Blitzschlag in die Produktion

TRIER. Für Stunden stand am Donnerstagabend die Produktion in den regionalen Industriebetrieben still: 200 Tonnen Stahl konnten nicht verarbeitet werden, 180 000 Flaschen Bier blieben leer und 60 Millionen Zigaretten wurden nicht produziert. All dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Chaos-Tag.

Die Wirtschaft in der Region ist sauer auf das RWE. "Die Durchleitungsgebühren werden erhöht, und der Strompreis steigt. Und dann passiert so etwas wie gestern", schimpft Uli Rass, Geschäftsführer des Trierer Stahlwerkes (TSW) auf den Stromversorger. Rass schätzt den Schaden, den der rund vierstündige ProduktionsAusfall im Stahlwerk verursacht hat, auf rund 30 000 Euro. "Dabei hatten wir noch Glück." Das Stahlwerk war in der so genannten Auskühlphase und nicht in der Produktion. Dennoch standen für rund vier Stunden alle Räder beim TSW still, und als die Produktion wieder anlaufen sollte, gab es im Walzwerk einen Defekt. "Dort hat ein Kurzschluss einen Schaden in der Anklage verursacht, wir konnten nur beschränkt Stahl walzen, bis am nächsten Tag das Ersatzteil eingebaut war", sagt Uli Rass. Auch bei Goodyear Dunlop in Wittlich fiel die Produktion Stunden lang aus. Erst um 23.30 Uhr lief wieder alles rund. Produktionsdirektor Francois Delé: "Als wir gesehen haben, dass der Stromausfall länger andauert, haben wir die knapp 200 Mitarbeiter der Schicht nach Hause geschickt und mit einem Rumpf-Team weitergemacht." Zur Nachtschicht konnte dann die Produktion wieder aufgenommen werden. Ein gesamte Schicht fiel aber aus. Manfred Güllich, bei Japan Tobacco International zuständig für Notfallversorgung, berichtet Ähnliches. Rund 60 Millionen Zigaretten konnten bei JTI durch den Stromausfall nicht produziert werden. Auch hier schickte das Unternehmen die Schicht nach Hause und brachte das Werk mit einem Rumpfteam wieder ans Netz. Dabei hätten die Stadtwerke schnell reagiert. Zehn Minuten nachdem der Zigarettenhersteller wieder am Netz war, kamen Spezialisten von den Stadtwerken und fuhren die Gasübergabestation hoch. Für den JTI-Manager ist der Imageschaden fast noch schlimmer als der Ausfall. "In einem internationalen Konzern ist es wichtig, dass die Produktionssicherheit gewährleistet ist, und ein Vorteil von Deutschland war bisher immer das stabile Versorgungssystem und die Produktionssicherheit." Bei der Bitburger Brauerei sollte am 18. September ein Konzern übergreifender Test "unterbrechungsfreie Stromversorgung" anstehen. "Nun hatten wir den Test schon ganz unfreiwillig", sagt Bit-Pressesprecher Dietmar Henle. Die Datenleitungen zwischen den einzelnen Standorten konnten auch noch über den Stromausfall hinaus aufrecht gehalten werden - doch nur begrenzt. In der Produktion hat die Brauerei indes keine Absicherung. "Dafür ist der Strombedarf viel zu groß", sagt Henle. Außer dem Produktionsausfall - rund 180 000 Flaschen Bier konnten nicht abgefüllt werden - gab es zeitliche Verzögerungen. Ein Filtrationsvorgang musste wiederholt werden, aber gegen 19.45 Uhr lief alles wieder in gewohnte Bahnen. Der Tiefkühlkost-Händler "Bofrost" in Kenn wurde vom Stromausfall zwar auch überrascht, doch hatte das Unternehmen Glück im Unglück. "Unsere 34 LKW waren zu der Zeit alle noch auf Tour. Die Wagen haben natürlich ein autarkes Kühlsystem", sagt Bezirksverkaufsleiter Klaus Grote. Trotzdem hatte das Unternehmen bereits einen Notfallplan erstellt. "Bei einem längeren Ausfall über zehn Stunden hinaus hätten wir die Kühlhäuser und über Notstromaggregate versorgt." Doch diese logistische Mammutleistung blieb dem Unternehmen erspart.

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