China-Krise als Chance

Kann die deutsche Milchindustrie durch den Skandal um verseuchtes Milchpulver in China profitieren? Bei der Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld gab es inzwischen erste Anfragen aus China.

Pronsfeld/Thalfang. Der Skandal um verseuchtes Milchpulver hat in China das Vertrauen in die dortige Milchindustrie beschädigt. Nun erhalten deutschen Molkereien erste Nachfragen aus Asien, ob sie Milch nach China liefern könnten. "Wir haben von chinesischen Geschäftspartnern erste Anfragen", sagt der Sprecher der Milch-Union Hocheifel in Pronsfeld, Wolfgang Rommel. Die Muh liefert bisher Sahne an einige chinesische Händler. "Das ist kein großes Geschäft", sagt der Unternehmenssprecher. Nun habe es erste Anfragen nach H-Milch gegeben, ohne dass diese Gespräche schon konkret geworden seien.

Bisher können deutsche Molkereien mit H-Milch in China noch kaum Geschäfte machen. 300 Tonnen H-Milch wurden 2007 nach China exportiert, das sind nur 15 LKW-Ladungen.

Der Deutsche Milchindustrie verband (MIV) hat auch von "Anfragen aus China" berichtet. Bisher ist Deutschland mit Milchpulver in China im Geschäft. Im ersten Halbjahr hätten deutsche Molkereien rund 3500 Tonnen Milchpulver nach China geliefert, das seien 54 Prozent mehr als noch vor einem Jahr, erklärt etwa MIV-Geschäftsführer Eckhard Heuser. Rund 15 der etwa 100 deutschen Molkereien stellen noch Vollmilch- und Molkenpulver her. Darunter auch die Hochwald-Molkerei in Thalfang. Für Hochwald-Chef Karl-Heinz Engel ist der Export ein wichtiges Standbein. 2007 betrug der Exportanteil am Umsatz 415 Millionen Euro. "In den ersten acht Monaten haben wir nun schon 280 Millionen erreicht." Die Gruppe exportiert in 120 Länder, darunter auch nach China. Experten spekulieren, dass Peking rund 50 000 Tonnen Molkenpulver weltweit aufkaufen könnte. Für die Hochwald als Pulver-Produzent eine interessante Aussicht. "Wir haben bisher keine Anfragen, beobachten aber den Markt aufmerksam", sagt Engel dazu.

Die Milchbauern könnten neue Akzente gebrauchen. Im Oktober stehen Verhandlungen zwischen Handel und Molkereien an. Experten zweifeln, dass es gelingt, die Preise gegenüber dem Handel zu halten. Dabei erhalten die Milchlieferanten derzeit zwischen 29 und 35 Cent für einen Liter Milch. Die Muh zahlt 34 Cent, Hochwald zur Zeit rund 32 Cent. Der Bund Deutscher Milchviehalter drängt auf einen Milchpreis von über 40 Cent je Liter.

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