Banken verlangen zu hohe Dispozinsen

Berlin · Die Banken langen offenbar mit überhöhten Zinsen von bis zu 14 Prozent kräftig zu, wenn Kunden ihr Konto überziehen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Stichprobe der grünen Bundestagsfraktion, die unserer Zeitung vorliegt.

34 Banken wurden dabei unter die Lupe genommen, und die Resultate sind nach Ansicht der Grünen ernüchternd: Mit den Dispozinsen werde "das große Geld gemacht", beklagt die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn.

Nur wenige Verbraucher wüssten, wie viele Zinsen sie für ihren Dispokredit überhaupt zu zahlen hätten. "Und das, obwohl viele ihn regelmäßig ausschöpfen müssen. Die Banken nutzen das aus", klagt Höhn.

Fakt ist: Seit dem Beginn der Finanzkrise 2008 zahlen die Banken lediglich Zinsen von einem Prozent für die Geldbeschaffung bei der Europäischen Zentralbank. Davor waren es noch satte 4,25 Prozent. Nach Ansicht der Grünen müssen daher auch die Kreditzinsen niedrig sein. "Bei einem aktuellen Leitzins von einem Prozent wäre lediglich ein Zinssatz von maximal sechs bei Dispositionskrediten beziehungsweise neun Prozent bei darüber hinausgehenden geduldeten Überziehungen sachgerecht und angemessen", betont die verbraucherpolitische Sprecherin der Fraktion, Nicole Maisch. Die 34 überprüften Banken nehmen jedoch mindestens 7,99 Prozent und in der Spitzenposition sogar 14 Prozent (Sparkasse Düren) für den Dispositionskredit. Die meisten der geprüften Institute verlangen laut Stichprobe Dispozinsen von über zwölf Prozent (Deutsche Bank, Sparkasse Aachen, Norisbank oder Postbank) und über 13 Prozent (darunter viele Sparkassen und die Commerzbank). Wer die Zahlen zudem über Jahre vergleiche, kritisieren die Grünen weiter, der stelle fest, dass einige Banken ihre Sätze gar nicht verändert hätten. So habe die "targobank" schon 2008 einen Zinssatz von 16,99 Prozent verlangt, als sie noch "citibank" hieß.

Noch teurer wird's für den Kunden, wenn er sein Konto über den Disporahmen hinaus überzieht. Im günstigsten Fall müsse er dann 8,98 Prozent für Beträge unter 500 Euro zahlen, bei der Sparkasse Oberhausen werden aber schon satte 19,25 Prozent fällig. Laut Stichprobe sind es wieder die Sparkassen, die deutlich zulangen.

Mit 18,74 Prozent nehme allerdings auch die Commerzbank einen Spitzenplatz ein, obwohl sie besonders vom staatlichen Rettungspaket profitiert hat.

Die Grünen sind vor allem verärgert darüber, "dass die Banken die Sparzinsen sehr schnell an das niedrige Leitzinsniveau angepasst haben, aber die Zinssätze für Dispo- und Überziehungskredite hochhalten", so Höhn.

Die unfairen Geschäftspraktiken gefährdeten auch die Akzeptanz von politischen Rettungspaketen für die Finanzbranche. Die Bundesregierung müsse daher regulierend in den Markt eingreifen, um die bestehenden Missstände zu beseitigen, fordert die Fraktion. Verbraucher sollten zudem Dispozinssätze vergleichen "und gegebenenfalls die Bank wechseln".

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