiert werden, dass jeweils die aktuellsten Pläne veröffentlicht werden. "Kurzfristige Änderungen können wir darin nicht berücksichtigen. Die Pläne sind ohne Gewähr." Es könne also durchaus passieren, dass man trotzdem vor verschlossenen Apothekentüren stehe. Die aktuellen Dienstpläne seien nur über die zentrale Nummer abrufbar. Die einheitlichen Notdienst-Nummern lauten: Aus dem Festnetz 0900/5258825 plus die fünfstellige Postleitzahl (25 Cent pro Minute).Aus dem Mobilfunknetz 0180/5258825 plus Postleitzahl (zwölf Cent pro Minute). hw/sey

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