Baby mit Muskeln

Es wird der größte Energiekonzern in der Region: Die saarländische Saar-Ferngas und die luxemburgischen Energieversorger Cegedel und Soteg schließen sich zusammen.

Saarbrücken/Luxemburg. Einen Namen für den neuen grenzüberschreitenden Energiekonzern gibt es noch nicht. Doch in Luxemburg spricht man bereits jetzt davon, dass Industriegeschichte geschrieben worden ist. Nachdem die Kartellbehörden in Bonn, Brüssel und Luxemburg grünes Licht gegeben haben, dürfen sich der luxemburgische Stromversorger Cegedel, der luxemburgische Gasanbieter Soteg und der die saarländische Saar-Ferngas zu einem Konzern zusammenschließen.

700 Mitarbeiter soll das neue Unternehmen haben, ein Jahresumsatz von 2,7 Milliarden Euro erwirtschaftet werden. Damit wäre das der größte Energiekonzern in der Großregion. Von "einen neuen, großen Baby mit viel Muskeln" ist in Luxemburg die Rede.

Ziel des Zusammenschlusses sei es, die Energieversorgung in Luxemburg und der Großregion zu sichern, die Arbeitsplätze in diesem Bereich halten zu können und wettbewerbsfähige Energiepreise für Haushalt und Industriekunden anbieten zu können, heißt es in einer Mitteilung des luxemburgischen Wirtschaftsministeriums. Man hofft, dadurch auch günstigere Konditionen bei der Gas- und Stromversorgung zu bekommen. Außerdem will der neue Konzern eigene Anlagen zur Energiegewinnung betreiben.

Für die Verbraucher jenseits der Luxemburger Grenze wird sich aber vermutlich wenig ändern. Man werde zunächst kein Angebot für Privatkunden machen, sagt Michael L`huillier von Saar-Ferngas. Saar-Ferngas ist zu 24,9 Prozent an den Trierer Stadtwerken beteiligt. Man wolle dem regionalen Versorger, der rund 28 000 Gaskunden in der Region hat, keine Konkurrenz machen, sagt L´huillier.

Zuständig für den Gashandel bei Saar-Ferngas ist übrigens der ehemalige Vertriebsleiter der Trierer Stadtwerke, Thomas Waßmuth. Der Pfälzer war im Sommer von der Mosel an die Saar gewechselt. Mit dem Zusammenschluss habe das Unternehmen die Möglichkeit, bundesweit Stadtwerke als neue Kunden zu gewinnen, sagt Saarferngas-Sprecher L´huillier. Mehr Wettbewerb sei vor allem auf dem Gasmarkt gut für die Kunden, sagt Energieexperte Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz: "Jeder neue Anbieter stärkt den Markt."

Luxemburg hat Mehrheit in neuem Unternehmen



Saar-Ferngas gehört mehrheitlich dem weltweit größten Stahlkonzern ArcelorMittal, der seinen Sitz in Luxemburg hat. 367 Millionen Euro hat der Konzern für die Übernahme von 76,8 Prozent der Anteile an Saar-Ferngas bezahlt. Weitere 20 Prozent an dem saarländischen Versorger hält die Düsseldorfer Eon AG. Saar-Ferngas selbst ist am luxemburgischen Gasversorger Soteg beteiligt, genau wie auch Eon und ArcelorMittal. Am luxemburgischen Stromanbieter Cegedel wiederum ist der Essener Energiekonzern RWE beteiligt. Die Mehrheit am neuen Energiekonzern wird der luxemburgische Staat haben, vor ArcelorMittal, RWE und Eon Ruhrgas.

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