Beschäftigte machen Druck

Die Streiks im öffentlichen Dienst gehen weiter: Gestern gingen bundesweit fast 70 000 Beschäftigte auf die Straße. Heute wird in einigen Kindergärten in Rheinland-Pfalz gestreikt, in der Region sind vier Einrichtungen in Wittlich betroffen.

Trier. (wie) Die Gewerkschaft Verdi erhöht den Druck auf die öffentlichen Arbeitgeber. Bundesweit legten gestern über 70 000 Beschäftigte von Bundes- und Kommunalverwaltungen, städtischen Kliniken, der Müllabfuhr und Kindergärten ihre Arbeit nieder. In Rheinland-Pfalz gingen rund 850 Gewerkschaftsmitglieder auf die Straße. Schwerpunkt waren die Pfalz, Mayen und Koblenz. Bestreikt wurden unter anderem städtische Verwaltungen in Pirmasens, Zweibrücken und Kaiserslautern. Auch Mitarbeiter von Arbeitsagenturen, der Rentenversicherung und der Kaserne in Büchel (Kreis Cochem-Zell) legten zeitweise ihre Arbeit nieder. Zu einer Kundgebung in Pirmasens kamen rund 350 Streikende. Die stellvertretende Verdi-Landeschefin Christine Gothe wies erneut das bisherige Arbeitgeberangebot nach fünf Prozent mehr Lohn bei gleichzeitiger Aufstockung der Arbeitszeit auf 40 Stunden als "Minusgeschäft" zurück. Die Beschäftigten müssten erst einmal 1,5 Stunden mehr arbeiten, um überhaupt eine Lohnerhöhung zu bekommen, kritisierte die Gewerkschafterin. Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn und Gehalt. Mit den bundesweiten Streiks haben die Tarif-Auseinandersetzungen im öffentlichen Dienst gestern ihren ersten Höhepunkt erreicht. Die Gewerkschaft will den Druck noch weiter erhöhen. Heute sind die Beschäftigten von kommunalen Kindertagesstätten in Rheinland-Pfalz zum Streik aufgerufen. Zu einer zentralen Kundgebung in Mainz werden 500 Erzieher und Erzieherinnen erwartet. In der Region dürften die Auswirkungen des Streiks nicht so gravierend sein. Die Mehrzahl der hiesigen Kitas ist in kirchlicher Trägerschaft, deren Mitarbeiter dürfen sich nicht an dem Arbeitskampf beteiligen. Lediglich die rund 40 Beschäftigten der vier städtischen Kindergärten in Wittlich werden heute ihre Arbeit niederlegen. Neben Verdi hat auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft zum Streik aufgerufen. Betroffen davon sind rund 360 Kinder, alle Eltern wurden vorher informiert. Größere Auswirkungen dürfte der Streik in der Region in den kommenden Tagen haben. Für Freitag sind die Beschäftigten der städtischen Müllentsorgung und der Verkehrsbetriebe zum Arbeitskampf aufgerufen. Auch Trier dürfte an diesem Tag Schwerpunkt der Aktionen sein. Unterdessen scheinen die Arbeitgeber zu Kompromissen bereit zu sein. Der Münchner Oberbürgermeister und Präsident des Deutschen Städtetages, Christian Ude (SPD), zeigte Verständnis für die Forderungen nach spürbaren Einkommensverbesserungen und ging auf Distanz zu dem Arbeitgeber-Angebot. Das klinge sehr schön, sei aber mit der geforderten Arbeitszeitverlängerung keine wirkliche Gehaltserhöhung. Die Städte seien nicht mehr in so großer Finanznot wie noch vor einigen Jahren. Ude plädierte für eine schnelle Einigung im Tarifkonflikt: "Das Schlimmste für die Bürger und für die öffentlichen Unternehmen wäre ein langer Arbeitskampf!"

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