Bauern-Kritik an Milch-Politik

150 Milchbauern der Hochwald-Molkerei in Thalfang (Kreis Bernkastel-Wittlich) haben gestern gegen die Politik ihrer Molkerei protestiert. Initiiert wurde die Demonstration von vier Hochwald-Vertretern aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, NRW und Hessen.

 150 Landwirte protestieren in Thalfang. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

150 Landwirte protestieren in Thalfang. TV-Foto: Heribert Waschbüsch

Thalfang. Der Milchpreis sinkt, die Kosten für Düngemittel, Diesel und Kraftfutter sind explodiert. "Viele Milchbauern stehen derzeit am Scheideweg", sagt einer der Initiatoren, Hubert Brodback aus Lebach. Der Milchbauer aus dem Saarland will mit seinen Kollegen die Molkerei-Politik ändern. Dabei dreht sich die Diskussion darum, ob und wie zu viel gelieferte Milch verrechnet wird. Jeder Milchbauer hat nämlich eine genau festgeschriebene Milchquote. Liefert er deutlich mehr ab, muss er Strafe zahlen.

Bisher können Molkereien einen Ausgleich zwischen ihren Bauern vornehmen (Molkerei-Saldierung). Würde in Zukunft die Milch aller deutschen Milchbauern gegeneinander verrechnet (Bundes-Saldierung), befürchtet die Hochwald-Molkerei, dass dies das Unternehmen rund zehn Millionen Euro kosten würde.

Demonstranten wollen Milchmenge kürzen



Hochwald rechnet damit, dass bei einer Bundes-Saldierung die Möglichkeit des Mengenausgleichs vor allem in die hoch produktiven Betriebe in Norddeutschland verlagert würde. Für die protestierenden Landwirte ist dieser Weg falsch. "Wir müssen von der Menge wegkommen", sagt Randy Aller, Vertreter aus Vielbach im Westerwald. Hubert Brodback rechnet vor, dass ein Landwirt mit 500 000 Litern Milch Jahresleistung bei 30 Cent 150 000 Euro erwirtschafte. Würde dieser Landwirt die erlaubten zehn Prozent mehr liefern, wären das insgesamt 550 000 Liter und damit ein Milchgeld von 165 000 Euro. "Bei 35 Cent bekommt man bei 500 000 Litern aber 175 000 Euro, und man spart noch die Kosten für die fünf Kühe, die einem die 50 000 zusätzlichen Liter liefern müssen." Jürgen Baustert wirft der Milchindustrie vor: "Wir brauchen einen kostendeckenden Preis, und die Molkerei will einen wettbewerbsfähigen Preis. Wir stehen aber mit dem Rücken an der Wand."

"Wir leben nicht auf einer Insel"



Weniger Milch - höherer Milchpreis, diese Rechnung wollen die Verantwortlichen bei Hochwald nicht so einfach hinnehmen. "Wir leben nicht auf einer Insel", sagt Hochwald-Aufsichtsratsvorsitzender Hans-Jürgen Sehn. Vorstand und Aufsichtsrat der Molkerei befürchten, dass deutsche Landwirte mit einer freiwilligen Reduzierung ihrer Milchmenge ausländischen Erzeugern den Markt überlassen. "Die deutsche Politik und die EU gehen hier derzeit ganz unterschiedliche Wege", sagte Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel. Zudem scheint die "Chemie" zwischen Geschäftsführung, Vorstand und Aufsichtsrat sowie den Demonstranten nicht zu stimmen. Während die protestierenden Bauern "ihrer Geschäftsführung" vorwerfen, sich nicht hinter die "Forderungen der Basis" zu stellen und die Probleme der Landwirte zu ignorieren, erklärt Karl-Heinz Engel, dass die Mehrheit der Milchbauern auch durchaus andere Ansichten vertrete. Die 5300 Mitglieder der Molkerei werden von etwa 260 Vertretern repräsentiert.

Unterdessen scheint die EU ihre Pläne zur Quotenaufstockung und dem Quotenausstieg ungeachtet der Diskussion unter den deutschen Bauern zu verfolgen. Demnach hat Martin van Driel (EU-Mitarbeiter) die EU-Pläne verteidigt: "Die Landwirte in Deutschland können froh sein, wenn es bei der geplanten Anhebung der Quote (fünf Prozent) bleibt. Einige Länder fordern eine viel weiter gehende Erhöhung der Quote. Da gilt das demokratische Prinzip des Mehrheitsbeschlusses", zitiert die Landwirtschaftliche Zeitung im Rheinland den Holländer.

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