Damit Innenstädte attraktiv bleiben

Trier · Unter dem Thema "Vorfahrt für die Innenstadt" hat der Ausschuss für Handel und Standortmarketing der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier ein neues Leitbild zur Entwicklung des Einzelhandels in der Region Trier niedergeschrieben. Die zentrale Forderung: Vor allem die Innenstädte sollen attraktiver werden.

 Das neue Leitbild präsentieren Matthias Schmitt, Karin Kaltenkirchen, Stephanie Illg-Kollmann und Georg Stephanus (von links). TV-Foto: Rolf Lorig

Das neue Leitbild präsentieren Matthias Schmitt, Karin Kaltenkirchen, Stephanie Illg-Kollmann und Georg Stephanus (von links). TV-Foto: Rolf Lorig

Foto: Rolf Lorig (flo), Rolf Lorig ("TV-Upload Lorig"

Trier. In den nächsten Tagen werden die politischen Entscheidungsträger in der Region Post von der IHK Trier bekommen. In einem großformatigen Umschlag verpackt kommt dann das Leitbild zur Politik. "Natürlich können wir nur unsere Wünsche und Vorstellungen formulieren, ohne die Politik läuft da nicht viel", sagt Karin Kaltenkirchen, Geschäftsführerin vom Trierer Modehaus Marx und Vizepräsidentin der IHK Trier. Dem stimmt Matthias Schmitt, IHK-Geschäftsführer für den Bereich Standortpolitik und Unternehmensförderung, zu. "Die Politik weiß dank des Leitbildes dann genau, was die Geschäftswelt von ihr erwartet."
Das wichtigste Anliegen ist dabei der Erhalt funktionierender und lebenswerter Innenstädte: "Es gibt leider schon einige Beispiele in Rheinland-Pfalz, wo die Zahl der Leerstände bedenkliche Ausmaße angenommen hat." Ihr Kollege Georg Stephanus, Geschäftsführer des Stephanus Buchhandels Trier und Vorsitzender des IHK-Ausschusses für Handel und Standortmarketing, muss da nicht lange überlegen: "In Wittlich beispielsweise liegt die Zahl der Leerstände bei etwa 30 Prozent." Auch in Idar-Oberstein könne nicht mehr von einer geschäftlich intakten Innenstadt gesprochen werden. Wichtig ist den Unternehmern aber auch, dass keine zusätzlichen neuen Märkte auf der grünen Wiese entstehen. Diese Flächen könnten sehr gut anderweitig genutzt werden: "Baumärkte und Möbelhäuser gehören nicht in die Innenstadt."
Als ein gelungenes Beispiel für eine neue Handelsansiedlung benennen die Kammerfunktionäre die Trier Galerie. Die habe sich bestens in die Innenstadt integriert. Ein weniger gutes Beispiel sei das angedachte Vorhaben des überdimensionierten ECE-Centers gewesen, das glücklicherweise erst die Bürger und dann den Stadtrat gegen sich aufgebracht habe. Mit Blick auf die Politik fordert Kaltenkirchen darum: "Bei allen Vorhaben gilt: Wir wollen grundsätzlich nichts verhindern. Im Interesse von funktionierenden Innenstädten fordern wir aber transparente und ergebnisoffene Prozesse."Bessere Versorgung auf dem Land


Georg Stephanus behält die besondere Problematik von ländlichen Regionen im Auge: "Dass es in den meisten kleineren Kommunen bei der Versorgung der Bürger starke Engpässe gibt, ist uns sehr wohl bekannt. Darum haben wir die Verbesserung dieses Zustandes auch in das neue Leitbild aufgenommen." Zwar gebe es mancherorts von Kommunen initiierte Dorfläden. Andernorts erfolge die Nahversorgung durch rollende Einkaufsmärkte. Grundsätzlich aber sei wünschenswert, dass es auf dem Land zu neuen Geschäftseröffnungen komme.
Zwar könne man niemandem vorschreiben, wo er sein Geschäft eröffne. Jedoch verfüge die Kammer über sehr viel Know-how, das man gerne an potenzielle Interessenten weitergebe, sagt Schmitt. Allerdings müsse sich jeder bei seinem Einkaufsverhalten klar darüber sein, dass man die weitere Entwicklung mitgestalten könne: "Wer in dem Geschäft in seinem jeweiligen Wohnort einkauft, unterstützt und sichert diesen Betrieb."
Mit einem weiteren Beispiel wendet sich Stephanus an die Landespolitik. Für ihn ist es nicht nachvollziehbar, dass die Betreiber von Outlet-Centern an 16 Sonntagen ihre Geschäfte öffnen können, der Einzelhandel aber nur an vier Sonntagen. Stephanus: "Hier fordern wir Chancengleichheit."
Eine andere und nicht neue Forderung an die Kommunen liegt laut Karin Kaltenkirchen in der Erreichbarkeit der Innenstädte. Bedingt durch den ländlichen Raum der Region bestehe eine hohe automobile Dichte, die bessere Straßen und Parkmöglichkeiten erfordere. Neben dem Ausbau des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) habe die Politik hier schon seit geraumer Zeit einen hohen Handlungsbedarf.
"Unsere Innenstädte müssen für Bewohner, Besucher und Lieferanten gleichermaßen erreichbar bleiben", fordert die IHK-Vizepräsidentin. Und untermauert die Bedeutung des Handels (siehe Extra): "Mit 25 000 Arbeitsplätzen und rund 1000 Ausbildungsplätzen belegt der Handel den zweiten Platz unter den stärksten Branchen der Region."Extra

In der Region Trier betrug der Einzelhandelsumsatz im vergangenen Jahr 2,88 Milliarden Euro. Das Gros entfiel dabei mit 1,10 Milliarden Euro auf die Stadt Trier, gefolgt von den Landkreisen Trier-Saarburg (563,20 Millionen Euro), Bernkastel-Wittlich (517,59 Millionen Euro), Bitburg-Prüm(460,35 Millionen Euro) und Vulkaneifel (249,38 Millionen Euro). Die Kaufkraft der Region beziffert die IHK Trier für den gleichen Zeitraum auf 10,24 Milliarden Euro. Im Einzelnen: Landkreis Trier-Saarburg: 2,83 Milliarden Euro, Landkreis Bernkastel-Wittlich: 2,29 Milliarden Euro, Stadt Trier: 2,1 Milliarden Euro und Landkreis Vulkaneifel: 1,2 Milliarden Euro. Aktuell verzeichnet die Region 6190 Einzelhandelsbetriebe. Im vergangenen Jahr gab es 13 751 Beschäftigte im Einzelhandel, 6293 im Großhandel und 4251 im KFZ-Handel. flo

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