Chefs öffnen ihre Geldbeutel

TRIER. Was verdient wer? Eine immer spannende Frage. Zumal in Deutschland jeder ein Geheimnis aus seinem Verdienst macht. Zumindest unter den Funktionären im Gesundheitswesen und bei den Krankenkassen-Chefs ist damit Schluss. Seit 1. März müssen Kassen-Vorstände und die Chefs des Ärztevereinigung ihr Salär veröffentlichen.

 Öffentliches Bekenntnis: Krankenkassen-Vorstände müssen ihre Gehälter und Bezüge offen legen.Foto: Friedemann Vetter

Öffentliches Bekenntnis: Krankenkassen-Vorstände müssen ihre Gehälter und Bezüge offen legen.Foto: Friedemann Vetter

Niemand redet gerne über sein Gehalt. Und je mehr man verdient, desto zurückhaltender wird man. Vor allem Spitzenmanager machen gerne ein Geheimnis aus ihren Bezügen - und das nicht erst, seit über Managergehälter und -abfindungen vor Gericht verhandelt wird. Und wenn mal ein Gehalt der obersten Klasse bekannt wird, verteidigt sich der Empfänger gerne damit, dass sein Salär im Vergleich zu anderen Managern noch mager ausfalle. Genau das praktizieren derzeit die Krankenkassen. Seit 1. März müssen die Vorstände der knapp 300 gesetzlichen Kassen nach dem Willen von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt ihre Bezüge offen legen, sowohl im Bundesanzeiger als auch in ihren Mitgliederzeitschriften. Damit soll Transparenz geschaffen werden, und die Versicherten sollen die Möglichkeit haben, Krankenkassen besser miteinander zu vergleichen.Unter den Bezügen von Banken-Vorständen

Sind womöglich Krankenkassen, die ihren Chefs weniger Jahresgehalt zahlen als andere, die besseren? Jedenfalls verweisen die Kassen derzeit unisono auf eine Studie der Unternehmensberatung Kienbaum, wonach ein Vorstandsgehalt in der Gesetzlichen Krankenkasse mit im Schnitt 150 000 Euro unter den Bezügen eines Sparkassen- oder Volksbank-Vorstandes mit bis zu 1000 Mitarbeitern liege, die zwischen 179 000 und 245 000 Euro verdienten. Auch gegenüber den Bezügen der Vorstände privater Kassen oder vergleichbarer Positionen in der privaten Wirtschaft seien die Gehälter für die Spitzenmanager bei den Gesetzlichen Kassen "Peanuts", wird immer wieder ins Feld geführt. Bleibt also die Frage, was die Vorstände der Krankenkassen verdienen. Zum Beispiel der Chef der AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bockemühl. Im vergangenen Jahr erhielt er nach eigenen Angaben, einschließlich einer variablen erfolgsabhängigen Vergütung, knapp 154 000 Euro, sein Stellvertreter verdiente 124 600 Euro. Außerdem steht den Vorstandsmitgliedern ein Dienstwagen zur Verfügung. Bockemühl liegt im Schnitt der Bezüge seiner Kollegen. Der Chef der Berliner AOK hat 2003 ein Bruttogehalt von 121 320 Euro plus eine Erfolgsprämie von bis zu 25 Prozent des Jahreseinkommens erhalten, sein bayerischer Kollege erhielt 156 000 Euro (ohne 30 prozentige Prämie). Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Hans-Jürgen Ahrens, bekam 165 000 Euro plus maximal 33 000 Euro Erfolgsprämie im vergangenen Jahr. Zwischen 70 000 (Vorstand einer kommunalen Betriebskrankenkasse in Süddeutschland) und 221 000 Euro (Chef der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK) liegt die Spanne der Spitzeneinkommen bei den Kassen. Auch die Techniker Krankenkasse (TK) gehört mit 216 730 Euro für den Vorstandsvorsitzenden und 198 835 Euro und 170 000 Euro für die beiden anderen Vorstände eher zu den Spitzenreitern. "Wir bewegen uns im angemessenen Rahmen im Vergleich zu anderen Vorstandsgehältern", meint aber TK-Sprecher Holger Dieter. Auch wenn das Entgelt der Leiterin der rheinland-pfälzischen TK-Landesvertretung in Mainz nicht veröffentlicht werden muss, da es sich nicht um Vorstandsgehalt handelt, macht man bei der Techniker kein Geheimnis um das Gehalt. Etwa 73 400 Euro verdiene sie. Barmer-Chef Eckart Fiedler, der seine Bezüge bereits vor zwei Jahren bekannt machte, erhielt 185 422 Euro inklusive Prämien. Festgelegt werden die Vorstandsgehälter von den Verwaltungsräten.Auch Ärzte-Lobby-Verband muss sich äußern

Offenbar sind die Ärzte angesichts der breiten Spanne bei den Bezügen etwas überrascht. "Jahresgehälter über 200 000 Euro sind eine seltene Ausnahme", verkündete vergangene Woche verwundert die Ärzte-Zeitung und musste erkennen, dass "viele kleinere Kassen ihren Chefs deutlich weniger als 100 000 Euro im Jahr" zahlen. Auch die Vorstände und Geschäftsführer der Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) müssen ihre Bezüge offen legen. Doch dort herrscht noch Schweigen. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung werde am 26. März die Zahlen vorstellen und im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichen. Vorher werde man keine Gehälter nennen, wiegelt der Trierer KV-Geschäftsführer Leo Mattes ab. Immerhin legte ein Arzt seine Bezüge offen. Elis Huber, Ex-Präsident der Berliner Ärztekammer, verdiente im vergangenen Jahr 104 814 Euro. Huber hat allerdings die Seiten gewechselt und ist nun Chef der Securvita Betriebskrankenkasse.

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