Landwirtschaft Die beste Lehre gibt es in der Eifel

Idenheim/Bad Kreuznach · 170 Milchkühe, 220 Hektar zu bewirtschaften: Am Hof der Familie Neises in Idenheim gibt es immer etwas zu tun. Dennoch – oder gerade deshalb – wird Ausbildung großgeschrieben in dem Betrieb im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Und das lohnt sich.

Schauen im Stall nach dem Rechten: Andreas Neises mit Töchterchen Luzia, Azubi Mätti Schröder und Thomas Neises.

Schauen im Stall nach dem Rechten: Andreas Neises mit Töchterchen Luzia, Azubi Mätti Schröder und Thomas Neises.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Seit wenigen Tagen darf sich die Neises GbR aus Idenheim „Ausbildungsbetrieb des Jahres“ nennen. Bereits in fünfter Generation führen die beiden Brüder Thomas (46) und Andreas Neises (44) seit 23 Jahren das Familienunternehmen gemeinsam. Damals haben die beiden Brüder von Vater Alois und Onkel Nikolaus den Hof übernommen.

Doch bei 170 Milchkühen, 220 Hektar Ackerbau, einer Brennerei und einem Lohnunternehmen ist die Arbeit nicht allein von den Familienangehörigen zu stemmen. „Wir haben sechs festangestellte Mitarbeiter und vier Teilzeitkräfte“, erklärt Thomas Neises. Und die Ausbildung wird in Idenheim großgeschrieben. „Wir versuchen jedes Jahr einen Azubi zu haben“, erklärt der Landwirt.

Das klappt nicht immer, doch in den vergangenen Jahren wurden acht junge Menschen zum Landwirt ausgebildet. Im vergangenen Jahr absolvierte Hendrik Zender sein drittes Lehrjahr in dem Betrieb. Von der Ausbildung war der junge Mann so überzeugt, dass er den Neises-Hof für den Wettbewerb der Landjugendverbände Rheinland-Nassau und Rheinhessen/Pfalz vorschlug.

Und das Konzept überzeugte. Mit Thomas und Andreas Neises stehen den Jugendlichen zwei versierte Fachkräfte vor, zudem unterstützen auch die weiteren Mitarbeiter die Ausbildung. Ein Punkt, den auch Mätti Schröder herausstellt. Der 16-Jährige ist im ersten Lehrjahr. „Die Aufgaben hier sind sehr vielfältig und anspruchsvoll. Doch man ist  bei keiner Aufgabe allein. Es ist immer eine Fachkraft da, die einen anleitet.“ Der angehende Landwirt ist über ein Praktikum zur Lehre gekommen. „Vor zwei Jahren habe ich auf dem Hof ein Schulpraktikum gemacht, und das hat mir so gut gefallen, dass ich den Beruf erlernen wollte.“

Eine gute Entscheidung, denn die Jury lobt die Ausbildungsbedingungen in Idenheim: Der Betrieb sei sehr vielfältig aufgestellt mit Milchviehhaltung, Ackerbau, Brennerei und Lohnunternehmen. Und weiter: „Die Vermittlung der ganzen Bandbreite der Landwirtschaft liegt dem Ausbilder besonders am Herzen. Darum legt Thomas Neises auch großen Wert auf wirtschaftliches Denken. Betriebswirtschaftliche Berechnungen und Vollkostenkalkulation sind Pflichtthemen für das Berichtsheft. Ebenso ist es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass seine Auszubildenden Fachveranstaltungen besuchen und Fahrsicherheitstrainings absolvieren. Darüber hinaus werden die täglichen Arbeitszeiten eingehalten und die Wochenenden sind arbeitsfrei.“ 

Sogar der LKW-Führerschein ist dem Azubi bezahlt worden.Thomas Neises: „Ich habe mich dafür sogar selbst auf die Schulbank gesetzt und den Verkehrsleiterschein bei der IHK gemacht.“ Denn neben dem landwirtschaftlichen Bereich ist der Betrieb auch mit Schleppern und Muldenkipper als gewerblicher Betrieb an Baustellen unterwegs. Dafür muss ein LKW-Führerschein her. Die Ausgaben, einem Azubi den Schein zu finanzieren, haben sich gelohnt. Der junge Mann ist als Teilzeitkraft weiter bei der Familie Neises beschäftigt.

In Sachen Ausbildung ist Thomas Neises seit vielen Jahren engagiert. Gerade wurde er für 20 Jahre Prüfungstätigkeit ausgezeichnet. Dabei setzt der Idenheimer auf eine vielfältige Ausbildung: „Mir wäre es am liebsten, wenn jeder Azubi in verschiedenen Betrieben ausgebildet wird. In drei Jahren drei unterschiedliche Bauernhöfe, damit er in dieser Zeit so viel wie möglich erfährt und lernt.“

Auf dem Hof im Eifelkreis gibt es indes viele Stationen. Der Milchbetrieb setzt auf Weidehaltung. Die Kühe können sich im Stall oder auf den Wiesen aufhalten. „Das ist arbeitsintensiver“, erklärt Andreas Neises. Er hat sich bei dem Brüder-Duo auf die Milchviehhaltung spezialisiert. Mit der Diversifizierung möchte das Unternehmen auch krisenunabhängiger werden. Ein anderer Bereich ist der Bereich des Lohnunternehmens. Mit seinem großen Mähdrescher, Traktoren und Kippern bietet der Betrieb anderen Landwirten oder Bauherren Dienste an. „Von der Aussaat bis zur Ernte“, erklärt Thomas Neises.

 Thomas Neises richtet mit Azubi Mätti Schröder und Mitarbeiter Markus Grün den Trecker für den Einsatz (von links).

Thomas Neises richtet mit Azubi Mätti Schröder und Mitarbeiter Markus Grün den Trecker für den Einsatz (von links).

Foto: TV/Heribet Waschbüsch

Dass sich die beiden Landwirte aus der Eifel so für die Ausbildung einsetzen, liegt auch an ihrer Liebe zum eigenen Beruf. Doch mit Blick auf die Zukunft hofft der 46-jährige Landwirt auf eine gerechtere Anerkennung in der Gesellschaft. „Alle wollen regionale Produkte, doch an der Ladentheke entscheiden sich viele Verbraucher dann für Billigprodukte.“ Für die Landwirte sei es deshalb wichtig, Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um zu zeigen, was die Landwirtschaft für die Region und die Gesellschaft leiste. „Wir sollten den Menschen zeigen, wie moderne Landwirtschaft funktioniert und mit Vorurteilen aufräumen.“

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