Beim Frühjahrsempfang des DGB schlägt das europäische Herz

Trier · Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in der Region hat seinen Frühjahrsempfang unter den europäischen Gedanken gestellt. Gäste aus Belgien und Luxemburg schwimmen mit den deutschen Kollegen auf einer Welle und fordern ein Umdenken in der Politik.

Trier. "Es gibt zu Europa keine wünschenswerte Alternative." Festredner Karl-Heinz Lambertz, Ministerpräsident der Deutschen Gemeinschaft Belgiens, sprach den gut 100 Gästen beim DGB-Frühjahrsempfang ganz aus dem Herzen. Doch Lambertz ließ bei seinem Vortrag auch keinen Zweifel daran, wie ernst es um die Zukunft der Gemeinschaft steht: "Europa steht am Scheideweg", warnte er.
Dass vor allem Deutschland einen Anteil an der europäischen Krise trägt, betonte Gastgeber Christian Z. Schmitz, DGB-Regionsgeschäftsführer Trier. "Mit den niedrigen Tarifabschlüssen in den vergangenen Jahren haben wir die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft so erhöht, dass unsere europäischen Partner darunter leiden." Statt nach der Krise die Finanzbranche an die Leine zu legen, würde "das Karussell wieder laufen", schimpfte der DGB-Chef. "Wir brauchen nun auf Jahre hohe Lohnabschlüsse, um unsere Binnenkonjunktur anzukurbeln und die Stabilität in ganz Europa zu sichern."
Mit dieser Forderung steht Schmitz bei weitem nicht allein. Auch der Präsident der luxemburgischen Gewerkschaft OGBL, Jean-Claude Reding, bläst ins gleiche Horn. "Eine gesunde Lohnpolitik hat sich noch nie als wachstumshemmend gezeigt."
Wie sehr die Gewerkschaften in der Region europäisch denken, zeigt sich auch in einem Wunsch von Ministerpräsident Lambertz. "Wir müssen der lokalen und regionalen Ebene in Europa mehr Aufmerksamkeit schenken. Es muss uns gelingen, hier eine europäische Begeisterung zu wecken." Als Ausweg aus der derzeitigen Krise fordern die Redner, die Finanzbranche zu zügeln und den Menschen eine faire Lebensgrundlage zu bieten. Dazu passt auch der Wunsch von OB Klaus Jensen als Gastredner: "Wir zittern mit den 300 Trierer Stahlwerkern um ihre Jobs und hoffen, dass sich die Insolvenz zum Guten wendet." hw

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