Bauernpräsident drängt auf Molkerei-Fusion

Die Landwirtschaft steckt in der Krise, und Bauernpräsident Leo Blum muss an vielen Fronten kämpfen. Auch mit den eigenen Kollegen. Nun legt der Lobbyist seine Zurückhaltung ab, attackiert den Bundesverband der Deutschen Milchviehhalter (BDM) und fordert die beiden rheinland-pfälzischen Molkereien zur Fusion auf.

 Leo Blum ruft die Molkereien im TV-Gespräch zu mehr Zusammenarbeit auf. TV-Foto: Klaus Kimmling

Leo Blum ruft die Molkereien im TV-Gespräch zu mehr Zusammenarbeit auf. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Die Landwirtschaft steckt in der schlimmsten Krise seit Jahren. Milchbauern gehen auf die Barrikaden und kämpfen für einen auskömmlichen Preis, Getreidebauern und Ferkelzüchtern geht es an die Substanz. In dieser Lage mehren sich die Rufe, dass der Bauern- und Winzerverband (19 000 Mitglieder) als Einheitsvertretung für die vielen unterschiedlichen Interessen nicht mehr zeitgemäß ist.

Bauernpräsident Leo Blum will davon nichts wissen. Im Gespräch mit dem TV verteidigt der Landwirt aus Niederbettingen (Vulkaneifelkreis) den Verband und bezieht Position: "Gerade in dieser Lage ist es wichtig, dass sich die Gruppe der Landwirte nicht auseinanderdividieren lässt."

Gegenüber dem Bundesverband Deutscher Milchviehalter (BDM) will sich der Bauernverband nun deutlicher abgrenzen. "Was der BDM fordert, sind vielfach Traumtänzereien", echauffiert sich Blum. "Wir haben uns bis vor wenigen Wochen mit einer Bewertung des BDM zurückgehalten, weil wir nicht wollen, dass der Eindruck entsteht, die Bauern schlagen auf sich selbst ein." Doch damit sei nun Schluss. Der Hauptgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes, Josef Der stappen, wird noch deutlicher: "Bauernverband und BDM, das ist, als wollten Sie Atomkraftgegner und -Befürworter zusammenbringen." Man habe mit dem neuen BDM-Landesvorsitzenden noch einmal den Dialog gesucht, doch dieser habe dem Bauernverband die kalte Schulter gezeigt. Viele Gemeinsamkeiten finden die beiden Organisationen in der Tat nicht. Nur in einem Punkt sei der Verband mit dem BDM auf einer Linie: "Wir sind auch dafür, dass die EU die Erhöhung der Milchquote in der Krise aussetzt."

Doch anders als die BDM-Aktivisten glaubt beim Bauernverband niemand daran, dass die europäischen Staaten für eine EU-weite Mengenregulierung stimmen. Dafür gebe es keine Mehrheiten. "Nicht Merkel, Sonnleitner oder Blum machen den Milchpreis, sondern der Markt bestimmt den Preis", sagt der Chef-Lobbyist. "Der Schlüssel liegt bei den Marktpartnern", fügt er hinzu.

Und Blum will gerade die Molkereien stärker in die Pflicht nehmen. "Die Molkereien müssen innovativer werden, sie müssen ihre Zusammenarbeit stärken oder fusionieren und energischer gegenüber dem Handel auftreten", fordert er von der Hochwaldmolkerei (Thalfang, Kreis Bernkastel-Wittlich) und der Milch-Union-Hocheifel (Pronsfeld, Eifelkreis Bitburg-Prüm).

Für den Bauernverband geht es offensichtlich darum, den Strukturwandel für die Bauern abzufedern. "1984, bei Einführung der Milchquote, gab es in der Region 24 000 Milchbetriebe, heute haben wir noch 2500", erklärt Blum. Die Bauern müssten sich auf einen freien Markt einstellen, denn 2015 falle die Quote endgültig weg. "Das bedeutet für die Milchbauern mal fallende und mal steigende Milchpreise. An diese Zyklen müssen sich die Landwirte gewöhnen." Nach seiner Ansicht erholt sich der Preis gerade. Nachdem die Erzeuger vor kurzem noch rund 20 Cent für den Liter Milch bekommen haben, geht es inzwischen wieder in Richtung 25 Cent. "Vielleicht bekommen wir bald 30 Cent", hofft Blum.

Von der Politik erwartet er, dass sie die Landwirtschaft "in ihrem Wandel begleitet". Kurz gesagt: Mit staatlichen Subventionen sollen Landwirtschaft und Kulturlandschaft aufgepäppelt werden. Die Senkung der Agrardiesel-Steuer, die Grünlandförderung, Zuschüsse zu den Sozialversicherungen, hier sieht Blum "die Politik auf dem richtigen Weg".

Von der neuen Koalition erhoffen sich die Bauernvertreter weitere Hilfen, etwa die Möglichkeit, in guten Jahren Rückstellungen für schlechte Zeiten bilden zu können.

Trotz Strukturwandels und Preisverfalls ist Blum optimistisch: "Nutzbare Flächen gehen zurück, die Weltbevölkerung steigt, der Bedarf an Agrarprodukten wächst. Mittelfristig hat Landwirtschaft auch bei uns gute Perspektiven."

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