Bei Schlecker läuft die Uhr ab - und Räumungsverkauf

Trier/Ehingen · Im Sanierungsfall der Drogeriekette Schlecker drückt der vorläufige Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz aufs Tempo. Gestern stellte er "eine vorläufige Übersicht" der Filialen vor, die schon zum 24. März schließen sollen: zehn Märkte davon sind in der Region Trier.

 Die Schlecker-Filiale in Salmtal (Landkreis Bernkastel-Wittlich) soll schließen. TV-Foto: Ursula Quickert

Die Schlecker-Filiale in Salmtal (Landkreis Bernkastel-Wittlich) soll schließen. TV-Foto: Ursula Quickert

Trier/Ehingen. In zehn Schleckerfilialen in der Region Trier (siehe Extra) hat gestern bereits der Räumungsverkauf begonnen. Während der Gesamtbetriebsrat mit Insolvenzverwalter Geiwitz über Schließungen und Kündigungen verhandelt, läuft in zahlreichen Schlecker-Märkten die Abwicklung an.
Dabei betont das Unternehmen, dass es sich dabei noch um vorläufige Listen handele, "da sich durch die laufenden Beratungen mit Betriebsrat und Gewerkschaft unter Umständen noch Änderungen ergeben können". "Neben der Information, ob der jeweilige Markt voraussichtlich geschlossen wird, hat Schlecker gegenüber den Mitarbeitern nochmals deutlich erläutert, dass die Schließung eines Markts nicht zwangsläufig mit dem Verlust des Arbeitsplatzes einhergeht", sagt der Insolvenzverwalter.
Gewerkschaft skeptisch


Die Dienstleistungsgewerkschaft und der Betriebsrat sehen mit Sorge, dass nur wenig Zeit für Beratung und Rettung zur Verfügung steht. Bis Ende März werden die bundesweit mehr als 40 000 Mitarbeiter mit dem sogenannten Insolvenzgeld von den Arbeitsagenturen bezahlt. Nach drei Monaten endet aber diese Phase.
"Man muss zugeben, dass die Strukturen sehr schwierig und unübersichtlich sind", sagt Jürgen Rinke-Oster, Verdi-Gewerkschaftssekretär. Er hofft auf Unterstützung der Länder bei der Gründung einer Transfergesellschaft. "Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz haben Hilfe zugesagt, doch wir brauchen eine generelle Lösung." In einer solchen Transfergesellschaft könnten die entlassenen Mitarbeiter aufgefangen und für den Arbeitsmarkt qualifiziert werden. Zudem könnte sich nach Gewerkschaftsansicht der "Insolvenzverwalter Zeit kaufen, indem er sich einen Überbrückungskredit nimmt", meint Rinke-Oster. Große Angst hat der Verdi-Vertreter, dass Mitarbeitern nun nach einer vom Insolvenzverwalter vorgelegten Namensliste gekündigt wird. "Das wäre der falsche Weg, wir wollen, dass zumindest noch eine Sozialauswahl getroffen werden kann", sagt Rinke-Oster.
Von den 250 Schlecker-Beschäftigten in der Region Trier seien nach seiner Ansicht 75 von Kündigung bedroht, Rheinland-Pfalz-weit seien es sogar 750 Mitarbeiter.
Alternative Stellen?


Die Chancen, eine Stelle im Handel zu finden, sind in der Region nicht schlecht. "Wir hatten im Februar 270 offene Stellen im Gesamtbereich Handel", erklärt ein Sprecher der Arbeitsagentur Trier dem TV. Allerdings sind darunter auch viele 400-Euro-Jobs. "Das ist ein großes Problem. Viele Mitarbeiterinnen sind alleinerziehend und brauchen eine Vollzeitstelle", sagt Corinna Meissner, Schlecker-Mitarbeiterin und Betriebsratsmitglied in der Region Trier. Seit 1992 ist sie bei der Drogeriekette. "Wer mit einem 400-Euro-Job auskommt, hatte schon bei Schlecker einen. Doch alle anderen brauchen den Tariflohn", sagt sie. Auch sie bemängelt die kurzen Reaktionszeiten: "In den vier Märkten bei uns, die nun geschlossen werden, sollten wir kurzfristig vorlegen, wie sie weitergeführt werden könnten. Nun läuft schon der Räumungsverkauf."

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