Balsam fürs Selbstbewusstsein

TRIER. Feier für rund 170 neue Meister: Mit der Überreichung der Meisterbriefe hat das Handwerk seinen Nachwuchs geehrt.

"Nur über meine Leiche": Das sagte Andreas Bares aus Ammeldingen bei Neuerburg (Kreis Bitburg-Prüm) auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, sein Meisterstück, eine Holzvitrine, für 40 000 Euro zu verkaufen. Was dem frisch gebackenen Tischlermeister aus der Eifel so spontan über die Lippen ging, zeigt den Stolz und das Selbstbewusstsein der neuen Handwerker-Generation. Immerhin 170 Meister aus der Region Trier aus 17 verschiedenen Berufen bekamen in der Europahalle Trier ihren Großen Befähigungsnachweis, der sie nun zur Gründung eines eigenen Unternehmens und zur Ausbildung des Nachwuchses berechtigt.Leute, die anpacken

Dass das nicht irgendeine Feier war, zeigte nicht zuletzt der "große Bahnhof" zahlreicher Spitzen aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. "Wir brauchen neue Ideen und tatkräftige junge Menschen, die anpacken und gestalten wollen", lobte Rudi Müller, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Trier, die Leistungen der neuen Meister. Erstmals wurden die besten ihrer Zunft als so genannte Best-Meister gesondert und mit einem 300-Euro-Weiterbildungs-Gutschein der Kammer ausgezeichnet: Marco Blau (Bäcker, Osburg), Stefan Dichter (Elektrotechniker, Fleringen), Kevin Schwindling (Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Losheim-Wahlen), Alexander Streit (Kraftfahrzeugtechniker, Herforst), Manuela Schönborn (Maler und Lackierer, Zeltingen-Rachtig), Alexander Neuls (Tischler, Hochscheid) sowie Andreas Bares (Tischler, Ammeldingen). Letzterer erhielt als Jahrgangsbester zudem einen Existenzgründungs-Zuschuss von 1500 Euro, gestiftet von der Kreissparkasse Bitburg-Prüm. Denn um qualifizierte Neu-Betriebe geht es Handwerkskammer-Präsident Müller - auch jenseits der Tatsache, dass seit einigen Jahren für mehr als 50 Handwerksberufe kein Meisterbrief zur Gründung eines Unternehmens mehr nötig ist: "Nicht Geiz ist heute geil, sondern Geist ist geil", sagte er. Der Meisterbrief sei ein Qualitätssiegel, das dem Kunden und dem Handwerksmeister Sicherheit biete. "Das ist nicht irgendein Stück Papier oder ein Berechtigungsschein." Und auch der Präsident des Zentralverbandes des deutschen Handwerks (ZDH), Otto Kentzler, warb um neue Meisterbetriebe: "Zeigen Sie Ihren Stolz und machen Sie weiter", animierte er den Nachwuchs. Auch wenn der Wettbewerb - bei 140 000 Stellenstreichungen im Handwerk allein im vergangenen Jahr - härter geworden sei, "wir müssen vermitteln, dass wir was können. Und Qualität zählt auf Dauer eben mehr als der Preis", sagte er. "Der Kunde zahlt den Lohn"

Da heiße es auch auf die Kunden zuzugehen, ihn bei der Stange zu halten und aktiv um Aufträge zu werben, sagte Kentzler. "Vergessen Sie nie, dass der Kunde Ihren Lohn zahlt. Nur wenn wir gute Qualität abliefern, dann bezahlt der Kunde auch", sagte der gelernte Gas-Wasser-Installateur und Klempner. Angesichts von Betriebsgrößen von vier bis sechs Mitarbeitern müsse auch die Politik ihre Versprechen einhalten und den Mittelstand fördern. "Wir dürfen als Personengesellschaften nicht verloren gehen, sondern müssen uns weiter in die Politik einbringen", sagte er. Denn ein Handwerksmeister verfüge über praxisnahe Erfahrung und müsse jeden Tag Entscheidungen treffen. Und so machten Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage und HWK-Hauptgeschäftsführer Hans-Hermann Kocks den neuen Handwerksmeistern Mut, angesichts einer "anziehenden Konjunktur" (Kocks) und "guter Perspektiven" (Bauckhage, der selbst Bäckermeister ist) ihren Weg zu gehen. Musikalisch übernahm diesen Part das Philharmonic Swing Orchestra treffend mit Frank Sinatras Refrain "I did it my way" - Ich hab's auf meine Art gemacht. Die Namen aller neuen Meister sowie Fotos von der Meisterfeier können Sie unter www.intrinet.de abrufen.

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