Auf Tuchfühlung zum neuen Chef
Bitburg · Chance genutzt: Rund 900 Jugendliche haben die Messe „Dein Tag, Deine Chance – Ausbildung jetzt!“ in der Stadthalle in Bitburg besucht. Dort präsentierten sich 57 Ausbildungsbetriebe und warben für ihre Berufe.
Der Gong ertönt - die erste Runde zum Speed-Dating zwischen den Ausbildern und den Ausbildungsplatzsuchenden ist eröffnet. Fünf Minuten lang können Jugendliche ihrem Gegenüber Löcher in den Bauch fragen, sich ein Bild über den Beruf machen und sich selbst vorstellen. "Ich bin ein bisschen aufgeregt", sagt Eva Löhndorf aus Enzen, die sich für den Beruf der Tourismus-Kauffrau interessiert. Fünf Minuten später hat die Neuntklässlerin ihre erste Runde hinter sich: "Es war gut, aber es ging auch ziemlich schnell." Auch Simon Esch aus Bitburg bewertet die Gesprächsrunde positiv: "Manchmal geht eine Bewerbung im großen Stapel unter. Hier bietet sich eine sehr gute Möglichkeit, sich persönlich vorzustellen."
Informationen aus erster Hand
57 Betriebe sind in der Bitburger Stadthalle vertreten. Den Besuchern präsentieren sie sich mit aufwendig gestalteten Ständen. Es gibt viel Anschauungssmaterial. Und Informationen aus erster Hand, zum Beispiel von Florian Heinrichs, der bei den Westeifelwerkstätten gerade seine Ausbildung zum Industriemechaniker absolviert und allen Interessierten geduldig eine steuerungstechnische Anlage erklärt, die er für die Zwischenprüfung gefertigt hat. Wer durch die Gänge schlendert, hat die Qual der Wahl. Gesucht werden unter anderem Köche, Bürokaufleute, Gärtner, Elektroniker, Tischler, Landwirte bis hin zum Bierbrauer. Vom Angebot sehr angetan ist Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mosel-Eifel-Hunsrück-Region: "Hier präsentiert sich ein guter Querschnitt der Betriebe aus der Region." Beeindruckt ist er von der Ernsthaftigkeit, mit der die Jugendlichen die Gespräche führen.
Auch Sabine Zahnen von der Firma Zahnen Technik aus Arzfeld lobt die Ausbildungsmesse, die zum ersten Mal in Bitburg über die Bühne geht. "Ich finde das hier eine super Sache. Es ist toll, wie viele Jugendliche gekommen sind." Die meisten Unternehmen bieten Schnuppertage an oder raten zu einem Praktikum. So auch Manfred Müller. Der Chef des Gartenbaubetriebs aus Niederstedem musste sich bisher um seinen beruflichen Nachwuchs keine Sorgen machen. "Bei uns haben sich die Jugendlichen auch ohne Anzeige beworben. Da ging viel über Mund-Propaganda." Doch in den vergangenen Jahren war die Resonanz eher gering. Viele fürchten die körperliche Arbeit in allen Wetterlagen, glaubt Müller. "Ein Praktikum ist bei uns ein Muss. Das ist besser für beide Seiten." Auch Christian Henzler vom Hotel Deutscher Hof in Trier glaubt, dass Berufe im Gastgewerbe für junge Menschen nicht mehr so attraktiv sind. Außerdem spüre man schon den demografischen Wandel. Überzeugungsarbeit gegen Vorurteile leistet seine Kollegin Linda Schneider, die im letzten Jahr ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau abschloss und ihren Beruf als "super abwechslungsreich" beschreibt und vor allem den Kontakt zu den Gästen sehr schätzt und dass sie ihre Fremdsprachenkenntnisse einsetzen kann.
Gute Plattform für Unternehmen
Jürgen Gubernator aus Niersbach ist mit seinen zwei Söhnen gekommen. "Ich glaube, viele Jugendliche wissen gar nicht, was es alles für Berufe gibt und was sie machen möchten", sagt er. Vieles wüssten junge Leute nur vom Hörensagen. Sandra Johann aus Mertesdorf hat bereits eine abgeschlossene Ausbildung als Europasekretärin hinter sich, möchte aber gerne etwas Neues machen. Sie hat einen ganzen Stapel Informationsmaterial vor sich liegen. Besonders beeindruckt haben sie die Möglichkeiten, die die Bundeswehr auch im Zivildienst bietet. "Vielleicht gehe ich aber auch in eine Bäckerei und werde Müllerin, das finde ich auch interessant." Marcus Kleefisch von der IHK Trier hat die Ausbildungsmesse mit organisiert. Er ist sehr zufrieden mit dem Zuspruch: "Mehr können wir nicht machen, um den Unternehmen eine solche Plattform zu bieten."
Positiv sei, dass sowohl kleine, mittlere wie große Unternehmen vertreten seien. "Ich bin ausgesprochen zufrieden, sowohl mit der Professionalität der Aussteller als auch mit der Anzahl der jungen Interessenten und gebe das Versprechen, dass wir diese Veranstaltung zu einer festen Institution machen werden", sagt TV-Chefredakteurin Isabell Funk. Im Hintergrund ertönt der Gong. Das Speed-Dating geht in die nächste Runde. Drei von sieben Gesprächen hat Dennis Legierse aus Bollendorf bereits hinter sich. "Ich möchte hier so häufig wie möglich mein Gesicht zeigen", sagt er und lacht. Und Bewerbungen will er auch schreiben. Bisher haben ihm alle seine Gesprächspartner gut gefallen.
Die Vorbereitungen für die nächste Messe laufen bereits: Sie findet statt am Freitag, 25. Oktober, von 14 bis 18 Uhr in Trier.
Extra: MesseNach dem erfolgreichen Auftakt in Trier hat der Trierische Volksfreund zusammen mit der Handwerkskammer Trier, der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier und der Agentur für Arbeit in Bitburg eine Ausbildungsmesse organisiert. Mit ein Grund für das Engagement ist, dass noch zahlreiche Ausbildungsplätze in der Region unbesetzt sind. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm haben laut IHK Trier 2012 gut 400 Jugendliche eine Ausbildung begonnen. Gut 200 Plätze blieben allerdings unbesetzt. Nach einer repräsentativen Umfrage der IHK wollen 21 Prozent der regionalen Unternehmen in diesem Jahr noch mehr Bewerber einstellen. Besonders beliebt: kaufmännische Berufe. Den Eindruck hat auch Irene Mai von der Bitburger Brauerei, die auch auf der Messe vertreten ist: "Die Ausbildung zum Industriekaufmann ist heiß begehrt."