Handwerk Corona-Pandemie: Ein Spagat für das Bauhandwerk

Trier · (red) Während viele Unternehmen wegen des Lockdowns zunehmend in eine Schieflage geraten, sind die Auftragsbücher im Bau- und Ausbauhandwerk weiterhin gut gefüllt. Aber auch dieser Wirtschaftszweig steht vor pandemiebedingten Herausforderungen.

Karin Oster, Geschäftsführerin bei dem Innungsfachbetrieb Oster Dach in Bernkastel-Andel, hat viel Verständnis für alle Maßnahmen zur Corona-Bekämpfung. Sie sieht das Handwerk aber auch einem Spagat ausgesetzt: „Der zunehmende Druck, der auf vielen Betrieben lastet, ist enorm. Denn zum einen wollen wir die Arbeit gerade in Bezug auf wichtige Hygiene- und Schutzmaßnahmen sicher durchführen, zum anderen müssen wir termintreu liefern.“

Termine und Fristen trotz Corona einhalten zu müssen, sei für die Betriebe immer wieder eine große Herausforderung, betont die Dachdeckermeisterin: „Klingt einfach, geht aber praktisch gesehen an der aktuellen Lage vorbei. So wie wir unsere Arbeit umstrukturieren mussten, um Schutzmaßnahmen für Mitarbeiter und Kunden zu ermöglichen, so ist es auch bei den meisten Lieferanten. Da sind zum Beispiel Fertigungshallen bei Holzlieferanten nur mit halber Schicht besetzt. Nur so können die Abstände eingehalten werden.“ Zudem werde die Belegschaft in verschiedene Kolonnen aufgeteilt. „Man kann nicht alle Schutzmaßnahmen umsetzen und dann noch einhundert Prozent Leistung  erwarten“, findet Karin Oster. „Und ohne Material lässt sich nicht bauen. Da kann man noch so früh bestellen und auf Termintreue beim Lieferanten pochen. Im Ergebnis wartet man acht bis zehn Wochen anstatt sonst drei bis vier. Die Realität setzt da einfach Grenzen.“

Mehr Planungssicherheit für die Betriebe würde sich auch Andreas Unger, Geschäftsführer des Landesinnungsverbandes des Dachdeckerhandwerks Rheinland-Pfalz, wünschen. „Auch wenn die wirtschaftliche Situation im Bereich des Bauhandwerks während der Corona-Krise bisher vergleichsweise gut und stabil verlaufen ist, spüren viele Handwerksbetriebe die Auswirkungen und Einschränkungen der Corona-Situation sehr deutlich“, berichtet Unger.

Vor diesem Hintergrund plädiert Johannes Lauer, Landesinnungsmeister beim Landesinnungsverband des Dachdeckerhandwerks Rheinland-Pfalz, für mehr gegenseitiges Verständnis.

Auch die Handwerkskammer Trier nimmt es so wahr: Das Handwerk muss sich laufend auf die veränderten Umstände einstellen, um Kundenwünsche in der bewährten Ausführung zu erfüllen. „Das ist nicht immer einfach, aber in der Regel gelingt es den Betrieben sehr gut“, betont Geschäftsführer Matthias Schwalbach. Wenn es in Einzelfällen einmal hake, gebe es immer einen Weg, so Schwalbach.

Diese Einschätzung teilt auch Dirk Kleis, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Mosel-Eifel-Hunsrück Region und der Dachdecker-Innung Bernkastel-Wittlich.

„Wir alle haben seit rund einem Jahr unter besonderen Umständen zu arbeiten und zu leben. Aber ich sehe in den Reihen unserer Innungsfachbetriebe eine große Bereitschaft, den immer neu aufkommenden Problemen mit praktikablen Lösungen zu begegnen, damit am Ende möglichst alle zufrieden sind.“

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