ÖPNV in der Region Ein Bus wird kommen ...

Trier · Betriebsrätearbeitskreis Trier-Monaise und der DGB Trier legen Verkehrsstudie vor. OB Leibe sieht Potenzial im ÖPNV und verspricht Verbesserungen.

  Wie kann das Industriegebiet Trier-Monaise besser an den ÖPNV angeschlossen werden? Der Betriebsrätearbeitskreis diskutiert mit OB Wolfram Leibe (Bildmitte) über Möglichkeiten.

Wie kann das Industriegebiet Trier-Monaise besser an den ÖPNV angeschlossen werden? Der Betriebsrätearbeitskreis diskutiert mit OB Wolfram Leibe (Bildmitte) über Möglichkeiten.

Foto: TV/Heribert Waschbüsch

Wie weit ist Ihr Wohnort vom Arbeitsort entfernt? Wo ist die  nächste Bushaltestelle? Wie kommen Sie zur Arbeit? Sind Sie mit der Situation des Arbeitsweges zufrieden?

Solche und ähnliche Fragen bekamen die rund 5000 Beschäftigten in den 200 Betrieben im Trierer Industriegebiet Monaise in einer Umfrage vorgelegt. Nun liegt das Ergebnis vor und bietet den Verantwortlichen einen Ansatz, die Situation zu verbessern. Die Ergebnisse der vom DGB begleiteten Studie wurden im Medienhaus Trierischer Volksfreund vorgestellt. TV-Geschäftsführer Thomas Deicke begrüßte die Gäste: „Das ist ein total spannendes Projekt, denn davon können die Mitarbeiter, die Unternehmen und auch die Stadt profitieren.“ Die Initiative geht auf den Betriebsrätearbeitskreis Trier-Monaise zurück, in dem sich Betriebsräte von Japan Tobacco International (JTI), Gerd Willems, MM Gaphia (MMG), Jürgen Keipinger, Heintz van Landewyck, Andreas Clemens, und Trierischer Volksfreund, Stefan Strohm, zusamengeschlossen haben. Unterstützt werden sie von DGB-Regionsgeschäftsführer James Marsh und NGG-Geschäftsführer Klaus Schu.

Gerd Willems sieht mit der Umfrage einen ersten Schritt in die richtige Richtung. „Daraus kann für die Kollegen, die Unternehmen und die Stadt Trier eine Win-win-Situation entstehen. Es kann doch nicht sein, dass wir die Verkehrsverdichtung nur mit zusätzlichen Parkplätzen beantworten.“

Damit liegt das Ansinnen der Betriebsräte ganz auf der Wellenlänge der Stadt. Oberbürgermeister Wolfram Leibe unterstützt die Aktion bereits seit ihren Anfängen vor zwei Jahren. „Ich bin froh, dass wir hier eine Basis haben, auf der wir nun aufbauen können.“

SWT-Geschäftsführer (Bus) Michael Schröder sprach gar von „einem Geschenk, das sie mir gemacht haben“.  Mehr als 500 Beschäftigte haben sich an der Umfrage beteiligt, so dass die Daten einen repräsentativen Charakter haben. Student Michael Siebert (mittlerweile berufstätig) von der Uni Trier hat die Fragebögen für den DGB ausgewertet. DGB-Chef James Marsh stellte die wichtigsten Punkte heraus: „Fast die Hälfte der Befragten, 48,1 Prozent, wohnen in Trier. Das ist ein erstaunlicher Wert“, fand Marsh. Denn damit steht der Ansatz, dass diese Mitarbeiter Bus oder Rad nutzen können. Und wie sieht es damit aus? 84,4 Prozent aller Beschäftigten pendeln mit dem Auto zur Arbeit. Aus der Stadt Trier sind das noch 72 Prozent. Im Stadtgebiet sind 9,2 Prozent PKW-Mitfahrer, 1,7 Prozent kommen mit dem Motorrad, 20,9 Prozent mit dem Bus, 1,3 Prozent setzen sich auf ein E-Bike, 4,2 Prozent aufs Rad und 31,8 Prozent gehen zu Fuß zur Arbeit (Mehrfachmeldungen waren möglich).

Bei Schichtarbeitern erhöht sich die Zahl der Autofahrer sogar noch auf 83,33 Prozent. „Das zeigt, hier gibt es ein großes Potenzial, dass mehr Mitarbeiter auf den öffentlichen Personennahverkehr umsteigen“, erklärt James Marsh.

Doch die Umfrage hat auch hinterfragt, welche Hindernisse bei der Nutzung der Busse gesehen werden. Mit knapp 29 Prozent beklagen hier die Befragten die Dauer der Verbindung, 27,7 Prozent nennen eine schlechte oder keine Anbindung, 21,8 Prozent kritisieren das Umsteigen und gute zehn Prozent finden keine Busverbindung nach 18 Uhr.

Für SWT-Geschäftsführer Steffen Maiwald ist das ein guter Ansatz, um sich dem Thema zu nähern. „Die Qualität des Angebots im ÖPNV ist das A und O.“ Dabei sei augenscheinlich die Taktung das Problem, insgesamt sei die Ausgangslage aber nicht schlecht. „Unser Ansatz muss es sein, den Individualverkehr zu begrenzen.“

Triers Oberbürgermeister Wolfram Leibe sieht das ebenso. „Wir haben jetzt die Ergebnisse der Umfrage und können auf dieser Grundlage schauen, wie wir die Situation verbessern.“ Ab 2021 soll im neuen SWT-Busfahrplan das Industriegebiet abends durch die Linie 83 angefahren werden. Von 2023 an dürfen die Beschäftigten auf die Anbindung an die Weststrecke hoffen, so dass der ÖPNV auch besser aus der Region angebunden wäre.

Doch der OB möchte nicht so lange warten. „Wir sollten überlegen, wie wir schon kurzfristig den Schichtarbeitern ein Angebot machen können.“ So könnten (neue) Bushaltestellen in der Nähe der Firmen nach 22 Uhr angefahren werden. Bei JTI mit rund 250 Mitarbeitern in der Spätsicht endet der Arbeitstag um 22 Uhr, bei Heintz van Landewyck um 22.30 Uhr mit rund 80 Beschäftigten. Doch OB Wolfram Leibe nimmt auch die Unternehmen mit ins Boot. „Die Stadtwerke werden den Unternehmen Angebote für E-Bike-Ladestationen machen.“ Zudem gibt es besondere Angebote für ein Jobticket, das die Firmen ihren Mitarbeitern anbieten könnten.  Nun werde man seitens der SWT prüfen, ob zusätzliche Haltestellen und ein zusätzliches Angebot zwischen 22 und 23 Uhr schnell zu realisieren seien.

Für DGB-Chef James Marsh „der richtige Weg und ein wichtiges Zeichen“. Gerd Willems sieht aber die Vermarktung als wichtigen Baustein an.

„Viele Beschäftigte wissen gar nicht, welche Möglichkeiten sie haben. Wir müssen dabei für mehr Transparenz sorgen.“

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