Das Aus kam schleichend

Trier · Keine Rettung mehr für das Trierer Werk des österreichischen Autozulieferers Eybl. Bis Ende des Jahres wird an der Mosel die Produktion eingestellt werden, 128 Mitarbeiter werden entlassen.

 Spätestens Ende des Jahres werden die Werkstore bei Eybl in Trier für immer geschlossen bleiben. TV-Foto: Friedemann Vetter

Spätestens Ende des Jahres werden die Werkstore bei Eybl in Trier für immer geschlossen bleiben. TV-Foto: Friedemann Vetter

"Das ist eine Katastrophe." Roland Wölfl, Trierer Chef der Gewerkschaft IG Metall, ist entsetzt. Entsetzt, dass es keine Rettung mehr gibt für das Trierer Werk des österreichischen Autozulieferers Eybl. 128 Mitarbeiter werden bis Ende des Jahres auf der Straße stehen. Die meisten von ihnen vermutlich ohne berufliche Perspektive: Die Mehrheit der Trierer Eybl-Beschäftigten ist über 50 Jahre alt - zu alt, um noch einmal in einem neuen Job beginnen zu können.

Erste Kündigungen wird es im April geben



Da dürften die mit Gewerkschaft und Betriebsrat vereinbarten Abfindungen für alle 128 Mitarbeiter nur ein schwacher Trost sein. Ende April wird es die ersten Kündigungen geben. Gewerkschaftsfunktionär Wölfl rechnet damit, dass bis Ende November die Produktion in Trier noch laufen wird, "dann werden die Lichter ausgehen", sagt er.

Das Aus für den Trierer Standort, an dem Stoffe für die Innenauskleidung von Autos produziert werden, hat sich schon seit langem angedeutet. Seit der Übernahme des Trie rer Unternehmens Bobinet durch den österreichischen Eybl-Konzern im Jahr 1999 wurde dort ständig Personal abgebaut. Bereits 2002 wurden 100 Mitarbeiter entlassen. Im Herbst 2005 sollten weitere 39 Stellen wegfallen. In letzter Minute konnte der Betriebsrat das verhindern. Doch die Entwarnung war nur vorläufig. Aus der Konzernzentrale im österreichischen Krems hieß schon damals, der Standort Trier bleibe "ein integraler Bestandteil unserer strategischen Planungen".

Mittlerweile ist der Eybl-Konzern pleite. Im Dezember beschäftigte das an 13 Standorten in fünf Ländern tätige Unternehmen noch 4000 Mitarbeiter, jetzt sind es noch 2500. Das Insolvenzverfahren ist eröffnet. Eybl, das Textilien etwa für Sitzbezüge entwickelt und produziert, soll 24 Millionen Euro an die rund 600 Gläubiger zahlen.

Über 100 Millionen Euro an Schulden



Das dürfte auch der Grund sein, warum sich der Konzern von seinen Tochtergesellschaften, etwa der in Trier, trennt. Die Gesamtforderungen der Gläubiger belaufen sich nach österreichischen Medienberichten auf knapp 55 Millionen Euro. Die gesamten Schulden des Unternehmens werden auf 115 Millionen Euro geschätzt.

Kürzlich wurde bekannt, dass der Wolfsburger Autozulieferer Prevent (10 000 Mitarbeiter produzieren in 35 Werken Teile für die Innenausstattung) Eybl übernimmt. Eine Standortgarantie habe es aber nur für die österreichischen Werke in Krems und Gemünd gegeben, sagte gestern eine Unternehmenssprecherin unserer Zeitung. Mit der Schließung des Trierer Werkes verhindere man eine Insolvenz der dortigen Tochtergesellschaft.

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