Bitburger ohne Brause

Bitburg · Um ein Haar hätte die Bitburger Braugruppe die Kult-Limonadenmarke "Bionade" geschluckt. Doch die Übernahme platzte, die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe machte das Rennen. Gab es wegen der bayerischen Bio-Brause tatsächlich Zoff unter den Bitburger Eigentümer-Familien, wie jetzt behauptet wird?

Die Geschichte der Bionade ist ein modernes Märchen. Mitte der 1990-er Jahre steht die Peter-Brauerei im unterfränkischen Ostheim kurz vor der Pleite. Da schlägt die Stunde von Braumeister Dieter Leipold, der seit Jahren an einem alkoholfreien biologischen Erfrischungsgetränk bastelt, einer "Fanta ohne Chemie", wie er selbst sagt.

Zunächst ist das eilends neu auf den Markt gebrachte Getränk nur ein Geheimtipp unter eingefleischten Ökos. Doch schon bald explodiert die Nachfrage nach der in diversen Geschmacksrichtungen erhältlichen Bio-Brause. Mit schöner Regelmäßigkeit vermelden ihre Macher neue Rekord-Absatzzahlen.

Die Trendwende kommt im Sommer 2008. Als die Flasche Bionade im Geschäft plötzlich 80 statt 60 Cent kostet, brechen Absatz und Umsatz regelrecht ein. Zunehmend machen auch von Konkurrenten auf den Markt geworfene Nachahmer-Produkte der Kult-Brause zu schaffen.

Auch für den geplanten Eroberungs-Feldzug im Ausland fehlt plötzlich Geld. Bionade-Mehrheitsgesellschafter ESH (Egon Schindel Holding, hat Marken wie Rhönsprudel oder Spreequell) hatte deshalb vor einiger Zeit die Privatbank Sal. Oppenheim mit der Suche nach einem finanzkräftigen Käufer beauftragt. In der Eifel wurden die Banker fündig.

Die Bitburger Braugruppe (Bitburger, König-Pilsener, Köstritzer, Licher, Wernesgrüner) wollte nach Informationen unserer Zeitung die bayerische Bio-Brause schlucken. "Die Verhandlungen waren bereits weit gediehen", sagt ein Insider dem TV. Doch kurz vor dem Vertragsabschluss platzte das Geschäft. Grund seien "Streitigkeiten im Bitburger-Eigentümerkreis" gewesen, berichtet unter anderem das "Manager Magazin", allerdings ohne konkret zu werden.

Streit um eine Investition von geschätzt 20 Millionen Euro? Klingt angesichts einer prall gefüllten Bitburger "Kriegskasse" nicht besonders plausibel. Andere Quellen wollen wissen, dass kurz vor Vertragsabschluss "neue Informationen über Bionade aufgetaucht" seien, die die Bitburger Getränkegruppe zu einem Rückzug bewogen hätten. Neue geheime Informationen? Klingt auch ein wenig abenteuerlich.

"Wir sind ständig auf Partner-Suche"

Einen Kommentar zu dem Tauziehen hinter den Kulissen wollen weder Bionade noch Bitburger abgeben. Nur dass "die Bitburger Braugruppe ständig auf der Suche nach potenziellen Partnern" sei, räumt Unternehmenssprecherin Kerstin Flötner ein. Ähnlich hatte sich Flötner jüngst geäußert, als es um die mögliche Übernahme der Koblenzer Brauerei Königsbacher ging (TV vom 15. September). Nach Informationen unserer Zeitung ist über das Geschäft noch nicht entschieden.

Zumindest bei der Kult-Brause Bionade machte ein anderer nationaler Brau-Gigant das Rennen: Die zum Oetker-Konzern gehörende Radeberger-Gruppe (Jever, Schöfferhofer, Clausthaler) hält künftig 70 Prozent der Anteile. 30 Prozent bleiben der Alt-Eigentümer-Familie Kowalsky.

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