Das Auge entscheidet mit

IRREL. Wer nur Architektenzeichnungen von Grundriss und Aufriss vorliegen hat, kann sich kaum vorstellen, wie dieser Plan in der Realität aussehen soll. Die Irreler Firma CDS Cad Solutions lässt solchen Pläne lebendig werden und die Ideengeber interaktiv mitarbeiten.

 Vom Architektenplan zur dreidimensionalen Darstellung: Edmund Bohr (rechts) geht mit Michel Waehnert die Details für ein Luxemburger Immobilienprojekt durch.Foto: Sabine Schwadorf

Vom Architektenplan zur dreidimensionalen Darstellung: Edmund Bohr (rechts) geht mit Michel Waehnert die Details für ein Luxemburger Immobilienprojekt durch.Foto: Sabine Schwadorf

Kein Sinnesorgan lässt sich so leicht vereinnahmen wie das Auge. Nicht umsonst heißt es: Das Auge isst mit. Dieses Motto hat sich auch Edmund Bohr zu Eigen gemacht. Denn was fürs Essen gilt, hat auch in der Computersimulation seine Bedeutung. Für Maschinen- oder Flugzeugbau, Design und Messebau hat Bohr mit seiner Firma CDS Cad Solutions sein Hobby zum Beruf gemacht. Dank seiner Erfahrungen als Maschinenbauer und Cad-Techniker kann er Häuser, Wohnanlagen, Messestände, Ski-Arenen oder Produktionshallen zum Leben erwecken.Daten werden ständig kopiert

Bis zum April 2004 war Bohr in einem Konstruktionsbüro für dreidimensionale Modelle im Flugzeugbau tätig. "Doch ich dachte mir: 3D-Modelle, das kann nicht alles sein, um Vorstellungen plastisch zu machen. Die müssen sich auch bewegen können", sagt der 41-jährige Eifeler. Nun leitet er sein eigenes Konstruktionsbüro mit zwei weiteren Mitarbeitern und arbeitet mit der Waxweilerer Partnerfirma Autotherm und Architektenbüros zusammen. Bei einem Arbeitsspeicher von 7000 Megabyte - etwa 14 Mal so viel wie ein Standardcomputer - und 1000 Gigabyte Festplattenspeicher - etwa zwölf Mal so viel wie ein Heimrechner - rattern die Geräte permanent und verarbeiten so viele Daten, dass diese zwei Mal täglich kopiert werden müssen. Ein paar Beispiele: Für die weltgrößte Fleischermesse IFFA in Frankfurt konstruierte die Irreler Firma einen "Gläsernen Räuchertunnel" für 250 Tonnen Wochenkapazität im Wert von vier Millionen Euro. Allein dafür haben die Rechner über acht Millionen so genannter Polygone oder Oberflächen verarbeiten müssen, bis die Simulation perfekt war. Für die Paraglide-Weltmeisterschaft in den Dolomiten lieferte CDS Cad Solutions die Simulation von Event, Zeltstadt, Wettkampf und Laser-Spektakel. Die grafische Genauigkeit ist dabei beachtlich. Bis in die letzten Baumspitzen, Grashalme oder Teppichfasern kann CDS Cad Solutions fast reale Anblicke erzeugen. "Damit können die Auftraggeber ihre Kunden leichter gewinnen", erklärt Bohr - ob als Video-Präsentation, Kamerafahrt oder Dia-Show. Wie beim Luxemburger Immobilienprojekt "Quartier résidentiel" in Frisange der Groupe Guy Rollinger und Waehnert Immobilière. 33 Einfamilienhäuser und zehn Großresidenzen samt Geschäften, Pizzeria und Parkanlage galt es, Investoren und Bewohnern schmackhaft zu machen. Dank der Irreler Firma konnten die Interessenten nun durch die Wohnungen schlendern, die Gaststätte besuchen und auf der Terrasse Platz nehmen. "Wir haben von der Planung bis zur DVD-Präsentation alles übernommen", sagt der Fachmann, der sich in jede Zeichnung hineindenken muss. Vor allem die Nachtlicht-Simulationen in der Tiefgarage seien beeindruckend gewesen. Der Clou: Deutschlandweit arbeitet Edmund Bohr als einer der ersten mit der speziellen Final Vision-Software, die es dem Auftraggeber ermöglicht, interaktiv mit CDS Cad Solutions zu arbeiten. "Das erspart Architekten und Planern enorm viel Zeit, Kosten und teure Fehlplanungen, weil sie an ihrem Schreibtisch die Projekte begutachten und verändern können", sagt Edmund Bohr. Und man sei erstaunlich schnell. Nach rund 16 Stunden sei etwa das Luxemburger Projekt fertig gewesen. Deshalb seien solche Visualisierungen nicht nur für Großprojekte, sondern auch für mittelständische Firmen aus der Region lohnenswert, wie etwa Messestände für die Cebit oder Hoteleinrichtungen zeigten. "Ich wusste, dass es einen Markt für solche Angebote gibt", sagt Jungfirmengründer Bohr. Dass aber so viel Potenzial dahinter steckt, überrascht auch den Fachmann. Dabei ist er selbst sein eigener Werbeträger. Ob Kaffeetasse oder Kugelschreiben, Edmund Bohr hat seinen Blick für dreidimensionale Visualisierungen geschärft, ständig versuchen seine Augen, ein Objekt oder eine Bewegung für den Computertrick zu erfassen. Da war es wieder, das Auge, das Sinnesorgan, das so schnell zu beeindrucken ist.

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