Ausbilderin mit Ehrgeiz und Perfektion

Trier · Helena Gubajdulin ist mit ihrem Engagement ein Vorbild - für andere Vertreter ihres Handwerks als Maßschneiderin, aber auch als Ausbilderin für den Nachwuchs. Nun ist die Inhaberin eines Trierer Mode-Ateliers auf Bundesebene mit dem "Ausbildungs-Ass" ausgezeichnet worden.

 Helena Gubajdulin mit ihrem Preis für außerordentliches Engagement in Sachen Ausbildung im Handwerk. Foto: HWK

Helena Gubajdulin mit ihrem Preis für außerordentliches Engagement in Sachen Ausbildung im Handwerk. Foto: HWK

Trier. Helena Gubajdulin gibt immer alles. Sie ist leidenschaftliche Maßschneiderin, hat Konstruktionsdesign studiert und vor sieben Jahren das Mode-Atelier "Espérance" in Trier eröffnet, entwirft individuelle Abendroben und Hochzeitskleider passgenau für ihre Kundinnen, und nicht zuletzt: Sie bildet mit viel Energie und Herzblut junge Menschen in ihrem traditionsreichen Handwerk aus. Dafür wurde sie nun mit dem "Ausbildungs-Ass" auf Bundesebene ausgezeichnet (siehe Extra). "Es ist für mich das schönste aller Handwerke", sagt Helena Gubajdulin mit einem Leuchten in den Augen. "Deshalb lege ich auch großen Wert auf unseren Nachwuchs und gut ausgebildete Fachkräfte."
Wenn man sich die Branche des Schneiderhandwerks anschaut, weiß man warum. "Leider gibt es nur noch wenig Ausbildungsplätze. Zusätzlich fehlt es vielen an Erfahrung, dem Gespür und der Verantwortung, sich für einen Auftrag oder Kunden einzusetzen", bedauert die 38-Jährige. Dabei sei es so wichtig, für jeden Kunden etwas Besonderes zu entwerfen, den perfekten passenden Schnitt und die optimale Farbe zu vermitteln. Dazu gehörten auch Kenntnisse in Mathematik, um einen Schnittbogen zu entwickeln, und in Chemie, um Stoffeigenschaften und Farben einschätzen zu können. Für manche Kunden entstehe so nach und nach eine passend auf den Leib geschneiderte Garderobe. "Ich möchte allen Auszubildenden zeigen, dass mit dem Gesellenbrief nicht das Ende der Entwicklungsmöglichkeiten erreicht ist", sagt Gubajdulin.
Sie bildet derzeit Elena Selzer im zweiten und Ivana Keller im dritten Lehrjahr aus. Beide lernten von Beginn an mit Stoffauswahl und Schnitttechnik, Kundenkontakt und Verarbeitungsmöglichkeiten umzugehen. Ivana Keller war bereits vor einem Jahr im Avantgarde-Wettbewerb auf dem Bundeskongress des Maßschneiderhandwerks erfolgreich. Und nun will sich die tatkräftige Chefin durch internationale Kontakte für ein einjähriges Praktikum ihres Lehrlings in einem Haute-Couture-Haus etwa in Paris oder London einsetzen. "Wir sind nicht nur kleine Schneider, sondern vertreten einen starken Beruf, der einem viel Engagement abverlangt. Wir können viel mehr als nur mit Nadel und Faden nähen", wirbt die Maßschneiderin. Sie wurde nun jüngst selbst für ihren Einsatz, ihre Kreativität und Fachkenntnis belohnt: Neben der Goldmedaille beim Bundeskongress ihrer Branche für ein petrolfarbenes Abendkleid mit 700 in Handarbeit aufgestickten Swarowski-Kristallen und zwei bestellten Kollektionen für Unterwasser-Aufnahmen der Mode-Fotografin Gabi Fey im südfranzösischen St.Tropez hat sie nun zwei Entwürfe in einer Haute-Couture-Fachzeitschrift vorgestellt, was ihren Namen in der Szene weiter verbreiten wird.
Helena Gubajdulin hat in ihrer Karriere viel Ausdauer bewiesen und Wert auf ihr Fortkommen gelegt. Als sie vor 18 Jahren als ausgebildete Damenschneiderin aus Kasachstan nach Deutschland kam, legte sie nach Weiterbildungen die Meisterprüfung im Maßschneiderhandwerk ab und schuf sich - neben der Familiengründung und zwei Kindern - ein eigenes Atelier. Und mit Volldampf macht sie sich nun daran, "unseren gesamten Beruf voranzubringen", sagt sie. Da bleibt kaum Zeit, sich mit persönlichen Wünschen zu beschäftigen. Hehre Ziele gibt es trotzdem: "Natürlich fände ich es mal spannend, für Top-Models wie Eva Longoria zu arbeiten. Aber bei jedem Kunden heißt es, den persönlichen Ausdruck einzufangen. Und hierfür brauchen wir eine hervorragende Ausbildung und qualifizierte Leute."
Extra

Die Auszeichnung zum "Ausbildungs-Ass" wird seit 15 Jahren an Unternehmen und Ausbildungs-Initiativen für ihr herausragendes Engagement bei der Vorbereitung Jugendlicher auf das Berufsleben vergeben. Der Preis wird von den Wirtschaftsjunioren Deutschland und den Junioren des Handwerks in Kooperation mit der Inter Versicherung und der Monatszeitung "Wirtschaftskurier" vergeben. In diesem Jahr hat die Jury unter den 168 Finalisten Kreativität, Qualität und Quantität der Ausbildungsaktivitäten bewertet und dabei unter anderem das Trierer Modeatelier Elégance von Helena Gubajdulin in der Kategorie Handwerk ausgezeichnet. "Nach 15 Jahren wurde die Auszeichnung "Ausbildungs-Ass" erstmalig an ein Unternehmen in unserem Kammerbezirk verliehen", freut sich Manfred Bitter, Hauptgeschaftsführer der Handwerkskammer (HWK) Trier. "Für Frau Gubajdulin, die auf Anhieb mit ,Gold\\' ausgezeichnet wurde, freut uns das ganz besonders, denn neben der erfolgreichen Führung ihres Mode-Ateliers und dem klaren Willen, ihr Wissen an ihre Lehrlinge weiterzugeben, engagiert sie sich mit ,Blick über den Tellerrand\\' für ihr Handwerk in einem Maß, das beispielhaft ist." Der Preis ist mit 2500 Euro dotiert. sas

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