Ausweg aus dem Dilemma

TRIER. Die Pleite des hessischen Müllentsorgers Herhof hat nicht nur in der Region für ein Dilemma gesorgt. Auch in anderen Kreisen sucht man nach Auswegen.

Es ist ein schwacher Trost: Die Pleite des hessischen Entsorgers Herhof hat auch andere Regionen in Bedrängnis gebracht. Vor allem in Nordhessen sucht man mit einer Ausschreibung nach neuen Abnehmern für den Müll. In Osnabrück, wo eine baugleiche Trockenstabilat-Anlage wie in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg) entstehen sollte, setzt man nun auf Griechen. Der griechische Baukonzern Technodomiki (10 000 Mitarbeiter), der auch etliche Olympia-Bauten in Athen gebaut hatte, hat im Juni die fast fertige Anlage für zwei Millionen Euro aus der Konkursmasse von Herhof gekauft und bietet nun an, zu den gleichen Konditionen wie der hessische Entsorger den Müll für Stadt und Kreis zu entsorgen. In der Müllbranche wird jedoch gemunkelt, dass die Technodomiki-Tochtergesellschaft Helector Besitzer der Herhof-Nachfolgegesellschaft Herhof-Service GmbH sei. Bei diesem Unternehmen arbeiten zum großen Teil die entlassenen Mitarbeiter von der vor 19 Jahren gegründeten Herhof GmbH. Vor allem mit dem Bau von Kompostieranlagen machte sich Herhof einen Namen. Bis 2001 baute Herhof insgesamt vier Trockenstabilat-Anlagen. Zwei Jahre später kam das Unternehmen finanziell ins Trudeln und wurde von der irischen Treasury Holdings übernommen. Anfang des Jahres musste Herhof Insolvenz anmelden. Im Gegensatz zu dem, was wohl ab Januar nächsten Jahres auf die Bürger in der Region zukommt, müssen die Osnabrücker wahrscheinlich nicht mehr für ihren Müll bezahlen. Die Mehrkosten für die Zwischenlösung finanzieren Stadt und Landkreis über eine Hermes-Bürgschaft und das griechische Konsortium hat angekündigt, den Müll für 78 Euro pro Restmülltonne zu entsorgen. In der Region liegen die Müllgebühren derzeit zwischen 60 Euro (Kreis Bitburg-Prüm) und rund 84 Euro (Trier). Im Zusammenhang mit der seit Juli notwendig gewordenen Verbrennung des Restmülls aus der Region in Nordrhein-Westfalen und im Saarland wurde immer wieder über eine mögliche Gebührenerhöhung spekuliert. Müllverbrennung ist um das Sechsfache teurer als das geplante Trockenstabilatverfahren von Herhof. Bereits vor zwei Jahren teilte der Zweckverband mit, dass ohne die Anlage in Mertesdorf eine Erhöhung um 90 Euro pro Haushalt unausweichlich sei. Insofern gehen Müllexperten davon aus, dass im nächsten Jahr die Müllgebühren in der Region deutlich steigen werden.

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