"Das sind schwarze Schafe"

TRIER. Die Anrufer fühlen sich belästigt und betrogen: Statt dem erwünschten Infomaterial über Lose der Süddeutschen Klassenlotterie gibt es gleich eine Abbuchung vom Konto. Für die Betroffenen ist es schwierig, aus einem solchen Vertrag wieder herauszukommen.

"Sie fragte mich, ob ich die Lose kaufen möchte. Ich lehnte ab, und da donnerte sie den Hörer auf." So wie diese Frau in einem Verbraucherforum im Internet ihre Erfahrungen mit Telefonverkäufern für Lose der Süddeutschen Klassenlotterie (SKL) schildert, geht es derzeit vielen. Sie erhalten zu Hause oder auf ihrem Handy einen Anruf angeblich im Auftrag der SKL, bei dem der Kauf von Losen für die bald beginnende Runde für das Millionenspiel angeboten wird. Die Angerufenen sollen mit der Aussicht auf tägliche Millionen-Gewinne und der Möglichkeit, an der SKL-Show im Fernsehen ("Die kennen Sie doch sicher. Das ist die mit Günther Jauch.") geködert werden. Die Frage, ob man sich erst einmal über das Spiel informieren könne, wird nur unzulänglich beantwortet: "Wenn Sie sagen, Sie wollen mitmachen, erhalten sie die Unterlagen." Zur Adresse wird dann aber auch die Bankverbindung abgefragt. "Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass es sich hier um unseriöse Anbieter handelt", ärgert sich SKL-Geschäftsführer Gerhard Rombach. Doch die Masche ist nicht neu. Im Internet beschweren sich schon seit einiger Zeit Verbraucher, dass sie mit solchen unerwünschten Anrufen belästigt werden und dass die Anrufer zum Teil recht ruppig am Telefon sind. Bei der SKL gibt man zu, dass Telefonmarketing ein gängiger Vertriebsweg sei, die Lose zu verkaufen. "Doch dafür gibt es eindeutige Regeln. Die Anrufer müssen deutlich sagen, für welche Firma sie arbeiten, und sie dürfen niemanden belästigen." Rombach versichert, dass man jedem Hinweis auf Missbrauch nachgehen und anzeigen werde. Notfalls, falls die Firma bekannt sei, erwirke man eine einstweilige Verfügung gegen sie, um die Abzocke zu verbieten. Rund 140 Lotterie-Einnehmer verkaufen nach Angaben von Rombach Lose für die SKL. Sie arbeiten auf Provisionsbasis: Pro verkauftem Los erhalten sie einen Festbetrag von der SKL. Die Verlockung, auch mit unseriösen Methoden zu arbeiten, ist dabei anscheinend groß. "Ich kann nicht die Hand für jeden Einnehmer ins Feuer legen. Aber die meisten sind seriös", versichert Rombach. Den Verbraucherschützern ist die Abzocke per Telefon längst ein Dorn im Auge. Das Europäische Verbraucherzentrum weist daraufhin, dass auch mündlich, also per Telefon abgeschlossene Kaufverträge gültig sind. Dabei handelt es sich um so genannte Fernabsatzverträge, also um eine Abmachung zwischen einem Unternehmer und einem Verbraucher, die ausschließlich etwa per Telefon getroffen wurde. Laut Paragraf 312 (Bürgerliches Gesetzbuch) zu Fernabsatzverträgen muss der Anbieter bei diesen Telefongesprächen eindeutig seine Identität und den Zweck, nämlich das Verkaufen, mitteilen. Geschieht dies alles, und der Angerufene gibt mit der Nennung seiner Bankverbindung eine Quasi-Einverständnis-Erklärung zum Kauf, könnte der Kunde zumindest bei Anrufen von Lotto-Spielgemeinschaften schlechte Karten haben. Denn während bei fast allen per Telefon zustande gekommenen Verträgen ein gesetzlich verankertes Widerspruchsrecht besteht, ist dieses bei Wett- und Lotterie-Dienstleistungen ausdrücklich ausgenommen. Der Tipp: Am besten keine Geschäfte per Telefon machen und schon gar nicht irgendwelche persönlichen Daten wie etwa Kontonummern weitergeben. Weitere Informationen zu unerwünschter Werbung gibt es montags, mittwochs und donnerstags bei der Verbraucherberatung Rheinland-Pfalz unter der Telefonnummer: 0190/778081 (1,24 Euro pro Minute).

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