Bauern sollen für Maut bluten

TRIER. Wegen der bevorstehenden LKW-Maut sollen die rheinland-pfälzischen Bauern offenbar weniger Geld für ihr Getreide bekommen. "Wieder einmal geht's auf Kosten derjenigen, die sich nicht wehren können", kritisiert der Bauern- Und Winzerverband Rheinland-Nassau (BWV).

Die pannenbehaftete LKW-Maut kommt, nur wann, weiß niemand so genau. Durchschnittlich 12,4 Cent pro Autobahn-Kilometer müssen die Lastwagen-Besitzer nach der Einführung berappen. Klar, dass die Spediteure versuchen werden, die Mehrkosten umzulegen - auf wen auch immer. Festzustehen scheint indes, dass es beim Transport von Getreide in die Mühlen die Bauern treffen wird. Das jedenfalls behauptet ihr in Koblenz ansässiger Verband und nennt Beispiele aus der Praxis. Laut BWV-Sprecher Herbert Netter haben mehrere Bauern Angebote für Gerste oder Weizen bekommen, die mit dem schriftlichen oder mündlichen Zusatz "unter Vorbehalt einer Maut-Gebühr" oder "ex Maut" versehen worden sind. Will heißen: Kommt die Autobahn-Benutzungsgebühr, bekommen die Getreidebauern von einzelnen Genossenschaften oder Händlern weniger Geld für die Ware. Weg des geringsten Widerstands

Da die Gewinnspannen der Landwirte beim Getreide ohnehin minimal seien (laut Netter zwischen 70 und 80 Cent je Doppelzentner), lohne sich bei einem weiteren (Maut-)Preisabschlag (die Rede ist von zehn bis zwölf Cent je Doppelzentner) für viele die Produktion nicht mehr. Herbert Netter spricht von möglichen Einkommensverlusten von bis zu 1500 Euro jährlich für die rund 9000 Getreidebauern im nördlichen Rheinland-Pfalz. Nicht die Landwirte sollten für die Maut zur Kasse gebeten werden ("Weg des geringsten Widerstands"), fordert der Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau, sondern Getreidemühlen und Bäckereien. Dass dadurch Brot und Brötchen womöglich teurer würden und somit der Verbraucher letztlich die Zeche zahlen könnte, glaubt BWV-Sprecher Netter nicht. Nach einer Rechnung des Bauernverbands macht der Getreide-Preis bei einem Brötchen "derzeit gerade mal einen halben Cent" aus. Völlig überrascht von dem angekündigten Maut-Abschlag einzelner Geschäftsstellen zeigte sich am Mittwoch Hans-Josef Hilgers, Vorstandssprecher der Raiffeisen Warenzentrale (RWZ) Rhein-Main: "Mir ist davon nichts bekannt." Sollte dennoch eine der rund 250 RWZ-Filialen in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Hessen oder Thüringen diese Maut-Einschränkung gegenüber Getreidebauern gemacht haben, werde diese "sofort zurückgenommen", sicherte der Vorstandssprecher zu: "Schließlich sind die Bauern unsere Eigentümer, nicht die Mühlen." Hans-Herbert Laux aus Uhler (Rhein-Hunsrück-Kreis) ist einer der Getreideanbauern, die von der "ex Maut"-Ankündigung ihrer Abnehmer betroffen sind. Er glaubt, dass letztlich dennoch "wieder einmal" die Bauern die Zeche zahlen müssen. Bis dato seien die Getreidehändler noch so ehrlich gewesen und hätten den Maut-Abschlag extra ausgewiesen. "In Zukunft", sagt Laux voraus, "bekommen wir einfach ein paar Cent weniger für jeden Doppelzentner Getreide."

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