Autofahrern könnte Diesel-Preisschock drohen

Berlin · Egal, wie hoch die Kraftstoffpreise steigen, auf eines konnten sich die Autofahrer meist verlassen: dass Diesel immer noch günstiger ist als Benzin. Das könnte sich mit einer neuen Energiesteuer-Richtlinie der EU künftig ändern - lohnt es sich dann noch, Diesel zu fahren?

Erst die Debatte um den neuen Biosprit E10 - nun sollen Autofahrer künftig auch noch für Dieselkraftstoff deutlich mehr bezahlen. Denn ein Plan der EU-Kommission trifft die Dieselfahrer: Nach einer neuen Energiesteuer-Richtlinie sollen Kraft- und Heizstoffe in einigen Jahren gemäß ihrem Energiegehalt besteuert werden. Damit könnte Diesel im Verhältnis zum Benzin spürbar teurer werden. Nachfolgend einige wichtige Fragen und Antworten.

Wie sehen die Brüsseler Pläne genau aus?

Das ist noch recht ungewiss. Erst am Mittwoch will die EU-Kommission den Entwurf der neuen Energiesteuer-Richtlinie vorstellen, nach der Kraft- und Heizstoffe EU-weit künftig nicht mehr nach der Menge, sondern nach ihrem Energiegehalt besteuert werden sollen. Weil der Energiegehalt von Diesel höher sei als der von Benzin, müsse Diesel höher besteuert werden. Und auch die klimaschädlichen Kohlendioxidemissionen sollen demnach in den Energiepreis einfließen.

Was bezweckt die EU-Kommission damit?

Die EU-Kommission will nach Angaben eines Sprechers zeitgemäßere Energiepreise erreichen. Es ist geplant, die verschiedenen Kraftstoffe in puncto Energieeffizienz und Klimaschutz vergleichbar zu machen - mittels des Energiegehalts. Biokraftstoffe hätten einen geringeren Energiegehalt als fossile Brennstoffe, eine Mengenbesteuerung würde sie also benachteiligen. Nach Einschätzung des Autoexperten Ferdinand Dudenhöffer werden Dieselfahrzeuge ohne Grund "völlig willkürlich subventioniert". In den 1950er und 1960er Jahren seien solche Entscheidungen getroffen worden, um den Transport nicht zu stark zu besteuern. Ziel war es, Waren nicht zu verteuern. Heute sei dies nicht mehr zeitgemäß.

Wie wirkt sich das auf die Dieselpreise aus?

Unter Berufung auf die EU-Kommission berichtete die Frankfurter Allgemeine Zeitung, der Mindeststeuersatz für Diesel müsse um 17 Prozent über dem von Benzin liegen. Nach Angaben des Mineralölwirtschaftsverbands beträgt die Mineralölsteuer für Diesel in Deutschland 47 Cent pro Liter, im Falle von Superbenzin sind es 65,5 Cent. Die Steuer für den Liter Diesel müsste also laut Verband der Autoindustrie (VDA) um etwa 60 Prozent steigen. Die EU-Kommission sieht allerdings bei den Dieselpreisen auch die deutschen Politiker in der Verantwortung - teurer als heute werde Diesel nur dann, wenn Deutschland Steuern verlange, die höher lägen als der von der EU vorgeschlagene Mindeststeuersatz.

Was können Dieselfahrer tun?

Zunächst nichts. Auswirken wird sich die Neuregelung - wenn sie kommt - erst 2020. Bis dahin dürften längst nicht mehr alle Autos von heute noch auf den Straßen unterwegs sein, es gibt also genug Zeit für eine Entscheidung für oder gegen einen Diesel. Und ob die Regelung kommt, ist zumindest fraglich: Denn die EU-Mitgliedsstaaten müssen in dieser Frage einstimmig entscheiden - was für den Fall des Diesel-Landes Deutschland schwer vorstellbar ist.

EXTRA DGB WARNT VOR HOHEN DIESELPREISEN



Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Rheinland-Pfalz hat vor hohen Dieselpreisen gewarnt. Das wäre ein Schlag ins Gesicht für Pendler, mahnte DGB-Landeschef Dietmar Muscheid in einer Mitteilung. Gerade im Flächenland Rheinland-Pfalz seien viele Berufstätige auf Autos angewiesen. Zudem seien viele wegen hoher Benzinkosten auf Dieselwagen umgestiegen. dpa

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