Arla will auf deutschem Markt weiter wachsen

Düsseldorf/Pronsfeld · Für die international aufgestellte Molkereigenossenschaft Arla steht das Jahr 2012 unter der Überschrift der Fusionen und Übernahmen. Unter das große Konzerndach ist die Milch-Union Hocheifel (Pronsfeld/Eifelkreis Bitburg-Prüm) geschlüpft.

Düsseldorf/Pronsfeld. 12 300 Landwirte aus Schweden, Dänemark, Deutschland, Großbritannien, Belgien und Luxemburg sind in der Molkereigenossenschaft Arla zusammengeschlossen.
Die Zahlen, die der Milchkonzern nun für das abgelaufene Jahr vorlegt, sind geprägt von Fusionen. Denn neben der Muh schloss sich auch die britische Milk Link den skandinavischen Landwirten an. "Wir konnten den Landwirten im Durchschnitt einen Milchpreis von 35,8 Cent pro Kilogramm Milch zahlen", erklärt Arla-Pressesprecher Wolfgang Rommel auf Anfrage.
Vor allem in der ersten Jahreshälfte hatte eine große Milchmenge auf dem Markt dafür gesorgt, dass die Landwirte weniger für ihr Produkt bekamen als noch in den Monaten zuvor. 2011 lag der durchschnittlich gezahlte Arla-Milchpreis bei 37,4 Cent.
Die Gesamtgruppe steigerte den Umsatz um 15 Prozent auf 8,47 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis des Konzerns macht wie im Vorjahr drei Prozent des Umsatzes und liegt bei 255 Millionen Euro.
Der Vorstandsvorsitzende der Arla, Peder Tuborgh, ist mit dem Ergebnis zufrieden: "2012 war ein bedeutendes Jahr für Arla. Der Milchabnahmepreis liegt unter dem Niveau von 2011, allerdings immer noch am oberen Ende europäischer Molkereien." Das Ergebnis von 255 Millionen Euro sei das höchste in der Unternehmensgeschichte und der Milchabnahmepreis der dritthöchste, der je bei Arla erreicht wurde. Dennoch sei es das Ziel, den Gewinn weiter zu steigern, "zum Nutzen der Genossenschaftsmitglieder, da einige durch die gestiegenen Kosten in den Milcherzeugerbetrieben unter Druck geraten sind", sagt Tuborgh.
Nummer drei in Deutschland


Durch die Fusion mit der Muh ist Arla in Deutschland weiter aufgestiegen (Nummer drei hinter dem Deutschen Milchkontor und der Privatmolkerei Müller). Europaweit liegt die Genossenschaft auf Platz acht. Der Umsatz legte in Deutschland deutlich zu, von 590 Millionen Euro auf fast 940 Millionen Euro. Der Zusammenschluss biete Arla bei den größten Lebensmittelhandelsketten Wachstumsmöglichkeiten, sagt Tim Ørting Jørgensen, bei Arla verantwortlich für Deutschland und die Niederlande.
Da sich die Fusion mit der Milch-Union Hocheifel erst mit dem vierten Quartal in den Geschäftszahlen niederschlägt, erwartet Jørgensen, dass allein vor diesem Hintergrund der Umsatz in Deutschland nochmals deutlich steigen wird.
Während die europäischen Märkte noch schwächelten, konnte Arla außerhalb der EU zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. In Russland steigerte Arla seinen Umsatz um fast 28 Prozent auf mehr als 80 Millionen Euro, in der Region Naher Osten & Afrika stieg der Verkauf von Molkereiprodukten für Verbraucher um 22 Prozent auf rund 402 Millionen Euro an.
Der Standort Pronsfeld soll beim angestrebten Wachstum eine wichtige Rolle spielen. Allein in diesem Jahr werden in der Eifel 31 Millionen Euro investiert (der TV berichtete), hauptsächlich in eine Butterei und in einen Milchtrockenturm. 2012 erreichte Arla beispielsweise Rekordumsätze bei den Marken Buko und Kærgården. Aktuell wird das Mischstreichfett Kærgården, aus Butter und Rapsöl, in Deutschland häufiger verkauft als in seinem Heimatmarkt Dänemark.
Im vergangenen Jahr hat der Konzern mehr als die Hälfte der Milch in Deutschland zu Trinkmilch verarbeitet, 32 Prozent wurden zu Käse veredelt und gut 13 Prozent zu Butter.
Im Bereich Butter und Käse verzeichnete das Unternehmen zweistellige Zuwachsraten. Der Arla-Deutschland-Chef gibt einen Ausblick: "Wir etablieren jetzt eine solide Molkereigesellschaft, die sich aktiv an der Entwicklung der deutschen Molkereiwirtschaft beteiligen kann. 2013 haben wir vor, unser Markengeschäft auch im Bereich der Bioprodukte, weiterzuentwickeln. In Deutschland verzeichnen wir dort gute Wachstumsraten," erklärt Jørgensen.

Extra

Arla Foods ist weltweit die achtgrößte Molkereigenossenschaft. Das Fundament der Genossenschaft wurde vor mehr als 100 Jahren gelegt. Im Jahr 2000 erfolgte die Fusion zwischen der schwedischen Arla-Gruppe und dem dänischen Unternehmen MD Foods. Arla mit Hauptsitz im dänischen Viby hat 12 300 Landwirte als Anteilseigner. Im Jahr werden mehr als zehn Milliarden Liter Milch in zwölf Ländern verarbeitet. In Pronsfeld wurden 1,32 Miliarden Liter verarbeitet. Arla beschäftigt rund 19 000 Mitarbeiter. Die Produkte werden in mehr als 100 Ländern vertrieben. Zu den Marken gehören Arla, Lurpark und Castello. Die Marke Arla wuchs im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent, während Lurpak weltweit ein Plus von 5,1 Prozent verzeichnen konnte. Arlas dritte und kleinste globale Marke, Castello, büßte Marktanteile ein, der Umsatz von Castello-Produkten ging 2012 weltweit um 1,1 Prozent zurück. Deutschland gehört zu den sechs Kernmärkten von Arla. Seit langem verkauft der Konzern vor allem aus Dänemark importierte Käseprodukte. Anfang 2011 schloss sich die norddeutsche Hansa-Milch Arla an, im November 2011 erwarb das Unternehmen die bayerischen Allgauland-Käsereien. hw

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