Handwerk „Wir möchten jeden nach seinen Potenzialen fördern“

BITBURG · Die Schreinerei bulbaum aus Bitburg ist nicht nur für individuelle und hochwertige Möbel bekannt. Auch als Arbeitgeber eilt dem Unternehmen der gute Ruf voraus. Bis nach Berlin, wo die beiden Geschäftsführer vor wenigen Tagen eine Auszeichnung als einer der besten Ausbildungsbetriebe Deutschlands beim Wettbewerb „Ausbildungs-Ass 2022“ entgegennahmen.

Freuen sich über die Auszeichnung als einer der besten Ausbildungsbetriebe Deutschlands: Geschäftsführer Achim Tossing (links), Auszubildende Elisabeth Geimer und Geschäftsführer Sebastian Peters.

Freuen sich über die Auszeichnung als einer der besten Ausbildungsbetriebe Deutschlands: Geschäftsführer Achim Tossing (links), Auszubildende Elisabeth Geimer und Geschäftsführer Sebastian Peters.

Foto: TV/Susanne Rendenbach

Elisabeth Geimer wollte die Ausbildung zur Tischlerin unbedingt und nur bei bulbaum machen. Während eines Praktikums hatte die heute 20-Jährige „Feuer gefangen“ und beschlossen, sich zu bewerben. Fast wäre nichts daraus geworden. „Wir nehmen normalerweise einen Auszubildenden pro Lehrjahr. Diese Stelle war bereits vergeben, auch wenn Elisabeth einen sehr guten Eindruck hinterlassen hatte“, erzählt Geschäftsführer Achim Tossing. Nachdem er zufällig Elisabeth Geimers Mutter getroffen und sich erkundigt hatte, was die junge Frau vorhat, schwenkte er um: „Sie erzählte mir, dass Elisabeth studieren werde, da das mit der Lehrstelle bei uns nicht geklappt hat und sie nirgendwo anders arbeiten wolle. Da dachte ich, das kann nicht sein. Wir haben eine Ausnahme gemacht und in dem Jahr zwei Auszubildende eingestellt.“

Inzwischen ist die Idesheimerin im zweiten Lehrjahr und von Ausbildung und Betrieb begeistert. „Die familiäre Atmosphäre war vom ersten Moment an zu spüren. Man wird hier direkt auf- und ernstgenommen, ich durfte sofort mitarbeiten.“ Dem Nachwuchs werde viel zugetraut und vertraut. „Wir dürfen an alle Maschinen und werden auch in der Arbeitsvorbereitung angelernt.“

Für die Tischlermeister und Geschäftsführer Achim Tossing und Sebastian Peters ist die Ausbildung des Tischlernachwuchses eine Herzensangelegenheit. Dabei verbindet sie ihr Menschenbild: „Wir sehen jeden, wie er ist. Und wir setzen voraus, dass in jedem etwas steckt und er etwas erreichen möchte. Es geht darum, die Person mit ihren Potenzialen zu fördern“, beschreiben sie. Vier Auszubildende haben sie beschäftigt. Bewerbermangel? Fehlanzeige! Peters: „Wir haben immer mehr Bewerber als Stellen.“

Wer bei bulbaum lernen darf, das entscheiden das 19 Mitarbeiter starke Team und die Chefs gemeinsam. Auch bei den Einstiegsvoraussetzungen unterscheidet sich bulbaum von anderen Unternehmen. Gesetzt ist: „Wer zu uns möchte, muss sich mit der bulbaum-DNA identifizieren“, so Tossing. Und: Jeder muss ein Praktikum in der Werkstatt absolvieren.

Was die bulbaum-DNA ist, erläutert er: „2019 haben wir uns als Team für drei Tage zurückgezogen, um gemeinsam die bulbaum-DNA zu entwickeln.“ Leitgedanken, die das Selbstverständnis in Bezug auf die Arbeit, den Umgang miteinander und mit den Kunden beschreiben. „Sebastian und mir war das wichtig, weil wir lernen mussten, dass für uns manches selbstverständlich ist, was bei jungen Menschen nicht vorauszusetzen ist. Mit der gemeinsam entwickelten DNA haben wir eine Basis, die alle mittragen.“

Der Stellenwert der Ausbildung bei bulbaum zeigt sich auch darin, dass es einen Ausbilder, einen festen Ansprechpartner für den Nachwuchs gibt.

Und im wöchentlichen Azubi-Tag, an dem die Auszubildenden aus dem „normalen“ Betrieb freigestellt sind, um gemeinsam mit dem Ausbilder ein bestimmtes Thema vertiefen zu können. Außerdem erarbeitet der Betrieb einen eigenen Ausbildungsplan, damit die Azubis die gesamte Bandbreite des Berufs kennenlernen. Tossing: „Es gibt manche in der Branche, die machen den Meister und haben nie in die Arbeitsvorbereitung reingeschnuppert, weil das der gesetzliche Ausbildungsplan nicht vorsieht.“

Das Ausbildungsthema ist den beiden Firmenchefs wichtig. Die Würdigung mit dem zweiten Platz,  Kategorie Handwerk, beim bundesweiten Wettbewerb „Ausbildungs-Ass 2022“ (ausgelobt unter anderem  von den Junioren des Handwerks Deutschland e.V. und den Wirtschaftsjunioren Deutschland e.V.) bedeutet ihnen insofern vor allem eines: „Dass wir genau so weitermachen wie bisher.“

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