Aufschwung mit Hindernissen

TRIER. Die Region tritt auf der Stelle: Trotz einer tendenziell guten wirtschaftlichen Entwicklung in der Region Trier in diesem und im kommenden Jahr sehen die Wirtschaftskammern die Region in Sachen Infrastruktur, Investitionen und Bildungspolitik abgehängt.

Wie gut, dass es Luxemburg gibt. Die Vertreter der beiden Wirtschaftskammern der Region Trier, der Handwerkskammer (HWK) und der Industrie- und Handelskammer (IHK), werden nicht müde, immer wieder die Vorteile von Kaufkraft, Aufträgen und Arbeitsplätzen im Großherzogtum hervorzuheben. "Dafür muss man schon beten, dass uns das erhalten bleibt", sagt IHK-Präsident Wolfgang Natus bei der Vorstellung des Berichts zur wirtschaftlichen Lage der Region Trier. Was nämlich hierzulande ansonsten als Voraussetzung für eine positive Entwicklung übrig bleibt, ist nach Aussagen der Kammern wenig. "Unabhängig von den bundesweiten Einflüssen von Steuer- und Sozialpolitik geht bei uns gar nichts", stellt HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks fest. Sehe man vom Arbeitsmarkt ab, der durch niedrige Arbeitslosenzahlen im Landesvergleich glänze, weil zehn Prozent der Erwerbstätigen nach Luxemburg zur Arbeit pendelten, stehe die Region auf der Stelle. Sein IHK-Kollege Arne Rössel fügt hinzu: "Wir müssen enorm aufholen.""Kirchtürme sind noch sehr hoch"

Unter dem Strich, schätzt der IHK-Hauptgeschäftsführer, habe das Land Rheinland-Pfalz im Jahr 2004 ein Wirtschaftswachstum von 1,3 bis 1,5 Prozent gehabt. Bundesweit lag das Wachstum bei 1,7 Prozent. Wenn man davon ausgehe, dass die übrigen Teile des Landes stärker export-orientiert seien als die Region, so sehe das Bild für Trier und Umgebung noch düsterer aus. "Die Region hinkt - wie bei jeder wirtschaftlichen Entwicklung - traditionell hinterher", sagt Rössel. "Wenn wir aufholen wollen, müssen wir stärker als alle anderen nachlegen." Weniger Bürokratie, dafür mehr Freiheit für Wirtschaft und Bürger, so stellen sich die Kammern die Zukunft vor, wie sie bereits vor anderthalb Jahren in ihrem Positionspapier "Vision 2010" dargelegt haben. Die Bilanz seitdem sieht in den Einzelpunkten unterschiedlich aus: Während etwa die Modernisierung im Öffentlichen Dienst sowie das Zusammenwachsen von Schule, Hochschule und Wirtschaft in der Region Trier durchaus positiv gesehen werden, fällt das Urteil für eine verbesserte Verkehrsinfrastruktur vernichtend aus. "Wir bewegen uns im Schneckentempo, was Nord- und Westumfahrung Triers, den Weiterbau der B 50 neu, und den A1-Lückenschluss angeht", sagt HWK-Präsident Rudi Müller. IHK-Kollege Natus ergänzt: "Die Hauptursache dafür ist, dass wir weder in Mainz noch in Berlin eine geeignete politische Vertretung haben, um die Belange der Region durchzusetzen", sagt er. Lichtblicke sehen die Kammern in der Bündelung von Anliegen wie etwa der Kulturveranstaltungen bei der Initiative Region Trier (IRT). Aber auch hier stellen die Kammern fest: "Die Kirchtürme sind noch sehr hoch. Es gibt Kommunen und Kreise, die immer noch meinen, allein seien sie stärker", kritisiert Kocks. Deshalb komme es auf Kooperationen, das Erschließen neuer Märkte und einen Technologietransfer an. Nichtsdestotrotz sehen HWK und IHK zuversichtlich in die Zukunft. "Es gibt für 2005 Erfolgstendenzen, die sich 2006 nochmals verbessern können", prognostiziert IHK-Präsident Wolfgang Natus. Er sei zwar nicht euphorisch, aber die positive Tendenz sei sichtbar. Der Wermutstropfen: "Bei aller Erholung wird sich der Arbeitsmarkt jedoch nicht verbessern." Gut, dass aus der Region Trier Tausende in Luxemburg eine Arbeit hätten.

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